Der 14. Oktober 1920 – im großen Saal des Rathauses der Stadt Karlsruhe trifft sich eine hochgestimmte Festversammlung. Zu feiern ist die Eröffnung des Lehr- und Fortbildungs-Instituts des Verbandes der Dentisten im Deutschen Reich. Hundert Jahre ist das her. „Diese Institution war immer geöffnet. Weder Krieg noch der Zusammenschluss von Zahnärzten und Dentisten in einem einheitlichen Berufsstand haben ihren Bestand
in Frage gestellt. Viele tausend zahnärztliche Kolleginnen und Kollegen sind in diesen Jahren nach Karlsruhe gereist, um sich fortzubilden“, heißt es dazu auf der Homepage der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe zu diesem herausragenden Jubiläum.
In diesem Jahr feiert die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe ihr 100-jähriges Bestehen. Sie sei somit das erste und älteste zahnärztliche Fortbildungsinstitut in Deutschland. Akademie-Direktor Prof. Winfried Walther: „Das Institut ist in der Vereinigung von praktischer Zahnheilkunde, internationaler Fortbildung und wissenschaftlicher Tätigkeit einzigartig in der Welt.“ Dies habe die Akademie Karlsruhe vier außergewöhnlichen Männern zu verdanken: den Direktoren Emil Kimmich, Prof. Dr. Walther Engel, Prof. Dr. Michael Heners und Prof. Dr. Winfried Walther.
Die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe bereitet ihre wechselhafte Geschichte auf. Viele Quellen aus dem eigenen Bestand und aus den Archiven von Stadt und Land wurden herangezogen und ausgewertet. Ein Blick in die bewegte Geschichte der Akademie.
Erste Jahre und Gründung des Fortbildungsinstituts
Die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe ist ein Haus mit Tradition. Ihr Gründungsjahr ist 1960. Ihre Geschichte reicht jedoch bis in das Jahr 1920 zurück, als das Lehr- und Fortbildungs-Institut des Verbandes der Dentisten im Deutschen Reich in Karlsruhe mit dem Direktor Emil Kimmich eröffnet wurde. Dentisten und Zahnärzte mehrerer Generationen haben in diesem Institut gelernt, sie haben sich fortgebildet und damit an einer Verbesserung der zahnärztlichen Versorgung gearbeitet.
Die damals gegründete Institution hat viele Veränderungen erlebt. 40 Jahre später wurde sie zur ersten Einrichtung der Deutschen Zahnärzteschaft, die ausschließlich der Fortbildung gewidmet war. Nachdem am 1. April 1953 das Zahnheilkundegesetz in Kraft getreten war, galt für die Dentistischen Ausbildungsinstitute ein Übergangsintervall von sieben Jahren, in dem begonnene nicht-universitäre Ausbildungen zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin abgeschlossen wurden. Danach schlossen andere Ausbildungsinstitute, denn das Gesetz legte fest, dass zur Ausübung der Zahnheilkunde ab 1960 die über ein Studium der Zahnmedizin zu erlangende Approbation Voraussetzung sei. Dies beendete einen fast 80 Jahre dauernden Dualismus von Zahnärzten und Dentisten.
Währenddessen setzte Direktor Prof. Dr. Walther Engel, seit 1950 Direktor des „Dentistischen Institut Karlsruhe“, mit Pioniergeist und Mut seine Idee der Gründung des ersten zahnärztlichen Fortbildungsinstituts durch. Die Zehn-Jahres-Bilanz konnte sich sehen lassen: 466 Kurse mit 14.300 Teilnehmern, wobei maximal 39 Teilnehmer pro Kurs zugelassen waren. Nach 15 Jahren konnte man bereits 25.000 Kursteilnehmer vermelden, die an den ganz- und mehrtägigen Fortbildungen teilgenommen hatten. 1976 erhielt das Fortbildungsinstitut den Namen „Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe“ und 1979 begrüßte Prof. Engel den 40.000. Kursteilnehmer in Karlsruhe.
Weltweit renommiertes zahnärztlichen Fortbildungszentrum
Ein weiterer Meilenstein zur Umwandlung des Instituts zur Akademie, wie sie viele Zahnärzte innen in der Sophienstraße in Erinnerung haben, war der große Umbau von 1978 bis 1981. Nach zwei Jahren Bauzeit konnte man in der Sophienstraße eine moderne Fortbildungseinrichtung einweihen, die mit allen Optionen für einen technisch und didaktisch ausgefeilten Unterricht versehen war. Über 2000 Quadratmeter standen für Behandlung und Fortbildung zur Verfügung und die Akademie wurde als Weiterbildungsstätte für Kieferorthopädie zugelassen. Prof. Dr. Michael Heners trat in der runderneuerten Akademie am 28. März 1981 sein Direktorat an.
Unter seiner Leitung entwickelte sich die Akademie Karlsruhe zum weltweit renommierten zahnärztlichen Fortbildungszentrum. Mit ihrer Trias aus zahnärztlicher Fortbildung, zahnärztlicher Behandlung und zahnmedizinischer Wissenschaft wurde die Einrichtung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg wegweisend für andere Institute in ganz Europa.