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Ein weites Lernfeld

Vieles funktioniert hierzulande gut, aber ausverkaufte FFP-Masken, leere Regale bei Desinfektionsmitteln haben eigentlich keinen Platz in einem reibungslos funktionierenden Pandemieplan.

Vieles funktioniert hierzulande gut, aber ausverkaufte FFP-Masken, leere Regale bei Desinfektionsmitteln haben eigentlich keinen Platz in einem reibungslos funktionierenden Pandemieplan.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn spricht angesichts der Entwicklung der Verbreitung des Coronavirus von einer „neuen Lage.“ Es müsse damit gerechnet werden, dass sich die Epidemie auch in Deutschland ausbreite. Das Robert Koch Institut (RKI) setzt die Zahl der Infizierten quasi stündlich nach oben. In fast allen Bundesländern gibt es gemeldete Fälle, die meisten derzeit in Nordrhein-Westfalen.

Weltweit wurden um die 90.000 Fälle gemeldet, davon gut 80.000 allein in China. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. In 65 Ländern (Stand 2. März 2020) hat sich das neuartige Coronavirus nun ausgebreitet. Über 3.000 Menschen sind bislang daran gestorben. Die Fallsterblichkeit liege zurzeit bei 0,3 bis 0,4 Prozent. Wenn das Virus sich nicht verändere, sei zu erwarten, dass die Sterblichkeitsrate in nächster Zeit weiter abnehme, sagte Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Berliner Charité, am Montag in der Bundespressekonferenz im Beisein von Jens Spahn. Gut die Hälfte aller Erkrankten weltweit sind bereits wieder völlig genesen.

In Deutschland hat sich derweil ein Krisenstab unter der Federführung des Bundesgesundheits- und des Bundesinnenministeriums gebildet. Gezielt sollen nun weitere Patienten mit einer Lungenerkrankung auf das Virus SARS-CoV-2, das die Lungenkrankheit Covid-19 (Corona Virus Disease 2019) auslöst, getestet werden. „Wir wollen sicherstellen, dass eine Infektion frühestmöglich erkannt wird. Lieber einmal mehr testen als einmal zu wenig“, betonte Spahn. „Wenn ein Arzt einen Corona-Test medizinisch für geboten hält, sollte er testen. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen das dann selbstverständlich auch“, reagierte Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands.

Nach der Gründung des Krisenstabs informierte der Bundesgesundheitsminister die Körperschaften der Selbstverwaltung über den aktuellen Stand und forderte alle Organisationen auf, die Öffentlichkeit umfassend zu informieren. Darum bemühten sich die Standesvertreter dann auch. BZÄK und KZBV stellen auf ihren Internetseiten umfassende Informationen zum Umgang mit dem Virus. Weiterführende Links reichen vom Robert Koch Institut, wo alle Informationen der Gesundheitsämter zusammenfließen, bis zur Bundesanstalt für gesundheitliche Aufklärung mit den entsprechenden Hygienetipps . Die BZÄK hat ein Positionspapier zum Risikomanagement in Zahnarztpraxen veröffentlicht . Patienten können sich zusätzlich bei den Hotlines, die viele Krankenkassen eingerichtet haben, informieren.

Etliche der positiv auf das Coronavirus Getesteten wiesen offenbar nur geringe Erkältungssymptome auf und wären vermutlich ungetestet nicht in die Statistik aufgenommen worden. Die in Deutschland Betroffenen verbringen fast alle ihre Quarantäne zu Hause. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, dass internationale, europäische und nationale Pandemie-Pläne noch Verbesserungsbedarf haben. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, der Pandemieplan sei eigentlich ein Influenza-Pandemieplan, der nun an das Coronavirus angepasst werde.

Vieles funktioniert hierzulande gut, aber ausverkaufte FFP-Masken, leere Regale bei Desinfektionsmitteln haben eigentlich keinen Platz in einem reibungslos funktionierenden Pandemieplan. Mittlerweile gibt es vom RKI sogar einen Maßnahmenplan, wie die FFP-Masken in Einrichtungen des Gesundheitswesens mehrfach verwendet werden können – bei deutlich erhöhter Infektionsgefahr. Die Masken kamen bislang überwiegend aus China. Dort werden sie derzeit selbst benötigt. Zu einem Mangel an einem banalen Medizinprodukt sollte es bei einem möglichen noch gefährlicheren Virus nicht noch einmal kommen. Der Umgang mir Pandemien ist ein weites Lernfeld.