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Interview mit Mark Stephen Pace: Top-Thema Implantologie auf der IDS

Die dentale Implantologie ist als eines der Top-Themen der Internationalen Dental-Schau (IDS) vom 25. bis zum 29. März 2025 in Köln gesetzt. Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie, blickt voraus auf neue Impulse für die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte.

Herr Pace, wie hat sich der Markt für Dentalimplantate aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt?

Mark Stephen Pace: Implantologische Gesellschaften haben sich in Deutschland bereits ab 1970 für das Fachgebiet starkgemacht. Einen ­großen Schub hat es seit der Jahrtausendwende bekommen. Das belegen die Marktanalysen des VDDI: Im Jahre 2002 belief sich die Zahl der in Deutschland verkauften Dentalimplantate auf knapp 390.000 Stück, was sich bis 2010 ver­doppelte. 2021 wurde die Million geknackt und 2022/2023 mit jeweils rund 1.300.000 ver­kauften Dentalimplantaten neue Höchstwerte erreicht.

Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für die Hersteller von Zahnimplantaten?

Pace: Eine Herausforderung stellt die Europäische Verordnung über Medizinprodukte dar, kurz: MDR. Sie verursacht einen hohen administrativen Aufwand. Aber ich kann Ihnen sagen: Die Implantathersteller, soweit ich sie aus dem VDDI-Arbeitskreis „Implantologie“ kenne, haben sich frühzeitig mit den gestiegenen Anforderungen auseinandergesetzt und mittlerweile die Umsetzung in ihren Unternehmen vollzogen. Denn jede Verordnung bietet auch die Chance, bestehende Top-Standards an Sicherheit und Zuverlässigkeit weiter zu erhöhen.

Die zweite Herausforderung besteht in der Forschung und Entwicklung: Gerade eine ­beispiellose Erfolgsgeschichte wie die dentale Implantologie muss kontinuierlich neue Impulse aufnehmen, um auf das nächste Level zu kommen. 

Eine Frau und ein Mann mit medizinischer Maske sowie ein Patient im Zahnarztstuhl

Das Backward-planning beginnt mit einem Intraoralscan und anderen Aufnahmen aus der Mundhöhle. 

In welchen Bereichen sehen Sie denn zurzeit die wichtigsten Impulse aus Forschung und Entwicklung?

Pace: Als ein wesentlicher Beitrag für eine erfolgssichere implantologische Therapie hat sich das Backward-planning erwiesen. Verschiedene bildliche Darstellungen, wie etwa Röntgenaufnahmen oder Intraoralscans, werden gematcht, um vom gewünschten Behandlungsergebnis rückwärts zu planen – bis hin zu Position und Einschubwinkel des Implantats. Jetzt kommt die dentale Kernspintomographie (MRT) als neues bildgebendes Verfahren hinzu. Mit deren Zusatzinformationen dürfte die implantologische Therapie noch sicherer zum angestrebten Ziel führen, insbesondere wenn darüber hinaus Künstliche Intelligenz dem Behandler beim Zusammenbringen der verschiedenen Bilddaten assistiert. 

Portrait eines Mannes mit Text daneben

Wo ist ein echtes Umdenken angesagt?

Pace: Das könnte ich mir bei der Grundkonstruktion von Implantaten und ihren prothetischen Versorgungen vorstellen. Klassischerweise ist das Implantat völlig starr im Kiefer verankert, und auch die Krone beziehungsweise Suprastruktur sitzt starr darauf. Der natürliche Zahn dagegen weist ein gewisses Spiel auf, und an diese natürliche Situation möchte man sich beim Konzipieren von implantologischen Zukunftsentwürfen annähern.

Eine Möglichkeit besteht in Glasfaserstiften. Sie können als Dämpfungselement in ein inseriertes Zirkonoxidimplantat eingesetzt werden. Aufgrund von Studien besteht die Aussicht, auf diese Weise Periimplantitis vermeiden und die Implantat-Überlebensrate erhöhen zu können. Ich bin gespannt, welche anderen Designs für die Mikrobeweglichkeit auf der IDS vorgestellt werden.

Das klassische Implantat besteht aus Titan, nun erwähnten Sie eben Zirkonoxid. Was bewegt sich in puncto Werkstoffe für Implantate und Implantatprothetik?

Pace: Titan ist bewährt, doch einzelne Patienten vertragen Zirkonoxid, Keramik oder Kunststoffe besser. Darum ist es gut, wenn hier mehrere Werkstoffoptionen in Wettbewerb treten. Zirkonoxid und Keramik gelten als gingivafreundliche Wahlmöglichkeiten, das hat man auch schon bei Kronen- und Brücken aus diesen Materialien gesehen. 

Kunststoffe wiederum lassen sich teilweise im 3-D-Druck in die gewünschte Form bringen. Das kann den Materialausschuss verringern. Viel verspreche ich mir, über Digitalisierung und Werkstoffinnovation hinaus, von biologischen Verfahren.

Was steht dabei für Sie an erster ­Stelle?

Pace: Es sind Techniken, die dem Patienten eine schnellere und schmerzärmere bis schmerzfreie Therapie bieten. Sicher lassen sich Knochenblöcke einsetzen, um einen ausgedehnten Defekt zu füllen; gegenüber einer solchen Augmentation ist aber stets der Einsatz von Guided-Bone-Regeneration zu erwägen. 

Auch lassen sich mit Hilfe von Blutkonzentraten und einer dadurch induzierten besseren Wundheilung eher Sofortimplatationen durchführen. Das spart dem Patienten mindestens eine womöglich langwierige Sitzung. Und warum eigentlich ein aufwendiger externer Sinusluft, wenn es auch mit einer Osseodensifikation als minimal-invasivem Verfahren geht?

Insgesamt werden implantologische Therapien mit Verfahren, die bei Biologie und Physiologie ansetzen, zu ganz normalen Maßnahmen. Sie ist sogar als pure Prophylaxe zu verstehen: Durch die Implantation wird der Kieferknochen langfristig erhalten, wird eine Schaltlücke ohne Beschleifen von Nachbarzähnen geschlossen, werden aufwendige Teleskop- oder Modellgusskonstruktionen vermieden. Die werden, je nach der klinischen Ausgangssituation, immer noch eine erwägenswerte Alternative darstellen. ­Tendenziell könnte sich aber die Implantologie zu einer viel breiter durchgeführten Disziplin entwickeln. Die 41. IDS 2025 wird in dieser Hinsicht eine besonders spannende Veranstaltung werden. 

Über die IDS 

Die IDS findet alle zwei Jahre in Köln statt und wird veranstaltet von der GFDI Gesellschaft zur Förderung der Dental-Industrie, dem Wirtschaftsunternehmen des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie e. V. (VDDI). Durch­geführt wird sie von der Koelnmesse, Köln. Weitere Informationen gibt es auf der Messe-Homepage auf www.ids-cologne.de

Titelbild: Koelnmesse/IDS/Harald Fleissner