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Die Ära der universellen Befestigungskomposite

Ein Veneer aus Feldspatkeramik, ein Overlay aus Lithiumdisilikat, eine Adhäsivbrücke oder eine klassische Krone aus Zirkoniumoxid: Es ist der Vielfalt an Restaurationsmaterialien und Verfügbarkeit adhäsiver Befestigungssysteme zu verdanken, dass praktisch jeder Patient in jeder Situation optimal und möglichst wenig invasiv prothetisch versorgt werden kann.

Vor Kurzem war es noch notwendig, bei der Befestigung entweder immer auf ein komplexes, aus mehreren Komponenten bestehendes adhäsives Befestigungssystem zu setzen oder je nach Präparationsgeometrie und Restaurationsmaterial aus verschiedenen Produkten zu wählen. Mit der Einführung universeller Befestigungskomposite änderte sich dies.

Evolution adhäsiver ­Befestigungssysteme

Die Vorstufe zur Entwicklung universeller Befestigungskomposite bildete die Kategorie der selbstadhäsiven Befestigungskomposite. Begründet wurde sie 2001 durch die Einführung von 3M RelyX Unicem Selbstadhäsiver Composite-Befestigungszement. Dieses Produkt basiert auf der jahrzehntelangen Erfahrung des Unternehmens 3M in der Entwicklung von Befestigungsmaterialien und besteht – ebenso wie nachfolgende Produkte derselben Kategorie – aus einer einzigen Komponente. Mit dieser lassen sich zahlreiche Restaurationstypen und -werkstoffe sicher definitiv befestigen [1]. Dafür bedarf es weder zahnseitig der Applikation eines separaten Ätzgels, Primers und Adhäsivs noch restaurationsseitig eines Primers.

Hinzu kommt, dass die Einkomponenten-Befestigungskomposite – im Gegensatz zu den ebenfalls einfach anwendbaren konventionellen Zementen – eine zuverlässig hohe chemische Haftung erzielen. Dies führte zu Vereinfachungen vieler klinischer Abläufe, zum Beispiel der Zementierung von Wurzelstiften im Wurzelkanal und der Befestigung von Kronen und Brücken aus Zirkoniumoxid auf natürlichen Zähnen sowie Implantatabutments. In besonders anspruchsvollen Situationen wurde jedoch weiterhin die Anwendung eines mehrkomponentigen adhäsiven Befestigungssystems empfohlen. Damit mussten Fans der selbstadhäsiven Befestigungskomposite immer mindestens zwei Befestigungssysteme vorhalten, um zuverlässig alle Indikationen in der Praxis abdecken zu können.

Kartusche und Applikator mit Schriftzug von 3M

Universelles System: 3M Scotchbond Universal Plus Adhäsiv und 3M RelyX Universal Befestigungskomposit.

Ein Befestigungskomposit für alle Anwendungsmodi

Genau an diesem Punkt setzen die universellen Befestigungskomposite an: Sie funktionieren selbstadhäsiv ähnlich wie die selbstadhäsiven Befestigungskomposite, können aber zur Erhöhung der Haftfestigkeit in anspruchsvollen Situationen mit weiteren Komponenten kombiniert werden. Bei dem seit 2021 erhältlichen 3M RelyX Universal Befestigungskomposit kann eine Haftverstärkung durch die Kombination mit 3M Scotchbond Universal Plus Adhäsiv erreicht werden.

Dieses baut auf der bewährten Vielseitigkeit seines Vorgängers auf, bietet aber zusätzliche Vorteile wie eine dentinähnliche Röntgenopazität und sichere Haftung selbst an kariös modifiziertem Dentin. Zudem wurde die Silanfunktion für Glaskeramik optimiert.

Beide Produkte wurden sorgfältig aufeinander abgestimmt. Dies äußert sich unter anderem in der Tatsache, dass selbst bei einem Verzicht auf eine Lichthärtung nach Adhäsivapplikation die Aushärtung von Scotchbond Universal Plus Adhäsiv mit RelyX Universal Befestigungskomposit sichergestellt ist. Dies bietet den Vorteil, dass sich das Material durch den Anpressdruck beim Positionieren der Restauration optimal verteilen kann, eine Bisserhöhung ist nicht zu befürchten. Die anschließende Überschussentfernung ist erstaunlich einfach – speziell nach dem Anhärten (Tack Cure) für zwei bis drei Sekunden. Dass die in beiden Modi erzielbaren Haftwerte ungewöhnlich hoch sind, zeigen die Ergebnisse diverser Laboruntersuchungen [2–4]. Erste klinische Daten weisen zudem auf eine beeindruckende Gesamtperfomance hin [5].

Entscheidungshilfen und klinische Empfehlungen

Wer sich für den Einsatz universeller Produkte entscheidet, profitiert ganz klar von Vereinfachungen im Arbeitsablauf, der Möglichkeit zur Standardisierung im Sinne der Qualitätssicherung und von einem übersichtlichen Materiallager, das auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet. Eine gewisse Flexibilität wird jedoch weiterhin gewährt: Schließlich ist für jeden Patientenfall zu entscheiden, in welchem Modus ein universelles Befestigungskomposit eingesetzt werden soll.

Entscheidungshilfen sowie konkrete Tipps zur klinischen Vorgehensweise von der Vorbehandlung bis zur Überschussentfernung bieten die folgenden beiden Beiträge dieser Serie. In Teil 2 wird der Fokus auf der selbstadhäsiven Anwendung liegen, während Teil 3 die Indikationen für das Befestigungssystem beleuchten wird.

(wird fortgesetzt)

Universal-Befestigungskomposite
Diese vierteilige Serie bietet einen verständlich aufbereiteten Exkurs in die Mechanismen der (selbst)adhäsiven Befestigung indirekter, vor allem keramischer Restaurationen mit universellen Befestigungskompositen. Anwender erhalten Unterstützung in der Auswahl der passenden Modi sowie praktische Tipps zur korrekten klinischen Vorgehensweise. Im Mittelpunkt des letzten Serienteils stehen die innovativen Applikationssysteme.

Literatur

[1] 3M RelyX Unicem Self-Adhesive Resin Cement: 15-year clinical performance.
The Dental Advisor, Volume 34, Number 2, March-April 2017.
[2] Afutu R, Abreu M, Kugel G; Tufts Univer­sity School of Dental Medicine, Boston, Massachusetts, USA, J. Dent. Res. Bd. 98A, Nr. 3629, 2019
[3] Sabrosa CE, Geber K, Vandeweghe S. Shear Bond Strength of a Novel Resin Cement to Zirconia. J. Dent. Res. Bd. 99A,
Nr. 1838, 2020
[4] Cowen M, Powers JM. Resin Cement Bond Strength to Multiple Substrates. Dental Advisor Report, July 2020
[5] 3M RelyX Universal Resin Cement with Scotchbond Universal Plus Adhesive 2-Year Retrospective Performance. Dental Advisor Retrospective Report, May 2023.

Überflüssiges Komposit am Zahnhals wird entfernt

Problemloses Entfernen der Überschüsse nach Anhärten (Tack Cure)