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„Wir haben jahrelang nach einem Zahnarzt gesucht“
Dr. Michael Weiss und sein Kollege haben mit 14 Heimen für Senioren und Menschen mit Behinderungen Kooperationsverträge abgeschlossen.

Dr. Michael Weiss und sein Kollege haben mit 14 Heimen für Senioren und Menschen mit Behinderungen Kooperationsverträge abgeschlossen.

Es gibt solche und solche Heime. Das Heinrich-Held-Haus in Essen, das von Angelika Hardenberg-Ortmann geleitet wird, gehört definitiv zu den Vorzeigeeinrichtungen. Alles wirkt hell, sauber und riecht frisch. Die Bewohner und Mitarbeiter, die einem im Flur begegnen, lächeln. Hier und da stehen Vasen mit frischen Blumen. Da wundert es einen schon, dass sich jahrelang kein Zahnarzt auf eine Zusammenarbeit mit dem Haus einlassen wollte, in dem rund 80 Menschen mit Behinderungen und Pflegebedarf von 104 Angestellten betreut werden. „Wir haben intensiv gesucht, mehrere Zahnärzte angefragt. Auch einen niedergelassenen Kollegen ganz in der Nähe. Sie haben alle abgelehnt mit der Begründung, es sei zu zeitaufwendig“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Eher zufällig hat sie 2017 über die gesetzliche Betreuerin eines Bewohners von Dr. Michael Weiss erfahren. Sie fand das Konzept des Essener Zahnarztes, der gemeinsam mit seinem Team 18 Einrichtungen aufsucht, überzeugend. Ein Kooperationsvertrag kam rasch zustande. „Wie er das macht, ist sehr professionell. Er ist immer perfekt vorbereitet, erklärt gut, und von der Prophylaxe profitieren unsere Bewohner sehr“, erklärt Angelika Hardenberg-Ortmann.

Abdrücke nehmen gehört zum Alltag bei der aufsuchenden Betreuung. Viele Prothesen sitzen nicht mehr richtig, müssen repariert oder erweitert werden.

Abdrücke nehmen gehört zum Alltag bei der aufsuchenden Betreuung. Viele Prothesen sitzen nicht mehr richtig, müssen repariert oder erweitert werden.

Im Heinrich-Held-Haus aufgenommen werden Menschen ab einem Alter von 45 Jahren. Einige Bewohner haben psychische Erkrankungen, einen Schlaganfall erlitten oder sind geistig behindert. Andere sind alt und pflegebedürftig. „Das Thema Zahngesundheit spielt bei uns eine große Rolle. Ich will doch, dass gut für meine Bewohner gesorgt wird. Die Zähne müssen deshalb genauso im Fokus stehen wie die Dekubitusprophylaxe.“ Die Heimleiterin ist sicher, dass Bewohner und Mitarbeiter von der Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt profitieren. „Es kann sein, dass ein Patient aggressiv ist, weil er Zahnschmerzen hat. Einige unserer Bewohner sind jedoch nicht in der Lage, sich mitzuteilen. Wenn abgeklärt wird, woher die Schmerzen stammen und durch die Behandlung eine Besserung eintritt, die sich natürlich auch direkt auf den Bewohner und sein Befinden auswirkt ... was will man mehr?“

Zwei Seniorinnen warten auf ihre Behandlung.

Zwei Seniorinnen warten auf ihre Behandlung.

Auch Klaus-Peter Real, Heimleiter im Kurt-Schumacher-Zentrum der Arbeiterwohlfahrt in Essen mit  175 Bewohnern und zwei Demenzstationen, ist von der aufsuchenden Betreuung überzeugt. „Die  Schulungen, die Dr. Weiss für unsere Mitarbeiter anbietet, sind sehr gut“, erklärt er. Er hebt die  Stimme, weil im Hintergrund eine Bohrmaschine lärmt. Das Altersheim wird gerade umgebaut und  modernisiert. „Ein Kooperationsvertrag ist ein klarer Vorteil für eine Einrichtung. Oft hatten wir  Probleme mit Ärzten, die nur kamen, wenn sie gerade Zeit hatten. Oder eben auf sich warten ließen. Wir brauchen jedoch Planbarkeit und Zuverlässigkeit für unsere Bewohner und unsere Mitarbeiter.  Das haben wir jetzt“, erklärt Klaus-Peter Real. Ein weiterer positiver Effekt: „Wenn der Zahnarzt zu  uns kommt, ist das für uns ein viel geringerer Aufwand, als einen Termin in der Praxis zu vereinbaren. Die freie Arztwahl bleibt natürlich, aber der Alltag zeigt, dass alle froh sind, wenn ein Patient, der  nicht mehr mobil ist, in seiner gewohnten Umgebung behandelt werden kann.“

Dass manche Heime Kooperationsverträge oder die langfristige Zusammenarbeit mit Zahnärzten ablehnen, kann er nicht nachvollziehen. „Besser kann man es nicht haben. Allen Kollegen, die Vorbehalte haben, kann ich nur raten: Probiert es aus. Wir sehen jedenfalls nur Vorteile.“

Evelyn Stolberg


Dieser Artikel ist Teil unseres Schwerpunktes "Patienten mit Beeinträchtigungen".