Bayerns amtierende Gesundheitsministerin Ulrike Scharf fordert von der Bundesregierung verlässliche Rahmenbedingungen für Zahnärzte. Scharf betonte anlässlich der Eröffnung des Bayerischen Zahnärztetags in München: „Zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger ist eine hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung unabdingbar. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass die Niederlassung für Zahnärztinnen und Zahnärzte attraktiv bleibt. Jeder Praxisbetrieb ist auf eine ausreichende Vergütung angewiesen. Die Bundesregierung darf die ambulanten Leistungserbringer nicht vergessen.“
Die Ministerin erneuerte die Kritik Bayerns am GKV-Finanzstabilisierungsgesetz des Bundes. Sie erläuterte: „Allen muss klar sein: Die Budgetdeckelung der vertragszahnärztlichen Vergütung schwächt die Versorgung. Ohne eine leistungsstarke ambulante Versorgung kann unser Gesundheitssystem aber nicht auskommen!“
Scharf fügte hinzu: „Eine Reform ist längst überfällig! Es braucht dringend eine grundlegende Überarbeitung der Gebührenordnung für Zahnärztinnen und Zahnärzte. Seit fast 35 Jahren wurde der Punktwert nicht mehr angepasst. Das ist weder wirtschaftlich, noch entspricht es dem aktuellen wissenschaftlichen Stand.“
Bürokratie abbauen und Digitalisierung verbessern
Auch die Entbürokratisierung müsse die Bundesregierung entschieden vorantreiben. In Zeiten drohenden Ärztemangels könne man es sich schlicht nicht mehr leisten, dass Zahnärzte so viel Zeit mit bürokratischen Hürden verbringen. Bürokratie koste Zeit, Geld und Nerven. Scharf fügte hinzu: „Ich bin überzeugt, dass die Digitalisierung für bürokratische Entlastung sorgen kann. Gerade im niedergelassenen Bereich wird die Digitalisierung aber oft als Zusatzbelastung empfunden: Es gibt zum Beispiel fehlerhafte E-Rezepte, Probleme bei der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und Konnektoren, die nicht richtig laufen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach darf bei der Einführung von neuen Strukturen die Nutzerinnen und Nutzer nicht vergessen.“
Die Ministerin betonte, dass man in Bayern die Zahnärzte, die Bürger und die Ärzteschaft insgesamt bei der digitalen Transformation nicht allein lasse. Scharf erläuterte: „Der im September erteilte Zuschlag aus Berlin, in Bayern eine Modellregion für Telematikinfrastruktur in Ober-, Mittel und Unterfranken zu schaffen, ist Auszeichnung und Auftrag zugleich. Mit zusätzlichen Mitteln aus Bayern will die Staatsregierung die Modellregion ergänzen und mit dem Projekt ‚Health Care BY Your Side‘ die Digitalisierung in Arztpraxen und Pflegeheimen voranbringen.“
Wichtig sei, die Digitalkompetenz bei den Praxis- und Pflegeteams mit einer Fortbildungsoffensive zu stärken. Gleichzeitig müssten aber auch Bürgern die Vorteile digitaler Gesundheitsversorgung erklärt und nicht einfach von oben verordnet werden. Scharf: „Gemeinsam nutzen wir die Digitalisierung. Wir machen damit die flächendeckende medizinische Versorgung in Bayern zukunftssicher!“