Wer glaubt, Jugendliche und junge Erwachsene seien dem Internethype maßlos verfallen, irrt. Onlinemobbing, Falschinformationen, Überforderung und Abhängigkeit: Eine repräsentative U25-Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) belegt aktuell, dass auch junge Internetnutzer immer skeptischer gegenüber dem Medium Internet werden.
Dr. Silke Borgstedt, Direktorin Sozialforschung und Studienleiterin beim durchführenden Sinus-Institut dazu: „Der Vergleich zu den Studienergebnissen aus dem Jahr 2014 zeigt, dass junge Menschen heute deutlich mehr Risiken bei der Nutzung des Internets wahrnehmen als noch vor vier Jahren.“
Für die überwiegende Mehrheit der aktuell befragten 14- bis 24-Jährigen sind digitale Angebote unverzichtbar, weil sie den Zugang zu Informationen erheblich erleichtern. 68 Prozent können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen (2014: 73 Prozent). 69 Prozent sagen sogar, die digitale Welt mache sie glücklich. Doch das World Wide Web ist für die Befragten vor allem „praktisch“, und an die Sicherheit persönlicher Daten im Internet glauben nur noch 30 Prozent.
Deutlich gestiegen ist gegenüber 2014 auch die Angst vor Fake-Profilen und vor der Veröffentlichung peinlicher oder intimer Posts. Weit verbreitet ist auch die Sorge vor persönlicher Internetsucht. Knapp ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen nehmen mittlerweile das eigene Surfverhalten als problematisch wahr. 64 Prozent haben das Gefühl, im Internet Zeit zu verschwenden.
Vorsichtig ist die „Generation Internet“ auch in puncto Meinungsäußerung. Zwei Drittel der Befragten nehmen das Internet als Raum wahr, in dem man mit Beschimpfungen rechnen muss, wenn man sich äußert. Für 38 Prozent ist die „Beleidigungskultur im Netz“ ein Grund, auf die Äußerung der eigenen Meinung im Internet zu verzichten.
Die „Generation Internet“ fühlt sich zudem unzureichend vorbereitet auf eine digitalisierte Welt und blickt skeptisch auf eine rein digitale Zukunft. 41 Prozent der jungen Menschen macht die Vorstellung Angst, dass künftig vieles nur noch über das Internet erledigt werden kann. Diese Zahl hat sich gegenüber 2014 fast verdoppelt.
Die Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffay bezeichnet diese Ergebnisse als ernüchternd: „Wenn junge Menschen sich im Internet nicht einmal mehr trauen, ihre Meinung frei zu äußern, dann ist das ein erschreckendes Signal. Sie brauchen Unterstützung und Begleitung, damit sie das Netz unbeschwert nutzen können.“ Nötig ist aus Sicht der Ministerin ein modernes Jugendmediengesetz, aber auch ausreichende Sicherungs- und Meldesysteme. Nicht zuletzt benötigen aber auch Eltern mehr Transparenz darüber, welche Online-Angebote für ihre Kinder geeignet sind und welche nicht.
Sorgenfreies, sicheres und souveränes Surfen wird gern in einem Atemzug mit „Digital Natives“ genannt. Die aktuelle Studie markiert einen Wandel in der Selbstwahrnehmung der „Generation Internet“ und setzt wegweisende Impulse für die digitale Zukunft.