Sie wurde an einem symbolträchtigen Ort geboren: Vor 70 Jahren, am 16. April 1955, gründete sich die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg im historischen Alten Rathaus in Esslingen am Neckar. Seitdem steht sie exemplarisch für zahnärztliche Kompetenz, Innovationsgeist und berufspolitische Weitsicht weit über die Landesgrenzen hinaus.
Mit einem Festakt an selber Stelle feierte die Kammer nun den runden Geburtstag. Gastgeber Dr. Torsten Tomppert, Präsident der Kammer, begrüßte 120 Ehrengäste aus Politik, Medizin und Gesellschaft, darunter den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenminister des Landes Thomas Strobl. Strobl würdigt die Kammer als „kompetenten und unverzichtbaren Partner“ und lobte ihre hervorragenden Fortbildungsinstitutionen: „Fortbildung genießt in Ihrem Berufsstand einen hohen Stellenwert. Sie ist mehr als gesetzliche Verpflichtung – sie ist Teil Ihres Selbstverständnisses und Ihres Ethos.“ Besonders erinnerte er an die verlässliche Partnerschaft der Zahnärzteschaft während der Corona-Pandemie.
ZFA: von der Assistenz zur qualifizierten Fachkraft
BZÄK-Präsident Prof. Christoph Benz stellte die überregionale Bedeutung Baden-Württembergs für die Entwicklung der deutschen Zahnmedizin heraus: „Die Zahnärzteschaft in Deutschland wäre heute nicht da, wo sie ist.“ Die Gründung der ersten Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit in Deutschland im Jahr 1954 und die Entwicklung der Zahnmedizinischen Fachangestellten vom einfachen Assistenzberuf zur qualifizierten Fachkraft mit umfassender Fortbildung seien dafür beispielhaft. „Baden-Württemberg steht seit Jahrzehnten für Innovation und richtungsweisende Impulse“, betonte Benz.
Als Festredner unterstrich Prof. Dr. iur. Peter Knüpper die Rolle der Selbstverwaltung als Erfolgsmodell: „Die Kammern verändern die Welt und sind staatliche Erfolgsmodelle. Selbstverwaltung finanziert sich selbst, ohne staatliche Subventionen und mit großer Eigenverantwortung.“ Er appelliert an die Politik, den Kammern mehr Verantwortung zu übertragen, etwa in der Approbation von Zahnärzten und der Gebührenordnung.
Kammern mehr Verantwortung übertragen
Souverän moderiert wurde der Festakt von Cornelia Schwarz, Leiterin des Informationszentrums Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg, musikalisch begleitet vom Klarinettentrio der Stuttgarter Musikschule. Unter den Gästen befanden sich die ehemalige Kammerpräsidenten Dr. Rüdiger Engel und Dr. Udo Lenke sowie die Präsidenten weiterer Landeszahnärztekammern: Dr. Doris Seiz (Hessen), Henner Bunke (Niedersachsen), Dr. Gordan Sistig (Westfalen-Lippe), Dr. Wilfried Woop (Rheinland-Pfalz) und Dr. Dr. Frank Wohl (Bayern). Auch gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsfraktionen, darunter Dr. Michael Preusch (CDU), Jochen Haußmann (FDP/DVP) und Florian Wahl (SPD), nahmen an der Feier teil – ein Zeichen enger Verbundenheit und Wertschätzung gegenüber der Landeszahnärztekammer.
Zum Jubiläum veröffentlichte die Landeszahnärztekammer eine Festschrift, die eindrucksvoll 70 Jahre zahnmedizinische Entwicklungsgeschichte dokumentiert.
Andrea Mader, Stuttgart