Das Amt des Präsident Elect ermöglicht durch feste Verankerung im Führungsteam der DGKFO einen späteren reibungslosen Wechsel. Lisson, in hohen Norden Deutschlands groß geworden, absolvierte seine zahnärztliche und fachzahnärztliche Ausbildung sowie erste Führungsaufgaben an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). 2002 nahm er einen Ruf an auf die Professur für Kieferorthopädie an der Universität des Saarlandes in Homburg (Saar) und engagierte sich dort in vielen Aufgaben der Fortbildung und Lehre sowie in leitenden Funktionen.
Kieferorthopädie nur für ein schönes Lächeln zuständig
Sein professionspolitisches Engagement zeigte er auch als als Präsident der Vereinigung der Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (VHZMK). 2013 war Lisson Tagungspräsident der 86. Wissenschaftlichen Jahrestagung der DGKFO in Saarbrücken und beeindruckte mit einem herausfordernden Programm. Seine fachlichen Schwerpunkte sind Funktionskieferorthopädie, interdisziplinäre kieferorthopädisch-chirurgische Behandlungen ausgeprägter dentofazialer Deformitäten, die interdisziplinäre Therapie von Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und anderen kraniofazialen Fehlbildungen.
Befragt, was er als wichtigste Veränderung der Kieferorthopädie in den vergangenen Jahren erachtet, meint Lisson: „Dass sich die Kieferorthopädie als interdisziplinär akzeptierter Bestandteil der Zahnheilkunde und der Medizin positioniert hat. Wer heute noch denkt, dass die Kieferorthopädie nur für ein schönes Lächeln zuständig ist, lebt ohne Zweifel im Gestern.“
Der Kommerzialisierung der Zahnmedizin widerstehen
Verändert hätten sich aber auch die Rahmenbedingungen – hier sieht er große Herausforderungen: „Die Kieferorthopäden stehen vor der schweren Aufgabe, der zunehmenden Kommerzialisierung der Zahnmedizin zu widerstehen. Kieferorthopädische Maßnahmen sind ein wichtiger Beitrag zur Wiederherstellung eines beschwerdefreien Kausystems und sollten deshalb nicht unter merkantilen Gesichtspunkten betrieben werden. Der Patient und dessen Probleme sollen im Fokus stehen, nicht die Gewinnoptimierung.“
Zur Frage, welche Rolle die DGKFO für die Kieferorthopädie in der Praxis spielt, setzt er klare Trennlinien: „Die DGKFO spielte seit jeher eine wichtige Rolle als wissenschaftliche Begleiterin der Praxis. Hieran sollte sich nichts ändern. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie Abstimmung zwischen Wissenschaft und Standespolitik ist wichtig – Aufgaben der letzteren sollten aber nicht Teil der Arbeit der DGKFO werden.“
Die DGKFO
Die Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie e.V. (DGKFO) wurde 1908 in Köln gegründet. Sie ist als wissenschaftliche Fachgesellschaft mit der Prophylaxe und Korrektur von Stellungsfehlern der Zähne sowie der Lage- und Formabweichungen der Kiefer befasst. Zurzeit gehören der Gesellschaft etwa 3.500 Mitglieder an. Damit ist sie eine der größten selbstständigen wissenschaftlichen Fachgesellschaften, die mit der DGZMK einen Kooperationsvertrag geschlossen haben.