Marc Stephen Pace: Welche Materialen zur eigenen Praxis passen
Die Füllungstherapie bestimmt in vielen Praxen wesentlich den zahnärztlichen Alltag. Doch mit welchen Materialien er sich ab diesem Jahr idealerweise bestreiten lässt, bleibt vorerst offen. Im Interview mit Dr. Christian Ehrensberger erläutert Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie (VDDI), einige mögliche Antworten.
Herr Pace, in Zukunft gibt es nur noch weiße beziehungsweise zahnfarbene Füllungen, so wie es sich die meisten Patienten wünschen. Da könnte man doch sagen „alles in Butter beim Brot-und-Butter-Geschäft Füllungstherapie“. Woher kommen dann die vielfach spürbaren Unsicherheiten?
Mark Stephen Pace: Es gibt eben nicht das eine Material, das sich für jede Kavität eignet. Darum ist es gut, sich aus einer möglichst großen Zahl potenzieller Materialien für die eigene Praxis genau die richtigen aussuchen zu können. Ich erwarte für die heranrückende 41. Internationale Dental-Schau, kurz: IDS, vom 25. bis zum 29. März in Köln intensive Fachgespräche zum Thema Füllungsmaterialien.
Lassen Sie uns etwas Licht in die Diskussion bringen! Laut GKV dürfen richtlinienkonform nur anerkannte Füllungsmaterialien gemäß ihrer medizinischen Indikation angewendet werden. Was heißt das konkret?
Pace: Es versteht sich von selbst, dass umfassende und gerade darum allgemein gehaltene Aussagen der Konkretisierung bedürfen. Hier geht es doch um Fragen wie diese: Wie groß ist der Zerstörungsgrad eines Zahns? Befindet er sich im Front- oder Seitenzahnbereich? Wie kooperativ ist der Patient? Je nach den Antworten und weiteren Aspekten der klinischen Ausgangssituation kommen dann verschiedene Komposite, Glasionomerzemente oder Kompomere in Frage.

Bewährte Produkte und Innovationen lassen sich auf der IDS in Behandlungssituationen in einer Fülle wie an keinem anderen Ort erleben.
Jedes dieser Materialien weist Vorteile auf, doch auch bestimmte Grenzen. Könnten Sie einmal einen groben Anhaltspunkt geben, welche Materialien sich für welche Indikation eignen?
Pace: Nicht-kaubelastete Klasse-II-Kavitäten lassen sich mit Glasionomerzementen füllen, darüber hinaus auch kleine bis mittelgroße kautragende Kavitäten der Klassen I und II. Darüber hinaus sind diese Materialien für Klasse-V-Restaurationen im Zahnhalsbereich indiziert.
Glasionomerzemente sind gut zu verarbeiten, dabei wenig techniksensitiv und für den Patienten kostengünstig. Außerdem sorgen sie mit einer Abgabe von Fluorid für einen Kariesschutz, der aus der Füllung kommt. Demgegenüber gelten Komposite als langlebiger, aber auch kostenintensiver für den Patienten. Er investiert mehr in die Wiederherstellung der Kaufunktionen und erhöht damit die Chance für eine längere Erhaltung des betreffenden Zahns.
Komposite sind im Seitenzahnbereich für die direkte Versorgung bei Klasse-I- und -II-Kavitäten breit indiziert und können sogar für den Höckerersatz verwendet werden. Dabei ist eine adhäsive Befestigung zu bevorzugen. Im Frontzahnbereich sollen für die Versorgung von Klasse-III- und -IV-Defekten in aller Regel direkte Komposite verwendet werden.
Nun hört man immer wieder von Produkten, die verschiedene Vorteile aus unterschiedlichen Werkstoffwelten vereinen. Was hat es damit auf sich?
Pace: Das Feld der Füllungsmaterialien hat sich inzwischen weiter ausdifferenziert. So liegen zwischen den Glasionomerzementen und den Kompositen die sogenannten Glashybride; dies sind kunststoffmodifizierte Glasionomerzemente. Sie eignen sich – grob gesagt – als kosteneffektive Option zur Restauration von bleibenden Molaren.
Auch bei den klassischen Kompomeren handelt es sich um Glasionomerzement-Komposit-Kombinationswerkstoffe. Sie sind besonders in der Kinderzahnheilkunde verbreitet. Aufgrund ihrer schnellen Verarbeitung lassen sich damit sogar eher unruhige Patienten in der gebotenen Geschwindigkeit versorgen.
Giomere vereinen als Glasionomer-Kompomer-Kombinationswerkstoffe eine geringe Oberflächenrauigkeit mit einer hohen Farbstabilität. Nano-Hybrid-Ormocere weisen Lichtstreuungseigenschaften auf, aus denen ein besonders ausgeprägter Chamäleoneffekt resultieren kann.
Richtet sich jenseits davon nicht ein Hauptinteresse auf selbstadhäsive Füllungsmaterialien?
Pace: Ja sicher, denn fast jeder sieht einen entscheidenden Vorteil darin, auf die separate Applikation eines Adhäsivs verzichten zu können. Glasionomerzemente und Glashybride sind dank ihrer chemischen Haftung per se selbstadhäsiv. Für Komposite beziehungsweise Komposithybride bestehen Konzeptionen, und ich freue mich auf die vielen Werkstoffe dieser Art, die auf der 41. IDS 2025 zu sehen sein werden. Darüber hinaus bereichern auch verschiedene Bulkfill-Komposite, die ohne Inkrementtechnik „in einem Rutsch“ in eine Kavität eingebracht werden, sowie Alkasit-Bulkfill-Materialien das Angebot im „Schaufenster der Internationalen Dental-Schau“.
Wenn Sie eine abschließende Bemerkung zum Thema „Füllungsmaterialien auf der IDS“ machen sollten: Welche wäre das?
Pace: Es wird spannend. Herzlich willkommen!
Über die IDS
Die IDS findet alle zwei Jahre in Köln statt und wird veranstaltet von der GFDI Gesellschaft zur Förderung der Dental-Industrie, dem Wirtschaftsunternehmen des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie e. V. (VDDI). Durchgeführt wird sie von der Koelnmesse, Köln. Weitere Informationen gibt es auf der Messe-Homepage auf www.ids-cologne.de