Neues kennenlernen, Bekanntes neu entdecken, Erfahrungen austauschen – dies war auf dem zehnten Bego Medical Anwendertreffen möglich, zu dem das traditionsreiche Bremer Dentalunternehmen zum 8. und 9. Februar 2019 in „seine“ Hansestadt eingeladen hatte. Mehr als 250 Teilnehmer nutzten diese Gelegenheit, um an einem Unternehmensrundgang teilzunehmen sowie in Workshops und Vorträgen Referentenstimmen zur Vielfalt der Zahntechnik zu hören.
Vielen Zahntechnikern dürfte Bego als Anbieter von Edelmetall-Dentallegierungen und Hochfrequenz-Schleudergussgeräten, insbesondere aber als Lieferant für die systematische In-house-Fertigung von Kobalt-Chrom-Modellgussbasen langjährig bekannt sein. Doch ist diese traditionsreiche Dentalfirma heute sehr viel mehr: Sie ist eines der Unternehmen der deutschen Dentalindustrie, das die Transformation des alleinigen Angebots von Geräten, Materialien und Verfahren für die „klassische“ analoge Zahntechnik, hin zu Implantaten (Semandos, BEGO Implant Systems) sowie Verfahren beziehungsweise Dienstleistungsangeboten (Bego Medical) einer „Digital Dentistry“ konsequent vollzogen hat. Womit den Anwendern in Zahnmedizin und Zahntechnik ein ganzheitliches Angebot des Bremer Unternehmens für eine Zahnprothetik „State of the Art“ zur Verfügung steht – von der zahnmedizinischen Basis bis zur prothetischen Rehabilitation.
Zahntechnik fachlich
Grund genug, Zahntechniker des deutschsprachigen Raumes zum zehnten Bego Medical Anwendertreffen einzuladen, um diese bei einem Firmenrundgang über hauseigene Produkte sowie deren Fertigungs- und Lieferprozesse zu informieren, im Weiteren in Workshops Anwendungen, Tipps und Tricks zu den Partnerprodukten von exocad und 3Shape zu vermitteln sowie in Vorträgen Themen zu behandeln, die aktuell eine hohe zahntechnische Relevanz besitzen.
Die Workshops wurden im Hause Bego durchgeführt und von den unternehmenseigenen Referenten und Trainern ZTM Niels Püschner und ZTM Ansger Volke geleitet, die langjährige Erfahrung und eine ausgezeichnete Expertise auf dem Gebiet CAD/CAM-gestützter Design- und Fertigungstechniken besitzen.
Zum Vortragsteil des Anwendertreffens erfolgte ein Ortswechsel in das Atlantic Hotel Universum. Hier wurden die Gäste von Axel Klarmeier erwartet, der seit Januar dieses Jahres Chief Excutive Officer (CEO) und damit operativ gesamtverantwortlich für das Unternehmen ist. Nach seiner kurzen Begrüßung übernahmen die Veranstaltungsmoderatoren ZTM Thomas Kwiedor (Director Productmanagement) und Anja Sohn (Head of Brands and Marketing Communications) die Regie und führten durch das folgende Programm. Und selbstverständlich ließ es sich auch der Chef des Hauses Bego, Christoph Weiss, im Verlauf der Veranstaltung nicht nehmen, die Teilnehmer aufs Herzlichste zu begrüßen.
Als erster Vortragender betrat mit Prof. Dr. Bernd Wöstmann, Direktor der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Marburg und Gießen, ein äußerst versierter Kliniker die Bühne, um über „Intraorale digitale Erfassungs- und Übertragungsverfahren: Möglichkeiten und Chancen in der Implantatprothetik“ zu informieren. Da sich die Anwendungsoptionen der Intraoralscanner immer mehr erweitern – und darin auch immer bessere Resultate liefern –, steht es für Wöstmann außer Frage, dass die Zahnheilkunde digital wird. Lediglich die Dynamik dieser Prozessentwicklung sei für ihn – und durch ihn – nicht vorhersagbar.
Der Wöstmann nachfolgende Referent hat in der Zahntechnik bereits seit vielen Jahren einen „großen“ Namen: ZTM Jochen Peters (früher Neuss, heute Kleinmeinsdorf bei Plön). Seine Vorträge zur Morphologie der Zähne und seine kamera-/bildschirmgestützten Modellationen von Okklusalflächen können als legendär bezeichnet werden – mit zwingender Logik erklärt und manueller Handwerkskunst überzeugend dargestellt.
Auch auf dem Bego-Anwendertreffen blieb Peters seiner Philosophie treu und referierte in seinem Vortrag „Klassik trifft Moderne: Ästhetik, Funktion, Okklusion und CAD/CAM“ darüber, worauf es seiner Meinung nach ankommt, wenn ästhetisch und (!) funktionell hochwertige Zahnprothetik entstehen soll. Für Peters sind es vor allem das Wissen um die Zusammenhänge der Okklusion sowie deren Umsetzung in die jeweiligen Modellationen beziehungsweise computergestützten Designs, um ästhetische und funktionelle Ergebnisse nach der Natur zu erzielen. Nur mit diesen Kenntnissen ließen sich die heutigen CAD/CAM-Technologien erfolgreich nutzen.
Dr. Dipl.-Ing. Werner Knapp und ZTM Christof Hafermann aus Würzburg beschäftigten sich originär mit Zahnprothetik und gingen mit ihrem Thema „Digital Solutions: Konzepte in Praxis und Labor“ anhand konkreter Fallbeispiele auf die sinnvolle Nutzung digitaler Lösungen ein, die sie „unter Gesichtspunkten von Effizienz, Reproduzierbarkeit und Praxistauglichkeit … im Rahmen von Behandlungskonzepten nutzen“. Beide Referenten stellten in ihren Ausführungen besonders die immer wichtiger werdende Abstimmung prothetischer Workflows in der Zusammenarbeit zwischen Praxis und Labor beziehungsweise Zahnarzt und Zahntechniker heraus.
Zahntechnik engagiert
Zwei Vorträge widmeten sich im Veranstaltungsverlauf berufspolitischen Zahntechnikerthemen. So wie zunächst der des Präsidenten des Verbands Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI), Dominik Kruchen (Düsseldorf), der „die zentrale Rolle des Verbands als berufspolitische Interessenvertretung der Zahntechniker sowie das umfangreiche Leistungsangebot für die Mitgliedsunternehmen“ herausstellte, dabei strukturelle Entwicklungen im Zahntechnikerhandwerk präsentierte und auf die „Notwendigkeit der Nachwuchsförderung sowie der Neuordnung von Ausbildung und Berufsbild“ einging. Und auch Ralf Suckert, Generalsekretär der Fachgesellschaft Zahntechnik (FZT), waren berufliche Akzeptanz und Weiterentwicklung des zahntechnischen Berufsstands ein Anliegen.
Mit seinem Vortrag „Zukunft Zahntechnik“ absorbierte er die ungeteilte Aufmerksamkeit der Teilnehmer – schließlich ging es darin auch um ihre Zukunft. Suckert meinte, die Zahntechnik müsse sich „zum Teil neu erfinden, um für die Zukunft vorbereitet zu sein“. Dazu gehörten für ihn „ein zeitgemäßes Selbstverständnis, ein besserer Zusammenhalt und eine nutzbringende Kombination aus Tradition und Moderne“. Stets sein Credo: „Es ist die prothetische Expertise, die die Zahntechniker für die Zahnheilkunde auch in Zukunft unersetzlich macht.“ Die Leistungen der Innungen sowie das persönliche Engagement darin wie auch die Zukunftsperspektiven, die dieses Handwerk bieten, wurden unter den Teilnehmern viel diskutiert. Und dass dies von Bego auf dem Anwendertreffen thematisiert wurde, fand große Zustimmung.
Zahntechnik modern und kostendeckend
Das Anwendertreffen fand seinen Abschluss in einem Ausblick auf Neuheiten, die Bego auf der Internationalen Dental-Schau vom 12. bis 16. März in Köln präsentiert. In diesem „Sneakpreview“ – von ZTM Thomas Kwiedor und Anja Sohn durchgeführt – waren die feierliche Enthüllung und „Vorstellung der neuen Varseo-3-D-Drucker-Familie“ das „absolute Highlight“, wie das Unternehmen stolz mitteilte.
Das Finale bildete am zweiten Veranstaltungstag die bundesweit bekannte Abrechnungsexpertin Kerstin Salhoff (FOR dent, Nürnberg) mit einem Workshop zur Abrechnung zahntechnischer Leistungen. Sie zeigte den an diesem Thema interessierten Teilnehmern Wege, wie sich aktuelle Abrechnungsparagrafen gesetzeskonform berücksichtigen lassen, um zahntechnische Leistungen konsistent abzurechnen.
Jürgen Pohling, Hamburg