Zahnarztpraxen in Deutschland leiden wie andere Branchen unter dem Fachkräftemangel. Die bereits schwierige Lage der Praxen infolge der aktuellen politischen Rahmenbedingungen wird sich ohne geeignete Maßnahmen in Zukunft noch verschärfen. Dies sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen bundesweiten Umfrage zur Personalsituation in den Zahnarztpraxen, die vom Zentralinstitut für Kassenärztliche Versorgung (Zi) im Auftrag der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) durchgeführt wurde, heißt es in einer Pressemitteilung der KZBV.
Lediglich rund ein Drittel der teilgenommenen Praxen bewerte die eigene Personalsituation aktuell noch als gut oder sehr gut. Dagegen beurteilten 40 Prozent ihre Personalsituation als schlecht oder sehr schlecht. Fehlendes Fachpersonal führe schon jetzt zu konkreten Einschränkungen im Praxisalltag: Rund 43 Prozent der teilgenommenen Praxen hätten bereits das Behandlungsangebot reduzieren müssen, was fatale Folgen für die Patientenversorgung hat.
Hierzu erklärt Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der KZBV: „Unsere Mitarbeitenden sind das Herz unserer Praxen. Ihre Arbeit ist eine entscheidende Grundlage für die Funktionsfähigkeit der Praxen und damit für eine flächendeckende, qualitativ hochwertige zahnärztliche Versorgung.“ Laut Umfrage erwarten fast alle Praxen künftig eine Beeinträchtigung ihres Praxiserfolgs aufgrund des Fachkräftemangels.
„Das ist ein deutliches Alarmsignal an die gesundheitspolitisch Verantwortlichen in unserem Land endlich zu erkennen, dass bewährte Versorgungsstrukturen auf dem Spiel stehen“, mahnt Hendges und fordert von der Politik gute und verlässliche Rahmenbedingungen für die inhabergeführten Praxen.
Großer Mangel an ZFA, ZMF und ZMV
Händeringend gesucht seien nach Aussagen der Praxen vor allem Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA), Zahnmedizinische Fachassistenz (ZMF) und Zahnmedizinische Verwaltungsassistenz (ZMV). Aber auch bei Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern und sonstigem Personal wird die Personalsuche als schwierig eingeschätzt. Auf eine offene Stelle gebe es im Durchschnitt lediglich 3,5 Bewerbungen, von denen der Großteil (knapp 2,6) nicht dem Anforderungsprofil entspricht.
Gründe dafür seien vor allem mangelnde theoretische wie praktische Fachkenntnisse, teilweise aber auch fehlende Sprachkenntnisse und andere nicht-fachliche Aspekte. Dies führe dazu, dass die Personalsuche unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nimmt – durchschnittlich etwa sechs Monate, bis die Stelle besetzt werden konnte.
Jedoch hätten 54 Prozent der Praxen, die in den vergangenen zwei Jahren nicht-zahnärztliches Personal gesucht haben, nicht einmal jede Stelle besetzen können. Mittlerweile geht sogar nur noch rund ein Viertel der Praxen davon aus, in den kommenden zwei Jahren keine Schwierigkeiten zu haben, geeignetes nicht-zahnärztliches Personal zu finden.
Überbordende Bürokratie verschärft Fachkräftemangel zusätzlich
Durch eine erhebliche Zunahme regulatorischer Vorgaben wird der Alltag in den Zahnarztpraxen in großem Maße von Bürokratielasten und Verwaltungsaufgaben beeinträchtigt. Nicht nur niedergelassene Zahnärzte seien hiervon betroffen: Auch ihre Praxisteams fühlten sich erheblich belastet, weil der bürokratische Aufwand für sie immer größer wird. Große Teile wertvoller Zeit, die eigentlich der Versorgung der Patienten zugutekommen sollte, werden durch diese Aufgaben gebunden.
„Es muss dringend verhindert werden, dass unsere Fachkräfte aufgrund hoher Arbeitsbelastungen infolge einer überbordenden Bürokratie die Freude an ihrem Beruf verlieren und in andere Berufe abwandern. Hier ist die Politik in der Pflicht, jetzt geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Bürokratie auf das Nötigste zu reduzieren. Den Praxen muss wieder mehr Zeit für ihre Arbeit mit den Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen anstatt Bürokratie und Verwaltungsarbeit bewältigen zu müssen“, betont Hendges und appelliert an Bundesgesundheitsminister Lauterbach, endlich wieder die Versorgungsrealität in den Blick zu nehmen anstatt bewährte Strukturen zu zerstören.
Hintergrund zur Umfrage
Aufgrund der Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit, die den Beruf der ZFA bereits im Mai 2023 als Beruf mit erkennbarem Personalmangel auswies, wurde in der Erhebung 2023 zum Zahnärzte-Praxis-Panel (ZäPP) der Fachkräftemangel in Zahnarztpraxen mit einem Sonderfragebogen abgefragt – mit hoher Resonanz: 1.900 Zahnärztinnen und Zahnärzte haben die zusätzlichen Fragen zur Personalsituation beantwortet.
Das ZäPP wird vom Zi im Auftrag der KZBV durchgeführt. Ziel ist, eine wissenschaftlich fundierte und repräsentative Datengrundlage zu schaffen, welche die Versorgungs-, Einnahmen- und Kostenstrukturen der Vertragszahnarztpraxen in Deutschland darstellt. Die Erhebung erfolgt in Form eines Panels, bei dem möglichst gleichbleibende Teilnehmer über mehrere Jahre hinweg Auskunft geben.