Das HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V. (HIS-HE) hat gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Hochschulentwicklung (DZHW) im Frühjahr 2018 eine Befragung unter Studierenden zum Selbststudium durchgeführt. Unter Selbststudium wird das studienbezogene Lernen außerhalb von Lehrveranstaltungen verstanden. Ziel der Erhebung war es, empirische Daten darüber zu gewinnen, an welchen Orten und mit welchem Zeitaufwand Studierende außerhalb von Lehrveranstaltungen lernen. Es handelt sich um die Wiederholung einer Studie aus dem Jahr 2012, um eine Studierendengeneration später zu ermitteln, welche Veränderungen sich in den letzten Jahren ergeben haben.
Das Selbststudium der Studierenden stellt sich je nach Fächergruppe sehr heterogen dar. Den höchsten Zeitaufwand für das Selbststudium an Universitäten erbringen die Studierenden der Medizin und der Rechtswissenschaften mit bis zu 25 Stunden pro Woche; den geringsten Aufwand die Studierenden der Sozial- und Kulturwissenschaften (rund 17 Stunden pro Woche). An den Fachhochschulen ist der Aufwand für das Selbststudium geringer und liegt in der Regel zwischen 14 und 18 Stunden pro Woche.
Im Ergebnis zeigt sich, dass aktuell die beliebteste Lernwelt der Studierenden nach wie vor das Homeoffice ist: rund zwei Drittel der Studierenden lernen vor allem zu Hause, ein Drittel lernt überwiegend in der Hochschule. Innerhalb der Hochschulen ist die Bibliothek der beliebteste Lernort. Allerdings lernt eine große Gruppe von Studierenden kaum oder gar nicht in der Bibliothek, ein kleinerer Anteil dagegen sehr intensiv (mehr als 8 Stunden pro Woche). Die digitalen Angebote der Hochschulbibliotheken werden von rund 80 Prozent der Studierenden genutzt, überwiegend von zu Hause aus.
„Andere Orte“ spielen mit 2 Prozent nur eine untergeordnete Rolle, 8 Prozent der Studierenden haben keine Präferenz. Die Studierenden konnten ihre Angabe „anderer Ort“ durch ein Textfeld (offene Angabe) präzisieren. Hier wird am häufigsten der Erwerbs-Arbeitsplatz (Erwerbstätigkeit neben dem Studium) genannt. Teilweise handelt es sich dabei möglicherweise um Studierende, die ihre Abschlussarbeit an ihrem Arbeitsplatz (Unternehmen oder Hochschule) verfassen. Aufgrund der zumeist unspezifischen offenen Angaben lässt sich dies jedoch nicht eindeutig aufklären. Darüber hinaus wurde unter anderem das Selbststudium im Freien oder in einem Café genannt.
Gegenüber der empirischen HISBUS-Studie zur zeitlichen und räumlichen Organisation des Lernens von Studierenden aus dem Jahr 2013 hat der Anteil der Studierenden, die die Hochschule als Ort des Selbststudiums präferieren, leicht zugenommen (von 23 Prozent auf 29 Prozent). Der Anteil der Studierenden, die ihr Zuhause präferieren, ist entsprechend zurückgegangen (von 68 Prozent auf 60 Prozent).