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Herz und Seele jeder Praxis: Von der Sprechstundenhilfe zur ZFA

Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Wenn das keine gute Nachricht für Zahnmedizinische Fachangestellte ist: Die Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN) hat die Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Zahnmedizinischen Fachangestellten“ (AAZ) beschlossen. Damit sendet nach Hamburg, Hessen, dem Saarland und Westfalen-Lippe eine weitere Zahnärztekammer ein deutliches Signal der Wertschätzung an die immerhin rund 22.000 ZFAs und Auszubildenden in Niedersachsen.

Jetzt hat also eine weitere, die nun­mehr fünfte Kammer die Zeichen der Zeit erkannt und für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Zahnarztpraxen klare Verhältnisse geschaffen. Die Delegierten der Kammerversammlung, so Henner Bunke, Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen, seien mit ihrer Entscheidung einen weiteren „wichtigen Schritt zu einer Attraktivitätssteigerung und Fachkräftesicherung“ gegangen. „Zahnmedizinische Fachangestellte leisten einen wertvollen Beitrag im Praxisteam. Ohne sie würden Zahnarztpraxen nicht funktionieren“, sagt Bunke. In Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels mit seinen drastischen Folgen für den Erfolg einer Praxis eine wichtige Erkenntnis, die zur richtigen Konsequenz geführt hat und den Weg für verbindliche Tarifverträge ebnet.

Transparenz und Wertschätzung

Das sieht auch der Verband medizinischer Fachberufe e.V. (VmF) positiv: „Wir freuen uns, dass mit Niedersachsen ein weiterer Tarifpartner bei der nächsten Tarifrunde, die im 2. Quartal 2023 startet, dabei ist. Die Kammerversammlung ist damit einen großen Schritt in Richtung Transparenz und Wertschätzung gegenüber dem zahnärztlichen Personal ge­gangen“, begrüßt Hannelore König, Präsidentin des VmF, diesen Schritt. Für den Verband medizinischer Fachberufe, der sich für die Interessen von Medizinischen, Zahnmedizinischen und Tiermedizinischen Fachangestellten sowie von Zahntechnikerinnen und Zahntechniker einsetzt, quasi ein verspätetes Geburtstagsgeschenk, feierte der VmF doch eine Woche zuvor sein 60-jähriges Bestehen.

1963 in Braunschweig als „Berufsverband der Arzthelferinnen e.V.“ gegründet, hat es der Verband geschafft, aus dem Anlernberuf „Sprechstundenhilfe“ einen echten, staatlich anerkannten Ausbildungsberuf zu entwickeln und Tarifverträge für die laut „alter“ Nomenklatur „Arzthelferinnen“, „Zahnarzthelferinnen“ und „Tierarzt­helferinnen“ abzuschließen – für MFA und TFA sogar bundesweite. Vor allem in jüngster Zeit, verschärft durch die Herausforderungen der Corona-Pandemie und hohe Inflation, leistet der Verband damit indirekt auch immer wertvollere Arbeit für die Praxen selbst, denn ohne qualifizierte, motivierte und loyale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann keine Praxis funktionieren. Denn wie viel Potenzial muss in den Praxen Woche für Woche liegen gelassen werden, weil es an qualifizierten ZMPs oder DHs fehlt, um beispielsweise Pro­phylaxesitzungen durchzuführen.

Folgen des Personalmangels

Welche Folgen Personalmangel haben kann, zeigten niedergelassene Ärzte in Schleswig-Holstein vor 14 Tagen mit einer ungewöhnlichen Protestaktion: Rund 600 Praxen arbeiteten eine Stunde lang komplett ohne Fachpersonal, wie der NDR berichtete. Ergebnis: Patienten konnten nicht behandelt werden, weil der Praxis­inhaber bereits am Einlesen der Krankenversicherungskarte scheiterte, um nur ein Beispiel zu nennen… Viel Frust bei Behandlern und Patienten, wenn auch nur für die Dauer einer Stunde. Manchem Patienten und manchem Praxisinhaber dürfte schlagartig bewusst geworden sein, was der Satz „Ohne Fachpersonal ist alles nichts“ wirklich bedeutet. Fünf von 16 Bundesländern bekennen sich zu Tarifverträgen, elf weitere müssen den Schritt in Richtung Zukunft noch machen.