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„Traut es euch zu“

Barbara Plaster, Vizepräsidentin der ZÄK Berlin

Barbara Plaster, Vizepräsidentin der ZÄK Berlin

Nach einer turbulenten konstituierenden Sitzung der Delegierten der Zahnärztekammer Berlin ist der Vorstand nun mehrheitlich weiblich. Das ist hierzulande einmalig. Grund genug für die dzw, der frisch gewählte Vizepräsidentin der ZÄK Berlin, Barbara Plaster, einige Fragen zu ihren Plänen und Zielen zu stellen.

Vorstand der ZÄK Berlin ist mehrheitlich weiblich – „eine Sensation“

Frau Plaster, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zur Vize­präsidentin der ZÄK Berlin. Welche Motivation treibt Sie in die Standespolitik?

Barbara Plaster: Vielen Dank, Herr David. Ja, diese Wahl bedeutet mir sehr viel, und ich freue mich sehr über diesen Vertrauensbeweis. Nach fast 15 Jahren in eigener Praxis weiß ich, was die Kolleginnen und Kollegen im Alltag bewegt. Es ist mir ein Anliegen, sie in diesem für mich neuen Amt zu vertreten, eine Standespolitik für Niedergelassene ebenso zu gestalten wie für die angestellten Kolleginnen und Kollegen in den Praxen. Denn: Wir alle stehen vor großen Herausforderungen – auch und gerade zurzeit. Diese gilt es, in den kommenden Mona­ten konkret anzugehen, anstatt Probleme nur zu debattieren. Das ist mir sehr wichtig.

Die VdZÄ-Dentista-Liste, zu der Sie auch zählen, stellt drei Mitglieder des neuen achtköpfigen ZÄK-Berlin-Vorstands und ist damit die am stärksten vertretene Fraktion. Wie und mit welchen Themen ist Ihnen und Ihren Kolleginnen dieser Erfolg gelungen?

Plaster: Ich denke, es ist uns gelungen, mit der Idee zu punkten, dass der Vorstand der Berliner Zahnärztekammer in seiner Zusammensetzung die Realität in der Zahnärzteschaft widerspiegeln sollte – und das nun auch erstmals tut. Das bezieht sich aber nicht nur auf das Geschlecht: Ich spreche von Niedergelassenen und Angestellten, von jüngeren und erfahrenen Kolleginnen und Kollegen, von Zahnärztinnen und Zahnärzten. Mit so vielen jungen Kolleginnen auf der Liste stand und steht diese Fraktion für eine neue Generation von Zahnärztinnen und Zahnärzten, der es am Herzen liegt, ihre Zukunft aktiv zu gestalten.

Die Mitglieder der Delegiertenversammlung der Zahnärztekammer Berlin sind zu 63 Prozent männlich. Gibt es in Berlin den in der Standespolitik sonst noch üblichen Gender-Gap nicht mehr? Wie konnten Sie Mehrheiten gewinnen?

Plaster: Nun, da müssen Sie die Berliner Kolleginnen und Kollegen fragen … nein, im Ernst: Ich denke, es hat nicht zwingend die entscheidende Rolle gespielt, dass wir mit einer rein weiblichen Liste angetreten sind, das ist mir zu kurz gegriffen. Wie eben schon erwähnt, ging es für uns darum, die Basis auch im Vorstandsgremium abzubilden. Und mit vielen jungen Kolleginnen auf der Liste stand und steht diese Fraktion für eine neue Generation von Zahnärztinnen und Zahnärzten, der es am Herzen liegt, ihre Zukunft aktiv zu gestalten. Und das trauen uns die Kolleginnen und Kollegen zu.

Welche Themen stehen bei Ihnen in den nächsten fünf Jahren ganz oben auf der Agenda?

Plaster: Es sind natürlich ganz viele The­men, die sich dieser neu formierte Vorstand vornehmen wird – Ende März wird es eine Klausurtagung geben, in deren Verlauf wir die Themen gemeinsam priorisieren.

Mir persönlich ist das Thema Gleichstellung enorm wichtig – und ich möchte das sehr weit gefasst wissen: Gerade die letzten Monate haben gezeigt, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte in der Wahrnehmung von Öffentlichkeit und Politik den Ärzten klar nachstehen – ein absolut unhaltbarer Zustand. Eine adäquate fachliche und ge­sellschaftliche Anerkennung muss endlich auch in den Alltag Einzug halten. Aber das Thema Gleichstellung zieht sich ja noch deutlich weiter: Noch immer bestehen teils dramatische Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern – ich darf hier auf die aktuelle Studie der ApoBank verweisen, nach der angestellte Zahnärztinnen rund 25 Prozent weniger verdienen als die männlichen Kollegen. Hierfür gibt es einfach keinen objektiven Grund, das können wir so nicht stehen lassen. Schließlich zieht dieses Ungleichgewicht auch Konsequenzen in der Altersvorsorge und später der Rentenzahlung nach sich. Hier müssen wir dringend ansetzen.

Zum Zweiten ist es mir ein Herzensanliegen, den Beruf der/des ZFA für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen attraktiver zu machen. Wir können nicht immer nur nach mehr und besseren Fachkräften rufen und dann die Hände in den Schoß legen. Es ist meiner Meinung nach schon eine ganz zentrale Aufgabe der Zahnärztinnen und Zahnärzte, die jungen Menschen für diesen doch wirklich schönen Beruf zu begeistern und dafür zu sorgen, dass sie gut ins Team integriert werden, dass die Ausbildung fundiert und umfassend erfolgt und dass jedes (neue) Mitglied des Praxisteams die ihm zustehende Wertschätzung erfährt. Ich glaube, da können wir noch eine ganze Menge tun, und hier Stellschrauben zu verändern, steht auf unserer Agenda. Das werden wir gemeinsam im Vorstandsgremium angehen, insbesondere in Zusammenarbeit mit dem Referat Aus- und Fortbildung ZFA.

Dr. Karsten Heegewaldt, der wiedergewählte Kammerpräsident in Berlin, hat sich sehr erfreut über den „sensationell hohen Frauenanteil im Vorstand“ gezeigt. Wird von Berlin eine Signalwirkung für mehr Frauen in Führungspositionen ausgehen, gerade auch hinsichtlich der Wahl zum BZÄK-Präsidium?

Plaster: Mit Sicherheit werden die Kammern in den anderen Bundesländern ein Auge auf uns haben und voller Spannung verfolgen, welche Erfolge wir erzielen. Eine solch hohe Anzahl weiblicher Vorstandsmitglieder ist ja tatsächlich in der Geschichte der Standespoli­tik neu und eine Sensation – und räumt vielleicht endlich mit dem Vorurteil auf, Frauen würden ja gar nicht in die Politik wollen. Es gibt die qualifizierten engagierten Frauen, die Standespolitik machen wollen.

Wird sich durch den hohen Frauen­anteil im Vorstand der Arbeitsstil in der ZÄK Berlin verändern?

Plaster: Der Arbeitsstil wird, wie in allen anderen Bundesländern auch, diszipliniert und professionell sein. Uns geht es darum, für anstehende Aufgaben gemeinsame, gut durchdachte Lösungen zu erarbeiten. Am Ende geht es um Kompetenz, nicht ums Geschlecht.

Was raten Sie Ihren standes­politisch tätigen Kolleginnen, um Wahlen erfolgreich zu gestalten?

Plaster: Zunächst mal: Traut es euch zu! Natürlich erfordert es einen hohen persönlichen Einsatz, zu kandidieren. Aber gerade wir Frauen sind doch Meisterinnen darin, uns zu organisieren. Also: Es geht. Dann hilft es sehr, ein konkretes Ziel haben und professionell und kontinuierlich darauf hin­zuarbeiten. Schließlich kommt natürlich dem Team, in dem man antritt, eine enorme Rolle zu – wenn alle an einem Strang ziehen, ist eigentlich fast alles zu schaffen. Die vielleicht Wichtigste allerdings ist, denke ich, authentisch zu sein. Selbst vorzuleben, wofür man antritt. Zusammengefasst vielleicht: „Bleib du selbst.“