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Die dunkle Seite

Jedes Labor hat seine standardisierten Farbstäbchen, um Zahnfarben auszusuchen. Doch kein Zahn ist Standard, warum also legen wir Zahntechniker so viel Wert darauf?! Jeder Patient, und somit auch seine Zähne, sind individuell. Genauso verhält es sich mit den Stärken der anzufertigen Arbeit, ein Veneer ist deutlich dünner als eine Krone. Wie will ein Zahnstäbchen, das eine Stärke von einem Käppchen hat, die Farbgenauigkeit bei einem Veneer oder einer Krone aus Lithiumdisilikat wiedergeben?

Was also tun, wenn die Ausgangssituation durch einen dunklen Stumpf verfälscht werden kann? In unserem Labor haben wir unsere IPS e.max Ceram-Massenfarbschlüssel individualisiert. Zusätzlich zur Zahnfarbe lässt sich nun auch das Farbergebnis durch den darunterliegenden, eventuell verfärbten Stumpf, viel genauer bestimmen.

Kleiner Aufwand, große Wirkung

Die gesamten Farbstäbchen wurden an einer Ecke in verschiedenen Stärken beschliffen. An der Inzisalkante wurde eine Stärke vom 0,5 mm, zentral 1 mm und nach distal 2 mm abgetragen. Überprüft
wurde das Ergebnis mit einem Taster. Um ein saubere Schleifkante zu erzielen, kam der Briegel Dental Gummierer zum Einsatz. Normalerweise kommt der Gummierer bei Zirkonarbeiten zum Einsatz. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er beim Ausarbeiten nicht zerfleddert und wie ein Messer durch das Material geht. Das Gesagte illustriere ich durch ein paar Beispielfälle. Ein Fall, wie er in jedem Labor vorkommen kann: 12 bekommt eine Krone und die Ausgangsfarbe ist eine A3. Doch der Stumpf ist dunkel verfärbt. Bei uns im Labor sehen wir eigentlich jeden Patienten, um zu vermeiden, dass nicht weitergegebene essenzielle Angaben fehlen. Doch auch wenn wir wissen, dass der Stumpf verfärbt ist, ist es nicht leicht, bei einem einzelnen Einser die Farbe genau zu treffen.

Nur A3 ist zu wenig Information

Doch es gibt auch Dentallabore, wo auf dem Auftragszettel nur die Zahnfarbe A3 angegeben ist. Der Techniker beginnt zu arbeiten und fertigt die gewünschte Krone in A3 an. Dass diese Arbeit zurückgeht,  ist kein Wunder. Denn ein entscheidender Hinweis fehlte: Der Stumpf ist dunkel verfärbt. Mit individuellen Farbstäbchen sieht man, für welche Farbe man sich bei Lithiumdisilikat entscheiden müsste, um ein genaues Farbergebnis hinzubekommen. Anhand der Beispielfotos auf der linken Seite erkennt man die große Diskrepanz zwischen gewünschter Farbe und Farbstäbchen. Jeder Zahntechniker würde zustimmen, dass eine LT A3 die falsche Wahl gewesen wäre. Die richtige Wahl wäre überraschender Weise eine LT BL4, um eine A3 darzustellen. Diesen Rohling hätte man niemals ausgewählt. Wenn das Material keine Rolle spielt und man die Information erhält, dass ein dunkler Stumpf vorliegt, spielt es keine Rolle, welcher Rohling verwendet wird, da hier der Titan-Opaquer aufgetragen wird.

Der Casus knaxus und die eierlegende Wollmilchsau

Der Alltag im Labor sieht meistens anders aus. Viele Hürden verwehren einem manchmal den Erfolg, die Meisterdisziplin – die einzelne Frontzahnkrone – zu versorgen. Hier beißen wir uns die Zähne aus, wenn wir den Patienten nicht zu Gesicht bekommen oder detaillierte Informationen fehlen. Man muss nicht erklären, was passiert, wenn die Information fehlt, dass der Stumpf verfärbt ist. Der ultimative Tipp versteckt sich hinter einem Namen: InSync Titan Opaquer von Jensen Dental! Dieser Opaquer wird vor dem Schichten in das Käppchen gepinselt. Das wiederholt man zweimal und festigt alles mit einem Zwischenbrand (siehe Tabelle). Das gilt für Lithiumdisilikat und Zirkon. So kann man auch monolithische Arbeiten vor dem „absaufen“ retten. Klingt einfach, hat aber eine enorme Wirkung. Die meisten Techniker greifen bei einem verfärbten Stumpf eher zu opakem Material wie Zirkon, was aber das Erlangen der zu erzielenden Zahnfarbe nicht einfacher macht. Denn auch Zirkon kann einen dunklen Stumpf nicht gänzlich abdecken.

Platz schaffen

Doch bevor man den Titan-Opaquer anwendet, muss man Platz schaffen. Das passiert schon vor der Fertigung der Kronen. Es gibt im Moment zwei Arten, ein Käppchen herzustellen: manuell und digital. Wenn man ein Käppchen in Wachs tiefzieht, gibt es für diese Methode folgenden Leitfaden: Die vestibuläre Fläche vom Stumpf wird vor dem Tiefziehen genau 3 x dünn gelackt. Das dient als Platzhalter, damit man später den Titan Opaker intrakoronal im Randbereich auftragen kann. Wenn man das Käppchen digital anfertigt, kann man in der Software einen Platzhalter von ca. 0,01 mm angeben. Beim späteren Auftragen des Titan-Opaquers sollte man die Brenntabelle genau beachten.

Perspektive wechseln

Manchmal liegt es auch gar nicht am Techniker! Hier ein Beispiel, wie verfärbtes Zahnfleisch die Zahnfarbe genauso verändern und optisch beeinflussen kann. Um dem Behandler zu zeigen, dass die beiden Einser zueinander passen, wurde das Zahnfleisch mit Grau „neutralisiert“. Das Ergebnis: Die Zahnfarbe ist nun passend. Die Idee des Zahnarztes war, das Zahnfleisch etwas heller zu tätowieren. Das ist genauso schwer bis unmöglich, wie aus einer A4 eine A2 zu malen. Diese Idee wurde verworfen.

Das Wundermittel

InSync Titan Opaquer von Jensen Dental: Meistens kommt jetzt die Frage, in welcher
Farbe der Titan-Opaquer für das Labor angeschafft werden soll. In unserem Labor
verwenden wir zwei Farben: den weißen Titan-Opaquer und einen Titan-Opaquer in
A3. Weitere Farben werden nicht benötigt, hellere Farbtöne können durch
Anmischen erreicht werden.

Brenntabelle Titan Opaquer

Der Autor

Zahntechniker Anthimos Tolomenis, kurz Maki genannt, ist seit 2021 Selbstständig bei Dental Labor Hands

Titelfoto: stock.adobe.com/nnerto