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Kochtopfstiel im Kopf
Übersichtsaufnahme mit ca. 10 cm im Kopf steckenden Kochtopfstiel. Der Fremdkörper sitzt mit dem Stiel voraus im rechten Mittelgesicht.

Übersichtsaufnahme mit ca. 10 cm im Kopf steckenden Kochtopfstiel. Der Fremdkörper sitzt mit dem Stiel voraus im rechten Mittelgesicht.

Ein 64-jähriger Patient wurde mit dem Rettungsdienst in die zentrale Notaufnahme des Städtischen Klinikums Karlsruhe eingeliefert. Augenscheinlich steckte der Stiel eines Kochtopfs tief in der rechten Augen- und Kieferhöhle.

Auch wenn es relativ häufig zu Unfällen und Verletzungen mit Fremdkörpern im Gesichtsbereich kommt, ist dieser Fall eher ungewöhnlich und wurde vom behandelnde Fachärzteteam auf dem 68. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) vom Anfang Juni in Dresden vorgestellt.

Der Mann wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Karlsruher Notaufnahme mit der schweren Fremdkörper-Verletzung im Gesicht durch einen Kochtopfstiel eingeliefert. Er war kreislaufstabil, bewusstseinsklar und orientiert. Er berichtete, dass er in der Küche gestolpert sei und sich dabei der Griff eines Stielkochtopfs in sein Gesicht gebohrt habe. Danach habe er das rechte Auge nicht mehr öffnen können und selbst den Rettungsdienst verständigt. Der Patient wurde nach Einlieferung in die Notaufnahme sofort beatmet.

Der Kochtopfstiel steckt noch in seinem Kopf. Die Diagnostik mittels Notfall-CT ergab einen perforierenden Fremdkörper (Stiel eines Kochtopfs) in der rechten Augen- und Kieferhöhle mit Durchbruch in den weichen Gaumen rechts, zum Glück ohne weitere Beteiligung des inneren Schädels. Die Spitze des Kochtopfstiels war in der Mundhöhle tastbar.

Anschließend wurden in der notfallmäßigen OP in Vollnarkose der Kochtopfstiel entfernt und das Auge untersucht. Drei Tage nach dem Unfall und der Notfallversorgung rekonstruierten die MKG-Chirurgen den zertrümmerten Augenhöhlenboden mit einem speziellen TitanMesh.

Die Tränenwege schienten sie mittels Ringintubation. Eine Verletzung des Augapfels konnte ausgeschlossen werden. Der rechte mittlere Trigeminusast (N. infraorbitalis) war in seiner Kontinuität nicht unterbrochen, sodass der Patient nach dem Eingriff nur eine leichte Einschränkung der Berührungs- und Schmerzempfindlichkeit im Bereich der rechten Wange spürte – er konnte insgesamt vollständig wiederhergestellt werden.