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Pandemien: Biologie ebenso relevant wie Ängste und Misstrauen

Universität Duisburg-Essen: Neurologische Auswirkungen von Infektionen und Pandemien
Infektionen und ihre Folgen können Gesellschaften lähmen – die vergangenen „Pandemiejahre“ sind Beleg dafür. Prof. Dr. Dr. Mark Stettner erforscht an der Universität Duisburg-Essen (UDE) unter anderem ihre neurologischen Auswirkungen. Bisher außerplanmäßiger Professor an der medizinischen Fakultät hat er nun die Professur für Immunologie neuroinfektiologischer Erkrankungen angenommen. Er leitet zugleich die Poliklinik an der Klinik für Neurologie am UK Essen.

Fehlleitung der Immunabwehr

Infektionen mit Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilzen können zu einer Fehlleitung der Immunabwehr führen und Entzündungen im peripheren Nervensystem auslösen. „Eine Infektion kann der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt und das streng regulierte Gleichgewicht unseres Immunsystems zwischen der Abwehr von Erregern und dem Erkennen körpereigener Oberflächen kippen lässt“, sagt Professor Mark Stettner. Das Immunsystem greift dann Nervenbahnen an, was zu Lähmungen und sensiblen Defiziten, Schmerzen oder Taubheitsempfinden führen kann.

Stettner interessiert an Infektionserkrankungen mehr als die Suche nach ihren molekularbiologischen Grundlagen. „Wir wissen, dass zum Beispiel Pandemien, wie wir sie zuletzt im Rahmen von Covid-19 erlebt haben, die Gesellschaft auf vielen Ebenen des Zusammenlebens nachhaltig beeinträchtigen. Biologische und molekulare Mechanismen sind ebenso relevant wie die psychische Belastung durch Angst, Perspektivlosigkeit, reduziertes Vertrauen – auch in Wissenschaft und Staat“, sagt der Neurologe.

zwei Personen in weißen Kitteln in einem Raum, der nach Labor aussieht

Prof. Mark Stettner erforscht die Folgen von Infektionen. 

Ergebnisse verständlich kommunizieren

„Es ist folglich unsere Verantwortung als Wissenschaftler, Ergebnisse verdaulich und verständlich zu kommunizieren, ohne Ängste zu fördern. Wenn Menschen der Wissenschaft – nach einer globalen Pandemie – nicht mehr trauen, dann tragen wir als Wissenschaftler daran möglicherweise eine Teilschuld, sicher aber eine Verantwortung“, erklärt Stettner.

Mark Stettner studierte ab 2002 Medizin an der Universität Göttingen, 2010 wurde in Medizin promoviert und 2014 in der Biologie. Von 2009 bis 2016 arbeitete er in der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Düsseldorf. 2016 wechselte er ans UK Essen, wo er sich 2018 zu Immunneuropathien habilitierte und 2022 zum außerplanmäßigen Professor ernannt wurde. Seine Forschung wurde mehrfach ausgezeichnet.