Zahnimplantate ziehen bisweilen Komplikationen nach sich: Bei vielen Patienten entstehen in den Jahren nach dem Setzen des Implantats Entzündungen. Verursacht werden Mukositis und Periimplantitis neben anderen Faktoren auch durch Bakterien. Schlimmstenfalls zerstören sie das weiche Gewebe und den Knochen rund um das Implantat, sodass es zu einem Implantatverlust kommen kann.
Künftig sollen laut einer Presseinformation der Universität Würzburg Patienten mit Zahnimplantaten schnell und kostengünstig feststellen können, ob sich in ihrem Mund eine solche Entzündung anbahnt: Mit einem Kaugummi-Schnelltest, den ein Pharmazie-Forschungsteam der Universität Würzburg entwickelt hat.
Früherkennung soll Komplikationen verhindern
Praktisch funktioniert das so: Liegt im Mundraum eine Entzündung vor, wird beim Kauen des Kaugummis ein bitterer Geschmackstoff freigesetzt. Der Patient geht dann zu seinem Zahnarzt, der die Diagnose bestätigt und die Entzündung behandelt. Diese Art von Früherkennung sollte helfen, schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.
„Jeder kann dieses neue diagnostische System überall und jederzeit und ohne technisches Equipment einsetzen“, sagt Prof. Dr. Lorenz Meinel, Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Uni Würzburg. Er hat das neue Diagnosemittel mit Dr. Jennifer Ritzer und ihrem Team entwickelt. Das Journal „Nature Communications“ stellt den Kaugummi in einem Artikel aktuell vor.
Enzyme setzen Bitterstoff frei
Die wissenschaftliche Grundlage: Bei Entzündungen werden im Mund spezifische protein-abbauende Enzyme aktiviert. Innerhalb von nur fünf Minuten zerschneiden sie auch einen speziellen Inhaltsstoff des Kaugummis. Dadurch wird ein Bitterstoff frei, der vorher nicht zu schmecken war.
Den Nachweis, dass das Konzept funktioniert, hat Meinels Team erbracht. Erste Studien mit dem Speichel von Patienten wurden an der Zahnklinik Merli in Rimini durchgeführt.
Firmengründung geplant
Um das Kaugummi auf den Markt bringen zu können, plant Meinels Team die Gründung einer Firma. Der Professor geht davon aus, dass bis zur Marktreife noch zwei bis drei Jahre nach Gründung der Firma vergehen werden.
Kaugummi-Schnelltests für weitere medizinische Anwendungen befinden sich in der Entwicklung. „Wir hoffen, dass sich damit auch andere Krankheiten adressieren und frühestmöglich behandeln lassen“, erklärt Meinel.