Gleich zwei positive Nachrichten für die Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Propaedeutik und Werkstoffkunde (Direktor: Prof. Dr. Matthias Kern) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel:
Auf der Jahrestagung der European Association for Osseointegration in Madrid erhielt Oberärztin Dr. Nicole Passia den mit 2.000 Euro dotierten Award für die beste wissenschaftliche Posterpräsentation, Thema: „Single Dental Implant in the Edentulous Mandible (SMIS) – Chewing Efficacy after 24 Months of Observation”.
An dieser innovativen Methode eines mittigen Einzelzahnimplantats zur Fixierung einer Vollprothese im zahnlosen Unterkiefer wird an der Klinik bereits seit 2012 geforscht. Nun hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Förderung der Studie unter der Leitung von Prof. Kern um drei weitere Jahre verlängert. Das gesamte Fördervolumen dieser weltweit größten Studie zu diesem Thema umfasst damit rund 1,275 Mio. Euro.
Größte Studie zu Einzelzahnimplantaten
Trotz aller Erfolge in der Prävention von Zahnerkrankungen ist immer noch ein hoher Anteil der 65- bis 74-Jährigen in Deutschland in einem oder beiden Kiefern zahnlos. International gilt heute eine auf zwei Implantaten verankerte, abnehmbare Zahnprothese als Standardtherapie des zahnlosen Unterkiefers.
Da diese Standardtherapie jedoch nicht im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland bezahlt wird, schließt der finanzielle Aufwand viele Patienten von dieser Therapieform aus. „Vor allem im zahnlosen Unterkiefer sind Halt und Funktion von Totalprothesen, die nicht verankert werden, häufig unbefriedigend und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen“, sagt Prof. Kern.
Aufwand schließt viele Patienten aus
Um Kosten und Aufwand der Implantation im zahnlosen Kiefer von Senioren zu verringern, wird im Rahmen der Studie untersucht, ob die Verankerung einer Totalprothese über ein einzelnes zentrales Implantat in der Unterkiefermitte eine sinnvolle Alternative darstellen kann. Dabei wird die abnehmbare Zahnprothese mittels einer Druckknopfverankerung am Unterkiefer fixiert. Der dafür notwenige Verankerungsstift wird in der Mitte des Unterkiefers minimalinvasiv eingepflanzt. „Die bisherigen Studienergebnisse weisen darauf hin, dass diese Methode auch nach einem Zeitraum von fünf Jahren zu einer Verbesserung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität und der objektiven Kaufunktion führt“, sagt Prof. Kern.
Die aktuellen Ergebnisse dieser Studie wurden jetzt im Journal of Dental Research, einer der hochkarätigsten zahnmedizinischen Fachzeitschriften, publiziert. (Originalpublikation: http://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0022034517736063)
Studienteilnehmer gesucht
Zugleich betreibt die Klinik weitere Studien, um die Versorgung von Patienten mit Vollprothesen weiterzuentwickeln und zu optimieren. In einer neuen Studie wollen die Zahnmediziner am Campus Kiel erforschen, wie effektiv eine Vollprothese im Unterkiefer durch zusätzliche Zahnimplantate verankert werden kann. Zu diesem Zweck suchen Prof. Kern und sein Team zahnlose Personen ab 50 Jahren, die trotz klinisch adäquat gestalteter Totalprothesen mit dem Sitz ihrer Unterkiefertotalprothese unzufrieden sind.
Im Rahmen der Studie erhalten die Patienten in einem chirurgischen Eingriff drei Implantate im Unterkiefer. Anschließend wird die Vollprothese zunächst an einem Implantat befestigt, nach drei Monaten an zwei Implantaten und nach einem halben Jahr an allen drei Implantaten. Dadurch wollen die Forscher herausfinden, wie die Anzahl der im zahnlosen Unterkiefer eingesetzten Implantate die Kaueffektivität beeinflusst. Die teilnehmenden Patienten erhalten die Versorgung zu deutlich vergünstigten finanziellen Bedingungen.
Info und Anmeldung: Dr. Nicole Passia, E-Mail: npassia@proth.uni-kiel.de.
Tel. (0431) 500-26401 oder -26402 (Sekretariat).
Quelle: UKSH Universitätsklinikum Schleswig-Holstein