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It´s like magic

Wer kennt den Zauberspruch?

Die „Revelio“-Zauber – in unterschiedlichen Konfigurationen –
analysieren und zeigen nicht sichtbare Objekte oder Lebewesen
an. Bekannt ist der Zauber „Homenum revelio“, der die
Anwesenheit eines unsichtbaren Menschen signalisiert.
(HP VII/9).

Magier und Zauberer haben etwas Besonderes an sich. Sie sind geheimnisvoll und verblüffen und erfreuen uns Menschen gleichermaßen. Zahntechniker arbeiten für gewöhnlich zwar nicht mit Zaubersprüchen, aber etwas haben der Magier und der Zahntechniker tatsächlich gemeinsam: magische und geschickte Hände, mit denen sie die Menschen erfreuen!

Immer wieder gibt es im Labor Situationen, die uns vor große Herausforderungen stellen. Ein Außenstehender könnte angesichts des Ergebnisses vielleicht doch an Zauberei denken. Ein Zauberspruch wie „Revelio“ wäre in diesem Fall durchaus hilfreich, um Verborgenes ans Licht zu bringen, und sei es die Magie hinter einer gelungenen, ästhetischen Arbeit. Bei uns gilt das selbstverständlich für das Thema Zähne. Was Revelio aus der Welt von Harry Potter und unser Patientenfall gemeinsam haben, zeigen wir euch im folgenden Patientenfall, den wir mit dem einen oder anderen (Zauber)-Trick erfolgreich gelöst haben.

Wenn ein Patient den Wunsch hat, sein äußeres Erscheinungsbild zu verändern, weil ihm seine jetzige Zahnstellung, Form oder Farbe nicht zusagt, sollten wir Zahntechniker von Anfang an dabei sein. Hier gibt es durch die Digitalisierung eine Vielzahl an Möglichkeiten, dem Patienten anschaulich zu vermitteln, wie das Ergebnis am Ende aussieht. Doch in solchen Fällen wähle ich immer noch sehr gerne den analogen Weg: das Mock-Up.

Doch bevor wir überhaupt loslegen können, beginnen wir zunächst mit der Vorarbeit. In unserem Labor schreiben wir nicht nur die Kommunikation zwischen dem Zahntechniker und unseren Behandlern groß, sondern auch die mit dem Patienten. Vorab befragen wir ihn nach seinen Wünschen, dokumentieren die komplette Situation, auch mit Fotos. Dabei gehen wir weit über die orale Ist-Situation hinaus: Es werden Portrait-Aufnahmen des Patienten von verschiedenen Seiten gemacht. Zur Planung gehört auch das Zuhören, so entstehen im Nachhinein viel seltener Reklamationen wegen Nichtgefallen. Zusammengefasst ergeben das Vorgespräch, die anschließende Analyse und das Konzept – Was ist machbar? – einen guten Ansatz, um gemeinsam zum Ziel zu kommen.

On Stage

Doch nun zu unserem Fall. Hier gibt es eine Besonderheit: wir sind analog gestartet und haben den kompletten Patientenfall digital beendet. Damit meine ich, dass wir das System erst bekommen haben, als der Patient schon vorstellig geworden war. Daher weiß ich, wie schwierig es ist, wenn man bei einem so abrasiv geschädigten Gebiss außer den Modellen keine Informationen erhält, also ohne den Patienten vorher zu vermessen und analysieren zu können. Deshalb wurde mit dem Mock-up analog gestartet. Welche Informationen uns das Modell trotzdem gibt und woran man sich orientieren kann, um ein passgenaues Ergebnis hinzubekommen, zeige ich euch mit ein paar einfachen Tricks. Das Ziel und damit der Wunsch des Patienten war eindeutig: Die Oberkieferzähne sollten beim Sprechen und beim Lachen sichtbar sein. Nach der Modellherstellung geht es also mit der Analyse am Modell weiter. Das Gebiss weist starke Abrasionen auf. Falsch wäre es, die Zähne nach unten hin zu verlängern, denn so wäre eine Störquelle programmiert, die dem Patienten im Nachhinein Probleme bereiten könnte.

Erster Tipp: Mathe!

Ich habe einige kleine Tricks in meinem Repertoire, um die richtige Länge eines Frontzahns zu ermitteln. Um beispielsweise die Länge der OK-Einsers zu berechnen, messe ich von Zahn 21 den Abstand von Papille zu Papille. In diesem Fall betrug die Breite 9 Millimeter. Der Rechenweg ist dann wie folgt: 9 Millimeter Breite + 20 Prozent = 10,8 Millimeter. Das entspricht der Länge des OK-Einsers. Hat man die Länge des Zahns erfolgreich ermittelt, muss man aber auch wissen, wo genau dieser beginnt.

Zweiter Tipp: Grenzen ziehen

Bei der Ermittlung, wo das Mock-Up an den Einsern beginnt, spielen die Vierer eine große Rolle, da diese im Gebiss die verlässlichste Schmelz-Dentin Grenze aufweisen. An dieser Grenze zieht man eine waagerechte Linie hinüber zum Vierer im nachfolgenden Quadranten – in unserem Fall vom Zahn 14 zu Zahn 24. Anhand dieser Linie lässt sich bestimmen, wo das Mock Up für den der Einser beginnen sollte. Was auffällt: Der Startpunkt liegt tief unter dem Zahnfleischsaum verborgen.

Doch keine Zauberei

Hand aufs Herz, wer hätte hier wirklich mit einem Mock-Up begonnen? Um in diesem Fall zu einem optimalen Ergebnis zu kommen, muss also eine Zahnfleischkorrektur vorgenommen werden. Die Kommunikation mit dem behandelnden Zahnarzt und dem Patienten ist dafür eine Grundvoraussetzung, da Zahnfleisch weggenommen werden muss. Ohne eine solche Analyse würden vermutlich nur die wenigsten Zahntechniker so weit oben mit dem Mock-Up beginnen. Der Vorteil eines Mock-Ups ist, dass man Schätzfehler noch einfach und schnell korrigieren kann. Zudem kann man sich Folgendes merken: Die anderthalbfache Breite des UK-Einsers ergibt die Frontzahnbreite des OK-Einsers. Zudem kann man sich folgendes merken: 1 ½ Breite des UK Einser ergibt eine Frontzahnbreite des OK Einsers.

Schlüsselfertig

Das Mock-Up wird mit einem Silikonschlüssel angeliefert. Einschnitte im Schlüssel erleichtern dem Zahnarzt seine Arbeit. Er benötigt lediglich ein scharfes Instrument, um alles, was herausquillt, wegzuschaben.

Wie es weiter geht…

Die endgültige Arbeit ist am Ende im Prinzip nur eine „Kopie“ des Mock-Ups. Doch zunächst muss der Zahnarzt die Zahnfleischkorrektur vornehmen. Einen kleinen Einblick in diesen Korrekturvorgang und in die Herstellung des Provisoriums gibt es in der nächsten dzw zahntechnik Edition.

ANTHIMOS TOLOMENIS, kurz Maki genannt, ist seit 2021 selbstständig bei der Dental Labor

Titelfoto: stock.adobe.com/Ron Dale