2011 gründete Dergham die Zahnarztpraxis im Calwer Turm in Stuttgart mit eigenem Labor. Bei den Camlog Start-up-Days im April 2016 berichtete sie jungen Zahnmedizinern von ihren Erfahrungen und hatte eine Menge guter Tipps dabei.
"Eigeninitiative und persönliches Engagement – Was will und kann ich leisten?" – unter diesem Aspekt stellte Dr. Angela Dergham den Teilnehmern der Camlog Start-up-Days 2016 ihr Praxiskonzept vor. Tipps für die Praxisgründung gibt sie im Video. (© dzw-tv)
Dergham arbeitete nach Studium und Assistenzzeit einige Jahre am Fortbildungsinstitut Westerburger Kontakte und als angestellte Zahnärztin in Esslingen und Stuttgart, bevor sie Partnerin in einer Gemeinschaftspraxis wurde. Daneben absolvierte sie einen Masterstudiengang zu Funktionsdiagnostik und Therapie.
Bereits vor den Camlog Start-up-Days hat Dergham einige Fragen für die DZW beantwortet:
? Frau Dr. Dergham, die eigene Praxis, war das schon immer Ihr Ziel oder hat sich das ergeben?
Dr. Angela Dergham: Ich hatte ursprünglich ein anderes Ideal im Kopf und wollte mich als Partnerin in einer Gemeinschaftspraxis niederlassen. Die Verantwortung für eine Praxis wollte ich nie alleine schultern und ich wollte auch Freiräume für die Familie. Nachdem der Traum vom Gemeinschaftsmodell wegen persönlicher Differenzen platzte, während ich bereits Personalverantwortung für drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatte, habe ich mich in das Abenteuer Neugründung gestürzt.
? Ihr Vortrag bei den Camlog Start-up-Days „Eigeninitiative und persönliches Engagement – was will und kann ich leisten?“ lässt vermuten, dass einem die Dinge nicht gerade zufliegen.
Dergham: Ja, das stimmt. Mit der zahnärztlichen Behandlung ist es nicht getan. Man muss ein eigenes Team finden und formen, Netzwerke auf- und ausbauen, sich mit Marketing-, QM-, RKI- und Abrechnungsthemen beschäftigen, die fachliche Weiterbildung aufrechterhalten und vieles mehr. Das fordert dich viele Stunden am Tag.
? Würden Sie heute noch einmal so entscheiden? Was würden Sie gegebenenfalls anders machen?
Dergham: Ich würde wieder so entscheiden. Wir haben vieles richtig gemacht und sind erfolgreich. Wir haben ein starkes Team mit Persönlichkeiten. Heute weiß ich, dass man das nicht vom ersten Tag an hat und viel Zeit investieren muss. Als Neugründer wird man von Beratern umlagert.
Ich würde heute ganz gezielt für alles, sei es die Baufinanzierung, die Praxisversicherung, Handwerkerleistungen oder das Depot immer Zweitangebote einholen. Ich wäre auch weniger gutgläubig und harmoniebedürftig. Mit der Zeit bekommt man ein dickeres Fell und Erfahrung für Verhandlungssituationen.
? Nach fünf Jahren harter Arbeit haben Sie sich sehr gut etablieren können. Was ist für Sie in puncto Außendarstellung besonders wichtig?
Dergham: Gutes Marketing alleine reicht nicht. Basis ist immer ein qualitätsorientiertes Praxiskonzept. Was wirklich wichtig ist, ist eine positive Mund-zu-Mund-Propaganda. Es lohnt sich, Patienten nach ihrer Zufriedenheit zu fragen und Weiterempfehlungen offen anzusprechen.
Dies funktioniert nicht nur auf persönlicher Ebene, sondern auch im Internet über Arztbewertungsportale. Die Bewertungen sind mit unserer Website verlinkt und bereichern das Informationsangebot über unsere Praxis genauso, wie unser Patientenmagazin, das wir zweimal im Jahr herausgeben.
Klinken putzen gehört auch dazu. Ich habe mich bei Physiotherapeuten, Orthopäden, Internisten und Kardiologen persönlich vorgestellt, da sich deren Fachgebiete mit der Zahnmedizin mehr oder weniger überlagern. Dies hat mir viele Kontakte und auch Patienten beschert.
? Was ist das Besondere an Ihrem Praxiskonzept? Wie unterscheiden Sie sich?
Dergham: Ich komme aus der Funktionsdiagnostik und -therapie, ein Bereich, der in der heutigen Stress-Gesellschaft immer wichtiger wird. Während meiner Zeit bei Dr. Diether Reusch in seinem Institut Westerburger Kontakte habe ich mich darauf spezialisiert. Ihm verdanke ich auch die Erkenntnis, dass man in der Zahnmedizin, wo sich das Wissen alle fünf Jahre mehr oder weniger verdoppelt, als Einzelkämpfer kaum in allen Fachbereichen top sein kann.
Mein Denken ist geprägt von Spezialisten-Teams und genau das setze ich in meiner Praxis konsequent um. Wir haben hochqualifizierte Kolleginnen und Kollegen unter einem Dach, die sich auf ihr Spezialgebiet konzentrieren können und viel miteinander kommunizieren. Keiner von uns meint alles zu können. Wir hinterfragen uns ständig, um Behandlungsabläufe und die Behandlungsqualität zu optimieren.
? Welche Rolle spielt der Nachwuchs in Ihrer Praxis?
Dergham: Eine sehr wichtige. Ich arbeite gerne mit Berufsanfängern zusammen, weil sie ohne Vorprägung zu uns kommen und offen sind. Ihre Ausbildung liegt mir persönlich am Herzen und erfordert von beiden Seiten Einsatz und echtes Interesse.
In unserem Konzept assistieren sie einen Tag bei einem erfahrenen Parodontologen, Implantologen oder Prothetiker. Am nächsten Tag behandeln sie ihre eigenen Patienten. So lernen und erfahren sie von der Pike auf, worauf es ankommt und können umgekehrt ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in die Praxis einbringen.