Anzeige

Premium Article

Premium Article
0

Advertorial

Advertorial
0

Die wahren Treiber der Zahnmedizin: Digitalisierung oder Biologie?

Egal, wen man in der Dentalbranche fragt, egal, was man wo liest. Die Antwort auf die Frage, was denn als größter Treiber in der Zahnmedizin empfunden wird, lautet fast immer: die Digitalisierung. Aber ist das wirklich so?

Umsätze in digitalen Segmenten

Es kommt wahrscheinlich auf die Perspektive an. Aus Sicht eines Herstellers von Investitionsgütern, nehmen wir mal den Bereich digitales Röntgen oder den Bereich CAD/CAM, trifft das sicher in sehr vielen Fällen tatsächlich zu. Die Umsätze in diesen und anderen „digitalen“ Segmenten sprechen eindeutig dafür.

Aus medizinischer Perspektive stellt sich das Bild aber deutlich differenzierter dar, vor allem dann, wenn man zwischen Hilfstechnologien und echten Therapeu­tika unterscheidet. Eine Krone beispielsweise ist nicht biologisch, denn sie besteht aus Keramik, Metall oder modernen Kunststoffen. Letztere verhalten sich aufgrund spezieller Materialeigenschaften „eher“ biologisch, weil sie etwa aufgrund ihrer Abrasionseigenschaften antagonistenschonend sind. Kronen können bio­logisch-morphologische Eigenschaften eventuell auch nachahmen, wenn sie nach biologischen Konzepten gestaltet werden.

Eine Krone bleibt eine Krone

Die Krone bleibt eine Krone, ob sie manuell gestaltet, aus einer Zahnbibliothek stammt oder digital hergestellt wird. Eine biologische Krone hätten wir erst dann, wenn sie, sagen wir als Ergebnis bahnbrechender Stammzellforschung, aus einem „Zahnkeim“ an Ort und Stelle exakt so nachwachsen würde wie der ursprünglich an dieser Stelle vorhandene Zahn. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik und in absehbarer Zeit kaum eine Therapieoption (obwohl in dieser Richtung bereits seit
Jahren geforscht wird).

Anders sieht es allerdings aus, wenn man sich die Erkenntnisse anschaut, die in jüngster Zeit in Sachen biologischem Verständnis der Zusammenhänge zwischen oralem Biom und oraler Gesundheit erarbeitet wurde. Oder auf dem Gebiet oraler Diagnostika, die wertvolle Hinweise liefern können, ob nicht beispielsweise ein entgleistes orales Biom Ursache für eine Erkrankung wie Karies oder Parodontitis ist, und gleichzeitig die Entscheidung für ein hoch spezifisches Antibiotikum erleichtert.

Bakterielle Keime mit gravierenden Folgen für die orale Gesundheit

In regelmäßiger Folge schreibt DDr. Christa Eder aus Wien für die dzw und präsentiert immer wieder bakterielle Keime, die auf erstaunliche Weise gravierende Folgen für die orale Gesundheit haben können, obwohl die Mundhöhle gar nicht der bevorzugte Lebensraum die­ses oder jenes Bakteriums ist. Schon aus diesem Einzelbeispiel wird ersichtlich, wie entscheidend das Zusammenspiel zwischen Biom – vor allem dann, wenn es nicht in Balance ist – und Organismus für die Gesamtgesundheit eines Menschen ist. Immer entscheidender wird daher eine ganzheitliche Betrachtung der Effekte, die ein Manko oder ein Überschuss an einer scheinbar isolierten Region auf das Ganze hat.

Die eingangs gestellte Frage, wer wohl der eigentliche Treiber in der Zahnmedi­zin ist, lässt sich also gar nicht eindeutig beantworten. Unbestreitbar ist, welchen Fortschritt digitale Verfahren für die Zahnmedizin – hier mit Fokus auf Reparatur oder Ersatz verlorengegangener Strukturen – gebracht hat und künftig noch bringen wird.

Entscheidend für eine Bewertung, welche Entwicklung denn nun wichtiger ist, kann aber nicht alleine am potenziellen Umsatzvolumen festgemacht werden, noch nicht mal nur an – durchaus wünschenswerten – Effizienzsteigerungen in der täglichen Praxis durch schlankere Workflows. Entscheidend ist, in welche Richtung sich die Zahnmedizin als me­dizinische Disziplin im Ganzen weiterentwickelt und wie das Zusammenspiel digitaler und biologischer Ansätze künftig aussehen wird. Vieles deutet darauf hin, dass es statt eines „entweder oder“ auf ein „sowohl als auch“ hinauslaufen wird.