Nach der langen Pause, die der Corona-Pandemie geschuldet war, konnte die ADT nun endlich wieder stattfinden. Vom 16.-18. Juni fand die 50. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie e. V. unter dem Schwerpunktthema "50 Jahre Erfahrung - Strategien der Zukunft" in der K3N-Stadthalle in Nürtingen statt.
An allen drei Tagen war der Ablauf und das Programm gut durchdacht und es gab fast keine großen Überschneidungen bei den Vorträgen, ganz zur Freude der wissbegierigen Teilnehmer. Los ging es für die angemeldeten Teilnehmer der Workshops bereits am Donnerstag um 09:30 Uhr. Die parallellaufenden Workshops boten eine Vielfalt an Themen wie zum Beispiel: „Work Life Balance“ mit dem Gesundheitscoach Ekkehard Jagdmann, „Analog im digitalen Workflow“ mit Jochen Peters oder Themen zum 3D-Druck an.
Wahre Treue
Sponsoren und Aussteller haben einen festen Platz bei der ADT. All die Jahre waren sie treue Partner und haben dafür gesorgt, dass es ein gelungenes „Comeback“ wurde.
So wurden die Sponsoren in Kategorien eingeteilt: Hier war Dentsply Sirona unter „Platin“ zu finden. Firmen wie BEGO und Goldquadrat stehen bei „Gold“, unter „Silber“ waren u.a. Amann Girrbach, Dentaurum und Ivoclar zu finden. In der „Bronze“ Kategorie gaben sich andere Namen wie BRIEGELDENTAL, exocad und viele weitere große Namen die Hand. Der ein oder andere Fuchs hat wohl schon beim „Check-In“ bemerkt, wer der Hauptsponsor ist: Es gab eine Goodie Bag in Form einer Umhängetasche mit dem Namen des Platin-Sponsor bedruckt, innen fand man hilfreiche Sachen wie einen USB-Stick, eine Schreibmappe mit Stift und vieles mehr. Zusätzlich bot die Tasche Platz für alles, was man sonst noch verstauen wollte.
3.0
Vor der Eröffnung der Vorträge wurden die Teilnehmer durch Prof. Dr. Daniel Edelhoff und ZTM Wolfgang Weisser zu der diesjährigen, doch besonderen ADT begrüßt. Nach der langen Pause und der einen und anderen Verschiebung der Veranstaltung durch Corona ist man um so glücklicher, nun nach 3 Jahren wieder auf der Bühne zu stehen und die Teilnehmer vor Ort zu begrüßen. Doch schon vorab wurde viel getan, damit diese Veranstaltung, wie auch immer, stattfinden kann. Hier ein großes Lob von den beiden Moderatoren an Marion Brecht, die sich immer wieder ins Zeug legte, damit die ADT stattfinden kann. So wurden auch für diese ADT im Hintergrund einige Vorkehrungen getroffen: Die ADT 3.0: die 3 stand für eine von drei Strategien – Online, Hybrid und Präsenz, die 0 stand für Null Risiko.
Am ersten Tag waren circa 580 Teilnehmer vor Ort und 120 verfolgten alles online. Es war die erste Hybridveranstaltung für die ADT. Am nächsten Tag waren es dann bei beiden Formaten doppelt so viele Teilnehmer. Dieses Mal sollten die Zuschauer im Auditorium einbezogen werden. Zwischen den Vorträgen fand das TED-System einen Platz, hierbei musste man den eingeblendeten QR-Code mit seinem Smartphone scannen, um an einer zum Thema passenden Umfrage teilzunehmen.
Gelungener Auftakt
Während des Tages gab es spannende Vorträge mit dem einen oder anderen bekannten Namen, wie zum Beispiel ZTM Nikolas Bär, ZTM Werner Gotsch, ZTM Annette von Hajmasy, ZTM Sascha Hein und vielen Weiteren. Die Themen waren genauso vielfältig wie die Referenten selbst: digitaler Workflow, 10 Jahre digitale Abformung im Team, MDR, Teleskoptechnik, Totalprothetik, über Komposite wurde geredet, über das klassische Schichten, monolithische Restaurationen, Zahnhartsubstanzrekonstruktion bei Bruxismus, auch 3D-Druck war immer wieder ein Thema, der beste Vortrag 2021 wurde geehrt und Forum 25 fand einen Platz; um nur einige zu nennen.
Einige Punkte wiederholten sich in den Beiträgen und beleuchteten verschiedene Materialien und deren Work Flow auf ihre Weise. Doch bei einem waren sich viele Referenten sicher, was auch in den Folien der Referenten untermalt wurde: die Farbwarnehmung. So ist zum Beispiel A3 keine Farbe. In der Industrie gibt es somit auch keine einheitliche „A3“ und es entstehen von Unternehmen zu Unternehmen Abweichungen in der Farbnuance A3.
Zwischen den Vorträgen hatte man Zeit das gesagte Sacken zu lassen und sich an dem einen oder anderen Stand Informationen zu einem bestimmten Material oder einer Arbeitsweise zu holen. Abgerundet wurde alles von der Verpflegung und dem super Catering. Frei waren Brezel, Obst, Getränke und zur Abkühlung wurde eine Eistruhe aufgestellt.
Get-Together
Am Abend, nach den gelungenen und informativen Vorträgen, gab es eine Get-Together-Party. Ein reichhaltiges Buffet, das größtenteils aus hochwertigem Fingerfood bestand, war schlau platziert. So fand man die Garnelenspieße in der einen und den veganen Spieß in der anderen Halle. Wenn man also alles einmal kosten wollte, verleitete das Buffet einen dazu, die verschiedenen Hallen zu besuchen. So verweilte der eine oder andere direkt an den Ständen der Austeller und genoss gute Gespräche sowie gutes Essen. Der Außenbereich lud zu weiteren Gesprächen und zum Netzwerken ein. Anfängliche Zurückhaltung wurde durch Cocktails, Longdrinks, Wein und Bier gelockert.
Weiter geht´s
Am nächsten Tag begannen die Vorträge bereits wieder um 08:45 und der Saal war voll. Die abwechslungsreichen Vorträge fanden bis zum Abend statt. Ein vollgepackter, aber spannender Tag lag vor den Teillnehmern. Themen wie zum Beispiel „Vollkeramische Adhäsivbrücken“, monolithische Restaurationen, Okklusion und viele mehr rundeten das Programm ab. Besondere Momente waren wohl der Festvortrag, Forum 25 und der Ehrung des besten Vortrags.
Die Nachwuchs-Referenten
Parallel zu einigen Vorträgen fand das Forum 25 statt. Vier junge Zahntechniker hielten einen Vortrag ihrer Wahl und am Ende wählte eine Jury den Sieger, der dann später in der Haupthalle gekürt wurde. Die Einführung und damit auch die Moderation wurden von Prof. Dr. Jan- Frederik Güth und ZTM Hans-Jürgen Stecher übernommen. Zuvor stellte sich der Träger des Lebenswerks, Professor Alexander Gutowksi, den jungen Zahntechnikern für eine Fragerunde zur Verfügung. "Sie können mich mal fragen, was Ihnen auf den Herzen liegt." Er gab ein paar wichtige Ratschläge zum Arbeitsalltag, hier meinte er: "...das Umfeld muss stimmen, sonst stimmt das arbeiten nicht."
Doch was steckt hinter dem Forum 25?
Unser Nachwuchs ist Weltklasse – dies muss gezeigt werden. Das Forum 25 bietet jungen zahnmedizinischen und zahntechnischen Talenten eine Bühne, um ihre Leidenschaft für den Beruf zum Ausdruck zu bringen. Das Forum soll motivieren und informieren – egal ob Jung oder Alt.
Die Nachwuchsförderung der ADT bietet nicht nur die Bühne, um erste Erfahrungen als Referent zu sammeln. Die Referenten erhalten auch Tipps für die Erstellung der Präsentationen sowie Feedback hinsichtlich der Themenaufbereitung und Struktur. Zum Schluss gibt es für den Gewinner ein Honorar und weitere Preise.
Die Referenten waren: ZT-Auszubildende Vanessa Gruber mit ihrem Thema „Hypodontie /Nichtanlagen“; ZT Ruei-Ci He, mit ihrem Vergleich der deutschen gegenüber der taiwanesischen Zahntechnik; ZT-Auszubildende Celina Philipp mit ihrem Thema „Aligner-Schienen“ und ZT Niklas Welzenheimer mit seinem Thema „Von den Gelben Seiten zur beruflicher Zufriedenheit und Perspektive.
Nach den einzelnen Vorträgen hat sich die Jury zusammengesetzt und den Gewinner auserkoren. Hier wurde nicht nur der Inhalt des Referats beurteilt, sondern es wurde auch Rücksicht auf das Lehrjahr, beziehungsweise die Erfahrung genommen. So wurde Vanessa Gruber zur Siegerin gekührt.
Die langersehnte Party
Am Abend traf man sich in der Location Schlachthof im Nürtinger Örtchen, um hier den Tag ausklingen zu lassen. Der Biergarten war fußläufig von der Veranstaltungshalle zu erreichen. Um 20 Uhr trudelten die Teilnehmer, teilweise mit Partner, zur großen Party ein. Bei Livemusik, großem deftigen Buffet und Getränken konnte man über das Gehörte sprechen und neue Bekanntschaften knüpfen. Das Stichwort war hier "Netzwerken". Durch die lange Coronazeit kannten sich viele nur durch Fotos und lernten sich nun neu kennen.
Letzter Tag einer gelungenen Veranstaltung
Trotz der gelungenen Party am Vorabend saßen die Teilnehmer in großer Anzahl am Samstagmorgen zur Begrüßung auf ihren Plätzen und freuten sich auf die kommenden Vorträge. Das Tagesprogramm bot wieder einiges für die Anwesenden von der Digitalisierung, über Komposite, hin zur Totalprothetik und vieles mehr. Ein besonderer Punkt des Tages war wohl die Laudatio und Ehrung für das ADT Lebenswerk an Jürg Stuck, der später reflektierende Worte in seinem Vortrag "Kurz reflektiert" an die Zuschauenden hielt. "Ich habe keine Bilder mitgebracht und möchte meinen Titel tatsächlich auch zum Programm machen." Das setzte er dann auch direkt in die Tat um und erzählte über sein Leben und seine eigene Geschichte der Zahntechnik.
Kleine Auszüge aus einigen Vorträgen
In seinem Vortrag mit dem Thema „Die Zahntechnik, der Wandel und mein Weg“ beschreiben die einleitenden Worte von ZTM Werner Gotsch seine Geschichte der Zahntechnik bis heute. „Im Vergleich zu damals sind es heute paradiesische Verhältnisse“. Ein Wandel im Labor bringt die Effizienz in seinem Labor nach vorne: 3D-Pasten. Diese werden sowohl zum Korrigieren als auch zum Aufbauen benutzt. Anhand von Fallbeispielen hat er seine These untermauert. Für ihn ist das Arbeiten mit Metallkeramik vorbei, wenn überhaupt nur 2-3 im Jahr, diese Zeit ist vorüber. „Die wichtigsten Komponenten meiner täglichen Arbeit sind nicht auswechselbare Fertigungstechnologien. Es ist vielmehr die Kombination aus moderner Werkstofftechnologie und meinem zahntechnischen Know-How, um unverwechselbare Produkte herzustellen. Eine besondere Herausforderung im Laboralltag ist die Herstellung einzelner Frontzähne, die oft nur mit hohem Zeitaufwand und dadurch kaum wirtschaftlich anzufertigen sind. Hier zeigt sich die Leistungsfähigkeit eines Keramiksystems besonders deutlich.“
Das Team Dr. Ingo Basel (DG DOA – Deutsche Gesellschaft für Digitale orale Abformung) und sein Zahntechnikermeister Florian Schmidt (bei Stroh+Scheuerpflug) arbeiten schon seit 10 Jahre digital zusammen. Es gibt kein Falsch oder nur eine gerade Linie, zusammen analysieren sie gemeinsam ihre Fehler und begründen, warum sie dieser oder jener Meinung sind. Basel ist durch seinen Zahntechniker Schmidt zum Intraoralscanner gekommen. Nun ist Dr. Basel "verrückt" nach dem Scannen und kann sich sein berufliches Sein nicht mehr ohne vorstellen. „Die konventionelle Abformung ist immer noch Standard in den meisten Praxen, sie ist jedoch mit zahlreichen material- und methodenbedingten Fehlerquoten behaftet“. So sollte man beim Scannen nicht den Patienten, sondern den Monitor und damit den Scan anschauen. Man sieht sofort seinen Fehler kann nachscannen, beziehungsweise ausschneiden und erneut scannen.
Zudem liegt die Zeitersparnis deutlich auf der Hand. Dr. Basel wird oft die Frage gestellt: Was ist mit dem digitalem Scan möglich?! „Eigentlich alles. Mit dem Scan ist es möglich, eine Kariesdiagnostik im Rahmen eines Scans durchzuführen, reale Kieferbewegungen aufzuzeichnen oder durch Überlagerung von Scans verschiedenen Datums Zahnbewegungen, Abrasionen, Schlifffacetten oder Rezessionen zu überwachen."
Wichtig dabei ist der abgestimmte Work-Flow mit dem Labor. So steht ZTM Florian Schmidt schon seit 10 Jahren an der Seite von DR. Basel. Er selbst hat die ersten Erfahrungen mit dem Scannen bereits 2011 gemacht. Nach Jahren wurde eine Statistik aufgestellt, in der man die rückgängigen Arbeiten sehen konnte. Hier gab es eine Zeit, in der mehr Arbeiten als normal zurückkamen. Es wurde eine Fehleranalyse erstellt. Nachdem man viel ausprobiert hatte, entpuppten sich die 3D-Druckmodelle als die Fehlerquelle. Es stellte sich heraus, dass die Modelle, wenn diese ein paar Tage liegen, sich in der Dimension verändern um bis zu 0,3 mm.
Die Lösung war einfach: zur Endkontrolle wird ein neues Modell gedruckt.
Fazit: Es gibt nicht den Einen oder den Besten Intraoral Scanner, jeder hat andere Belange oder Bedürfnisse und muss für sich den passenden Scanner herausfiltern.
In dem Vortrag "Teleskoptechnik 5.0" von ZTM Andreas Leimbach teilte er seine Art der Herstellung.
Während Corona stiegen die Auftragszahlen für herausnehmbaren Zahnersatz, was sehr viel Zeit kostete. So musste er sich etwas einfallen lassen. Daher entwickelte er für sich die Injektionstechnik weiter. Doch eins ist bei allem wichtig: „Backwardplanning gehört übrigens zu den Grundbausteinen meiner Selbstständigkeit und sollte heutzutage überall Standard sein!!!“ Seit der Gründung 2012 bis heute hat Herr Leimbach kein wesentliches Interesse an CAD/CAM. Daher musste er sich andere Wege für eine Zeitersparnis suchen. "Einstückguss war schon immer ein spannendes Thema und mit der richtigen Einbettmasse, Parametern und Arbeitsabläufen funktioniert es bis heute in meinem Alttag, allerdings wird nicht mehr aufgewachst, sondern wir planen digital mit Hilfe von 3D-Druck."
Viele der Verblendungen werden in der Küvette gepresst beziehungsweise in Composite umgesetzt. Hierbei wird das System von Anaxdent verwendet.
„Das Handwerk war schon immer eine große Herausforderung, speziell die Teleskoptechnik, der sehr viel handwerkliches Geschick, Geduld und Liebe zum Detail voraussetzt."
ZTM Julia Krebs zeigte in ihrem Vortrag "In Form geschichtet - mit Build up Nature", dass es nicht immer den einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen. Man muss den Weg für sich finden, mit dem man sich am besten fühlt und der ohne großen Aufwand zum Ziel führt.
Frau Krebs hatte schnell bemerkt, dass die "Standard" Schichtung nichts für sie selbst ist, Cut-Back und Schleifen sind eine verhasste Methode. Darum hat sie viele Kurse besucht und sich überall etwas herausgenommen, was sie in ihrem Alltag umsetzen kann. So hat sich die für sie selbst beste und schnellste Methode für das Schichten entwickelt: Build up Nature.
Hierbei heißt es, viel üben, sich die natürlichen Zähne genau anzuschauen und zu analysieren. „Basiswissen ist wichtig – wir haben alle mal Null angefangen und kochen alle nur mit Wasser. Wichtig sind Zahnmerkmale beachten, effizientes Arbeiten, strukturiertes Vorgehen, Materialkenntnisse, Schichtungstechniken,..“
In dem Vortrag "Vergangenheit und Zukunft der Farbkommunikation in der Zahnmedizin: Ein Paradigmenwechsel?" stellte ZTM Sascha Hein, Mitglied der Oral Design Gruppe, eins klar: A3 ist keine Farbe.
Grundlage hierfür ist die Farbnahme der Einzelzahnrestauration, welche im Alltag eine wichtige und zugleich häufig gefürchtete Aufgabe ist. Die gängigste Methode der Farbnahme ist nach wie vor die visuelle Bestimmung mittels Farbring, oft unterstützt durch fotografische Dokumentation. Laut Sascha Hein gibt es hier 3 große Nachteile:
- die Anzahl der zu Auswahl stehenden Farbmuster eines Farbrings deckt nicht annähernd das Spektrum aller tatsächlich existierenden, natürlichen Zahnfarben ab
- zudem mangelt es an Einstimmigkeit unter verschiedenen Zahnärzten bei der Auswahl der Zahnfarbe aufgrund hoher Subjektivität
- es ist nicht möglich, Ergebnisse vom Farbring in den CIELAB-Farbraum zu übersetzen
Zudem gibt es keinen industriellen Standard für Zahnfarben, was zu erheblichen Abweichungen je nach Hersteller führt.
Helfen soll hierbei das eLAB-System, dass entwickelt wurde, um die traditionelle Dentalfotografie von ihrer rein deskriptiven Rolle auf das Niveau der Qualifizierung zu erheben.
Wer die diesjährige ADT verpasst hat, sollte sich schon jetzt die Zeit vom 08.-10.Juni 2023 im Kalender markieren, denn da findet die nächste ADT statt.