Am 13. und 14. April 2018 veranstaltet Camlog zum zweiten Mal die Start-up-Days für junge Zahnmediziner in Frankfurt am Main. Der erste Kongresstag bietet von 13 bis 18 Uhr Vorträge und eine Podiumsdiskussion mit allen Referenten. Ab 20 Uhr gibt es eine Party im "Windows 25" hoch oben im Japan Center. Am zweiten Kongresstag finden von 9 bis 13.30 Uhr Workshops statt. Michael Ludwig, Geschäftsführer der Camlog Vertriebs GmbH, erläutert in einem Interview in der iNPUT!, was das Kongressformat jungen Zahnmedizinern bringt und warum er es ausbauen will.
Bis 31. Januar 2018 kann man sich für 89 Euro anmelden, danach kostet es 119 Euro, die Party kostet 25 Euro (Preise plus Mehrwertsteuer). Teilnehmer können 11 Fortbildungspunkte erreichen. Programm und Online-Registrierung unter www.log-in-to-your-future.de.
Premiere 2016: "Eine Praxis ist kein Sprint, sondern ein Marathon"
Volles Haus im Frankfurter Radisson Blue: Mehr als 230 junge Zahnmediziner besuchten die 1. Start-up-Days "Log in to your future" des Wimsheimer Implantatspezialisten Camlog. Wie geht es nach Studium und Assistenzzeit weiter? Mögliche Antworten auf diese Fragen gab es am ersten Tag in Impulsvorträgen erfolgreicher Zahnmediziner, die unterschiedliche Praxisformen und -konzepte beschrieben.
Dabei zog sich ein Tipp wie ein roter Faden durch fast alle Vorträge: "Authentisch bleiben! Aufs Bauchgefühl hören. Auf die eigene Persönlichkeit und die eigenen Fähigkeiten vertrauen, denn das macht die Einzigartigkeit aus." Geschmeidig führten Dr. Dr. Nils Weyer (Esslingen) und Dr. Kathrin Becker, MSc, aus Düsseldorf durch das Programm.
Camlog-Geschäftsführer Michael Ludwig verwies im Eröffnungsvortrag neben anderem auf die vielen verschiedenen Rollen des Berufs Zahnarzt: "Ein Zahnarzt ist IT-Chef, Marketingchef, Finanzchef und vieles mehr. Er muss seine Patienten begeistern und ganz wichtig − seine Mitarbeiter. Kümmern Sie sich um Ihr Personal – wer es gut macht, wird auch die guten Leute haben."
Zuversicht: Nicht das "Ob", sondern das "Wie" im Blick haben
Wie sich unentschlossene Zahnmediziner "vom Maybe zum Be" entwickeln können, zeigte Unternehmenscoach Frank Caspers (Ginsheim-Gustavsburg) in "Start-Up: Ja oder Nein? Vom Maybe zum Be!". "Fragen Sie sich nie, ob, sondern wie Ihr Vorhaben funktioniert", riet er dem Publikum.
Was junge Zahnmediziner bedenken sollten, wenn sie ihren beruflichen Weg planen, erklärt Coach Frank Caspers im Interview. (© dzw-tv)
Das "Maybe" – die Unentschlossenheit – wird von der Angst genährt, so Caspers. Aber auch Widerstände und Hindernisse halten die Motivation niedrig, die eigene Komfortzone zu verlassen. Man solle den Blick auf das "Be" – Zuversicht und Kompetenz – richten anstatt auf mögliche negative Konsequenzen. Denn "in unserer Erziehung liegt der Fokus auf dem Nichtkönnen. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie können. Klären Sie an erster Stelle: Wofür tue ich das. Das gibt Ihnen Energie."
"Schreiben Sie das Ziel auf, kennen Sie es und lassen es dann los. Konzentrieren Sie sich auf das notwendige Verhalten, nicht auf das Ziel." Wie auch die weiteren Redner setzt Caspers auf Mentoren. "Nutzen Sie Mentoren, die lösen häufig Probleme, bevor sie überhaupt entstehen."
Spezialisierung: Das machen, was man gern tut und gut kann
Der Implantologe Dr. Oliver Zernial (Kiel) startete mit der Zahl 9.127 in einen unterhaltsamen Vortrag "Business Model Implantology – Are you ready?". 9.127 implantologisch ambitionierte Kollegen gab es zu diesem Zeitpunkt in Deutschland – Tendenz stetig steigend. Zernial forderte: "Die Rentabilität zu steigern ist wichtig, sie erhält die Freiheit. Denn Geld, das auf dem Konto liegt, ist nicht Konsum, es bedeutet Freiheit. Lassen Sie es dort."
Warum die spezialisierte Überweiserpraxis für Dr. Oliver Zernial ein erfolgreiches Praxiskonzept ist, beschreibt der Chirurg und Zahnarzt im Videointerview. (© dzw-tv)
Sein persönliches Rezept für Rentabilität lautet: Spezialisierung in der Implantologie. "Macht, was Ihr gern macht und gut könnt. Lasst den Rest – man muss ihn beherrschen, aber man muss nicht alles selber tun."
Wie finde ich aber Patienten? Zernials Konzept einer implantologischen Überweiserpraxis: "Ihr braucht gute Argumente. Auf keinen Fall billiger oder schneller implantieren. Angstfrei implantieren ist Standard, und Standard kann jeder. Ein gutes Argument ist Persönlichkeit; macht nicht andere nach, findet den eigenen Style, findet Konzepte. Einzigartig zu sein kostet nichts. Seid authentisch. Grabt verschüttete Fähigkeiten mithilfe eines Coachs wieder aus."
Patienten mit Service gewinnen: Lieblingsmusik und gute Erreichbarkeit
Warum kommen Patienten zu mir? "Man muss sich um den Patienten kümmern", rät er. Ein Spotify-Abo und ein iPod für dessen Lieblingsmusik während der OP sind da Gold wert. Oder das Telefon am Tresen, es ist das Nadelöhr für Termine und Patienten. Zernial arbeitet deshalb mit einem Callcenter zusammen.
Und ganz wichtig: "Ihr braucht ein Leben neben der Arbeit. Ein massiver Wasserschaden war nicht schlimm, aber als meine Power weg war, das war schlimm. Ein echter Partner, Hobby, Kinder und Freunde als Gegengewicht sind entscheidend."
Dr. Stefan Ulrici (Leipzig) hat gemeinsam mit einer zweiten Praxis erfolgreich alle zahnmedizinisch relevanten Fachgebiete und ein zahntechnisches Labor zusammengeführt und stellte die Prothetik als seinen Erfolgsfaktor vor.
Selbstständigkeit: Welche Berater wichtig sind
"Ich halte hier ein Plädoyer für die Selbstständigkeit – aber alles, was Du dafür brauchst, kriegst Du an der Uni nicht beigebracht", sagte Dr. Andreas Kraus (Peiting) und beleuchtete in "Augen auf beim Praxisstart – wichtige Aspekte bei der Selbstständigkeit". In seiner Familie in eine Zahnarztpraxis eingestiegen, gab er handfeste Tipps: "Fragt bei Eurem Geschäftspartner – auch innerhalb der Familie, welche Motivation er hat und welche Ihr? Bestenfalls ist das Verhältnis ausgewogen."
Der wichtigste Berater ist der Steuerberater, der wirklich berät und nicht nur Sachverwalter ist. "Er muss Dinge geduldig immer wieder erklären können. Jeder Partner braucht einen Steuerberater oder beide gemeinsam einen neuen – auch in der Familie." Das gleiche gilt für den Anwalt: Schriftstücke sollen verständlich verfasst sein, Fristen müssen eingehalten werden. Kraus: "Macht Verträge in guten Zeiten wie unter Dritten." Und: "Qualität kostet einfach Geld – falsch gespart kann teuer werden." Aber: "Lasst Euch bei der Bank nicht durch die niedrigen Zinsen zu große Kredite aufschwatzen. Verhandelt nie allein mit der Bank."
Praxisstandort und Fachkompetenz
"Auch Depots sind hilfreich, weil sie mit Innenarchitekten und Raumplanern zusammenarbeiten, die beim Umbau die Gewerke koordinieren und für Termintreue sorgen. Später muss Euch das Depot gute Erreichbarkeit und schnelle Hilfe bieten."
Zum Praxisstandort sagte Kraus: "Lass’ Dich da nieder, wo Du Dich wohlfühlst, aber mach’ eine gründliche Standortanalyse. Denn man kann auch in der Stadt wohnen und eine Praxis auf dem Land führen." In puncto Fachkompetenz rät auch er: "Man muss in allen zahnmedizinischen Bereichen fundamentale Kenntnisse haben, fortbilden und einschätzen können: Was ist State oft the Art? Wie ist die Prognose? Was kostet es den Patienten? Und wo schicke ich ihn hin? Diagnostizieren Sie gründlich und beraten Sie ehrlich. Seid nicht auf das schnelle Geld aus, das führt zu einer nachhaltigeren Patientenbindung."
Auch Dr. Angela Dergham, MSc, aus Stuttgart und Dr. Ralf Masur, MSc, aus Bad Wörishofen lieferten wertvolle Einblicke in ihre Gründerphasen.
Team: Alle müssen auf allen Positionen spielen können
"Eine Praxis ist kein Sprint, sondern ein Marathon", statuierte Dergham. Sie steht für das Konzept "Unique Selling – hochqualifizierte Spezialisierung unter einem Dach". "Zahnheilkunde gehört in die Hände von Spezialisten. Ich implantiere nicht selbst und habe mir Spezialistinnen in die Praxis geholt. Ebenso ist ein Zahntechniker Teil unseres Teams."
"Eigeninitiative und persönliches Engagement – Was will und kann ich leisten?" – unter diesem Aspekt stellte Dr. Angela Dergham den Teilnehmern der Camlog Start-up-Days 2016 ihr Praxiskonzept vor. Tipps für die Praxisgründung gibt sie im Video. (© dzw-tv)
Was ist ein Topteam? Es muss Tiki-Taka beherrschen. "In meiner Praxis können alle auf allen Positionen spielen." Als Chef muss man dazu Leader, Vertrauensperson und Vorbild auf Augenhöhe sein. Mitarbeiter müssen in Prozesse eingebunden werden. Dazu bedarf es regelmäßiger Meetings, Feedbacks und eines gezielten Fehlermanagements.
Um die steigenden Patientenansprüche zu bedienen, "betreiben Sie Marketing. Denken Sie daran, die zahnärztliche Leistung ist für den Patienten nicht messbar und vor allem, er kann die Leistung nicht zurückgeben. Deshalb sucht er nach Ersatzindikationen wie etwa Herzlichkeit, bewusste Zuwendung oder gepflegtes Aussehen." Marketing hilft so auch, die Mitarbeiter zu halten. Zum Marketing gehören weiter ein Corporate Design, die Homepage sowie gute Bewertungen auf Portalen und Qualitätszirkel.
Netzwerk: Klinken putzen lohnt sich
Dergham: "Pflegen Sie ein Überweisernetzwerk. Bei uns sind es Orthopäden, Physiotherapeuten, Osteopaten, Internisten und Kardiologen. Dafür haben wir Klinken geputzt und unser Konzept vorgestellt. Auch gesellschaftliches Netzwerken etwa Clubs, Verbänden oder Sponsoring lohnt sich. Zu Ihrem Netzwerk müssen auch ein spezialisierter Steuerberater, eine Factoring-Gesellschaft, gute Fachanwälte und ein zuverlässiges Depot gehören und, ganz wichtig: Mentoren."
Und die Fachkompetenz – das Handwerk? "Man kann sie nicht während des Gründens lernen. Nehmen Sie sich mehr Zeit, um sich Fähigkeiten anzueignen. Hospitieren Sie in Praxen mit guten Konzepten. Bauen Sie Stärken aus, doktern Sie nicht an Schwächen herum." Eigene Leistung muss reflektiert werden, dazu gehört auch der Umgang mit Niederlagen und Komplikationen. Dergham: "Jeder Fehler sollte nur einmal passieren, dann war er wenigstens für etwas gut, denn alle haben daraus gelernt."
Warum Camlog einen Kongress für junge Zahnmediziner veranstaltet, macht Camlog-Geschäftsführer Michael Ludwig im Interview deutlich. Und: Was die Teilnehmer dazu sagen. (© dzw-tv)
Für Camlog-Geschäftsführer Ludwig ist klar: "Wir werden die Start-up-Days wiederholen." – Kein Maybe, sondern ein Muss für angehende Zahnmediziner am Ende ihres Studiums oder spätestens in der Assistenzzeit.