Dies ist Teil 1 unserer Artikelserie 'Der Praxisinhaber als Unternehmer':
- Unternehmerisches Denken und Handeln im Fokus
- Die fünf Ebenen der Unternehmensführung
- Mitarbeiter fördern und motivieren
- Prozesse messen und verbessern
Viele Praxisinhaber sind davon überzeugt, dass die ständig schlechter werdenden Rahmenbedingungen zu demotivierten Mitarbeitern, verunsicherten Patienten und sinkenden Erträgen führen. Der Behandler will sicherlich nur das Beste für seine Patienten und ihn optimal versorgen. Aber genau das gestaltet sich zunehmend schwieriger.
Im persönlichen Gespräch mit Zahnärzten trifft man auf Aussagen wie folgende:
„Im Grunde bin ich mit Leib und Seele Zahnarzt, mich faszinieren die medizinisch-handwerklichen Herausforderungen, die sich jeden Tag aufs Neue stellen. Weniger faszinieren mich die ständig wachsenden behördlichen und gesetzlichen Anforderungen, die mir die Zeit mit meinen Patienten stehlen. Hinzu kommen Patienten- und Mitarbeitergespräche, lästige Fragen rund um die Abrechnung bis hin zu schwierigen Gesprächen mit Kostenerstattern, die ebenfalls von Tag zu Tag problematischer werden.“
Wer sich dafür engagiert, die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, wird annehmen, dass diesbezüglich in Deutschland im Durchschnitt eine sehr hohe Qualität anzutreffen ist. Dem wird vor allem seitens Politik gern widersprochen. In den Medien ist das öffentliche Bild der medizinischen Versorgung in Deutschland durch die Attribute zu schlecht, zu wenig effektiv, zu wenig effizient und vor allem zu teuer geprägt. Gleichzeitig wird eine Neiddebatte geschürt, die den (Zahn-)Arzt zu Unrecht nicht mehr wie früher als honoriges Mitglied der Gesellschaft darstellt, sondern als Ausbeuter eines nicht mündigen Patienten, der durch die mächtigen Krankenkassen beschützt werden muss.
Kritisches Gutachten
Bereits im „Jahresgutachten 2000/ 01 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ hieß es unter Punkt 472: „Das deutsche Gesundheitssystem ist nicht nur durch Defizite in der medizinischen Versorgung gekennzeichnet. Unstrittig sind auch falsche Anreizstrukturen, unzureichende Qualitätssicherungen und Organisationsmängel. Damit sind notwendigerweise Ineffizienzen verbunden. Diese kann man analytisch aufzeigen, im Einzelnen aber – zumindest ex ante – kaum quantifizieren. Fehlanreize und Organisationsmängel, und damit Ursachen für unerwünschte Kostensteigerungen, die Beitragssatzerhöhungen nach sich ziehen, lassen sich sowohl in den individuellen Beziehungen zwischen ,Patient und Arzt‘ als auch in den institutionellen Beziehungen zwischen ,Krankenkassen – Kassenärztlichen Vereinigungen – Krankenhäusern – Arzneimittelanbietern‘ identifizieren.“
Verlierer und Gewinner
Daraus wurde damals folgende Konsequenz gezogen: „Aufseiten der Anbieter von Gesundheitsleistungen werden Effizienzsteigerungen im System unter Status-quo-Bedingungen und statistisch betrachtet kurzfristig zu Umsatz- und Einkommensverlusten führen; daher wird eine effizienzorientierte Reformpolitik so lange auf den politischen Widerstand all derjenigen stoßen, die fürchten, zu den Verlierern effizienterer Anreizsysteme und Organisationsstrukturen zu gehören. Und natürlich wird es bei und nach einer effizienzsteigernden Intensivierung des Wettbewerbs um Patienten und zwischen den Leistungsanbietern Verlierer geben. Gleichzeitig aber werden die wettbewerbsfähigen Ärzte, Praxisnetze, Krankenhäuser oder Arzneimittelanbieter – auch im Vergleich zum Status quo – mit höheren Gewinnen oder Überschüssen rechnen können. Eine Reform mag noch so gut konzipiert sein, kein Konzept einer Strukturreform wird Umsetzungschancen haben, wenn es nicht gelingt, klarzumachen, dass damit auch ökonomische Vorteile sowohl für die Patienten als auch für die kompetitiven und innovativen Leistungsanbieter verbunden sind.“
In der weiteren Entwicklung wurde Qualitätsmanagement als Pflichtprogramm im deutschen Gesundheitswesen eingeführt, um eine ausreichende und zweckmäßige, das heißt patienten- und bedarfsgerechte, an der Lebensqualität orientierte, fachlich qualifizierte, aber auch wirtschaftliche medizinische Versorgung sicherzustellen. Das übergreifende Ziel besteht offiziell nach wie vor darin, die Wahrscheinlichkeit erwünschter Behandlungsergebnisse bei Individuen und in der Gesamtbevölkerung zu erhöhen.
Ob und wann tatsächlich eine leistungsorientierte Vergütung eingeführt wird, ist heute nicht abzusehen. Wer die gesundheitspolitischen Entwicklungen allerdings aufmerksam verfolgt, wird sich schnell darüber klar, dass nicht Qualitätsmanagement als eigenständige Disziplin, sondern vielmehr unternehmerisches Denken und Handeln für die Praxis von existenzieller Bedeutung sind. Abzuwarten, bis weiterer Handlungsdruck entsteht, könnte zu spät sein und die angedeuteten monetären Nachteile nach sich ziehen.
Ein Blick über den Tellerrand führt zu klassischen Konzepten der Unternehmensführung, die sich in anderen Branchen bereits lange bewährt haben, um unternehmerischen Erfolg nicht als Zufallsprodukt von Fleiß und günstigen Voraussetzungen zustande kommen zu lassen. Versteht man ein Unternehmen als ein System, das unter den gegebenen Rahmenbedingungen seine Kräfte und Mittel optimal einsetzt, um Kunden überzeugende Leistungen zu bieten, wird man zwangsläufig den Führungsaufgaben der Planung und Steuerung einen angemessenen Stellenwert zugestehen. Eine an den beteiligten Menschen orientierte Unternehmensführung fängt stets bei der Vision an und reicht bis zur Steuerung der Mitarbeiter über individuelle Zielvereinbarungen.
Fragen zur Umsetzung unternehmerischer Methoden und Konzepte in der Zahnarztpraxis stellen Sie bitte per E-Mail an: zahnarzt@mind-maxx.de.
Dies ist Teil 1 unserer Artikelserie 'Der Praxisinhaber als Unternehmer':
- Unternehmerisches Denken und Handeln im Fokus
- Die fünf Ebenen der Unternehmensführung
- Mitarbeiter fördern und motivieren
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