Ein sehr einfaches Mittel könnte helfen, die Ausbreitung der Coronapandemie einzudämmen: Denn Virologinnen und Virologen der Ruhr-Universität Bochum haben gemeinsam mit Kollegen aus Jena, Ulm, Duisburg-Essen, Nürnberg und Bremen in Zellkulturexperimenten gezeigt, dass sich SARS-CoV-2-Viren mit handelsüblichen Mundspülungen inaktivieren lassen. Bei Infizierten können im Mund-Rachenraum zum Teil hohe Viruslasten nachgewiesen werden. Die Anwendung von SARS-CoV-2-wirksamen Mundspülungen könnte helfen, kurzzeitig die Viruslast und damit das Risiko einer Übertragung der Coronaviren zu senken. Dies könnte beispielsweise vor zahnärztlichen Behandlungen nützlich sein.
Die Mundspülungen eignen sich jedoch nicht dazu, eine Covid-19-Infektion zu behandeln oder um sich selbst vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen. Die Ergebnisse der Studie beschreibt das Team um Toni Meister, Prof. Dr. Stephanie Pfänder und Prof. Dr. Eike Steinmann aus der Bochumer Forschungsgruppe Molekulare und Medizinische Virologie im Journal of Infectious Diseases, online veröffentlicht am 29. Juli 2020. Eine Überprüfung der Laborergebnisse in klinischen Studien steht noch aus. Acht Mundspülungen im ZellkulturtestDie Forscherinnen und Forscher testeten acht Mundspülungen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen, die in Apotheken oder Drogeriemärkten in Deutschland erhältlich sind. Sie mischten jeweils die Mundspülung mit Viruspartikeln und einer Belastungssubstanz, die den Effekt des Speichels im Mund nachstellen sollte. Das Gemisch wurde dann für 30 Sekunden geschüttelt, um den Effekt des Gurgelns zu simulieren. Anschließend nutzten sie zur Bestimmung des Virustiters Vero-E6-Zellen, welche besonders empfänglich für Sars-Cov-2 sind. Zur Bewertung der Wirksamkeit behandelten die Forscherinnen und Forscher die eingesetzten Virussuspensionen vor Zugabe auf die Zellkultur parallel mit Zellkulturmedium anstatt Mundspülung. Klinische Studien in ArbeitDie Bochumer Gruppe prüft die Möglichkeiten einer klinischen Studie zur Wirksamkeit von Mundspülungen auf Sars-Cov-2-Viren, in der die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler testen wollen, ob der Effekt auch bei Patienten nachweisbar ist und wie lange er anhält. Ähnliche Arbeiten laufen bereits in San Francisco; das Bochumer Team steht mit den US-amerikanischen Forscherinnen und Forschern dazu in Kontakt. FörderungDie Arbeiten wurden gefördert von der Europäischen Union im Rahmen des Horizon-2020-Programms (Grantnummer 101003555) sowie von der Stiftung Universitätsmedizin Essen. Originalpublikation:Lesen Sie hier die Studienergebnisse im Original: |