Bei Familie Schmidinger aus Österreich wird Zahnmedizin gelebt. „Ich komme aus einer Zahnärztefamilie, und die Faszination für den Beruf wurde mir quasi in die Wiege gelegt“, sagt Dr. Marlene Schmidinger-Mostegel. Schon im Kindergarten wollte sie unbedingt Zahnärztin werden. „Diesen Berufswunsch hatte ich, seitdem ich denken kann“, fügt die Zahnärztin in vierter Generation hinzu.
Krems – Linz – Wels
„Da meine ganze Familie im sozial-medizinischen Bereich tätig ist, kann man wirklich sagen, dass es bei uns kaum andere Themen als die Medizin gibt“, sagt Schmidinger-Mostegel und schmunzelt. Ihr Ehemann ist ebenfalls Zahnarzt, und so werde privat über zahnmedizinische Themen viel diskutiert. Und zu besprechen gibt es täglich viel – auch und gerade, weil sich Schmidinger-Mostegels Berufsleben an drei verschiedenen Orten abspielt.
Zum einen ist sie als Oberärztin an der Danube Private University (DPU) im Zentrum für Zahnerhaltung und Parodontologie sowie im Zentrum für Prothetik und Biomaterialien in Krems tätig. Sie leitet den Kurs „Zahnerhaltung und Endodontie“, in dem Studenten an Phantomköpfen alle wichtigen Kavitäten, Füllungen, Teilkronen und Wurzelkanalbehandlungen üben und eine Prüfung ablegen müssen, um in den klinischen Abschnitt des Studiums zu gelangen. Gleichzeitig ist sie für ein klinisches Semester im Klinikalltag zuständig: Sie erstellt Behandlungs- und Heilkostenpläne und führt mit den Studenten schwierige Patientenbehandlungen sowie chirurgische Behandlungen wie Implantationen und Knochenaufbauten durch.
Zum anderen ist sie an den Wochenenden im Unfallkrankenhaus in Linz für zahnärztliche Notdienste tätig. Darüber hinaus arbeitet sie in der Praxis ihres Vaters in Wels tagesweise als Vertretungsärztin. Die Prophylaxepraxis von Dr. Thomas Schmidinger mit fünf Behandlungseinheiten gibt es bereits seit 35 Jahren. Wie in Österreich üblich, arbeitet Schmidinger-Mostegels Vater in der Praxis alleine.
„Wenn ich ihn vertrete, darf er laut Gesetz nicht in der Praxis sein“, so die 32-Jährige. Das können vereinzelte Tage oder auch einmal mehrere Wochen am Stück sein. Ein Zusammenschluss von mehreren Kassenzahnärzten sei in Österreich nicht erlaubt. „Man ist also als Kassenarzt auf sich alleine gestellt. Das ist nicht immer einfach“, resümiert die junge Zahnärztin.
Gute Zahnversorgung, obsoletes Punktesystem
Auch die berufliche Startsituation junger Zahnärzte sei anders als in Deutschland. Nach Beendigung des Studiums sei man in Österreich nicht sofort Kassenzahnarzt, erklärt Schmidinger-Mostegel. Man müsse relativ lange Punkte sammeln, die in ein kompliziertes Punktesystem eingetragen werden, um sich später für einen Kassenvertrag bewerben zu können. „Das bedeutet, der Zahnarzt mit den meisten Punkten bekommt den Kassenvertrag. Das ist nicht immer der Sohn oder die Tochter des Praxisinhabers.“ Dadurch sei der Druck auf junge Kollegen relativ hoch und einige Kassenzahnärzte seien beim Antreten des Kassenvertrags nicht mehr „sehr jung“.
„Wir haben in Österreich eine gute Zahnversorgung und viele junge motivierte Kollegen, die die Praxis ihrer Eltern weiterführen wollen. Allerdings halten viele meiner Kollegen die Rahmenbedingungen für nicht mehr zeitgemäß“, so Schmidinger-Mostegel. Sie findet es sehr schade, dass junge Zahnärzte in Österreich relativ wenige Möglichkeiten haben, von älteren Kollegen zu lernen, zumal das den Alltag von älteren Zahnärzten erleichtern würde.
„Für mich ist der zurzeit wichtigste und ausbaufähigste Fortschritt, dass die seit Jahren gut bewährten Arbeitsschritte oder Systeme der älteren Zahnärztegeneration verbessert und gleichzeitig Innovationen miteingebracht werden. Dies ist allerdings nur möglich, wenn man auch als junger Zahnarzt sowohl die neuen als auch die alten Systeme kennengelernt und verstanden hat.“
Schmidinger-Mostegel hat zuerst Human- und Zahnmedizin in Innsbruck studiert und das Zahnmedizinstudium an der Danube Private University in Krems 2015 beendet. An der Privatuniversität hat sie ein Jahr später ein Bachelorstudium für Medizinjournalismus abgeschlossen. Ende dieses Jahres möchte sie ihr drittes Studium zum Master für Oralchiurgie und Implantologie als Master of Science (MSc.) abschließen.
Für die Zukunft kann sie sich gut vorstellen, auch noch im Ausland tätig zu sein. Schon als Studentin war sie immer wieder in Deutschland auf Fortbildungen und Kongressen und hat einige Praktika absolviert. Es sei bereichernd für sie, zu verstehen, wie die verschiedenen Gesundheitssysteme aufgebaut sind und um Anregungen für das eigene Land zu gewinnen. „Nur, wenn man viele Systeme kennt, weiß man erst, welches das beste ist. So ist es auch in der Zahnmedizin: Wenn man starr an einem System festhält, gibt es Stillstand, und das ist in der schnellen Entwicklung in der Zahnmedizin gefährlich, weil man nicht mehr mithalten kann“, sagt Schmidinger-Mostegel.