Wenn einer eine Reise tut, dann kann er anschließend nicht nur etwas erzählen. Die Teilnehmer der Dental Cruise, des Fortbildungskongresses auf hoher See, können von der Reise auch direkt bei ihrer Arbeit profitieren. Den außergewöhnlichen Mix aus Kreuzfahrturlaub und Fortbildung bieten die NWD Gruppe, die Haranni Academie und die DZW in diesem Jahr bereits zum zwölften Mal an. Vom 19. bis 26. Oktober 2018 geht es von Mallorca über Italien, Frankreich und dem spanischen Festland wieder zurück auf die Ferieninsel. An Bord der „Mein Schiff 5“ wartet dabei ein Ambiente von hohem Niveau auf die Teilnehmer, das betrifft die Möglichkeiten an Bord ebenso wie das Kongressangebot. Einer der Hauptreferenten beim Kongress ist der Präsident der deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGOI), Dr. Fred Bergmann.
Sie werden als Referent der diesjährigen Dental Cruise gleich zwei Themenblöcke bearbeiten. Mit dem „Update 2018 - So geht Implantologie heute“ sprechen Sie Zahnmediziner und Zahntechniker gleichermaßen an. Wie wichtig ist die Kommunikation zwischen beiden Berufsgruppen? Wie entsteht ein diagnostisch-klinischer Workflow?
Dr. Fred Bergmann: Der aus dem Sport bekannte Slogan „Teamwork makes the dream work“ mag vielleicht etwas abgegriffen erscheinen, doch in Bezug auf die zahnärztliche Implantologie hat er absolute Gültigkeit. Eine erfolgreiche und nachhaltige Implantatrestauration erfordert die Zusammenarbeit von Zahnarzt, Zahntechniker, zahnärztlicher Assistentin und Patient. Dazu gehören analoge und digitale Diagnostik, Erarbeiten des prothetischen Therapieziels und die als Ground-Down-Planung notwendigen Protokolle für die Implantation sowie das Knochen- und Weichgewebsmanagement. Die können nur im Team entwickelt werden. So wird ein komplexes, multidisziplinäres Vorgehen in einfache Teilschritte zerlegt, kontrollierbar und Step by Step gelöst. Was auf den ersten Blick komplex wirkt, werden wir anhand klinischer Fallbeispiele Schritt für Schritt im Vortrag aufbereiten.
Die Digitalisierung in den Zahnarztpraxen - und speziell bei versierten Implantologen - kann die Arbeit wesentlich erleichtern. Welche Fehler werden dennoch häufig gemacht?
Bergmann: Die Vorteile der Digitalisierung bei Planung (3-D, DVT), Chirurgie (Navigationsschablone) und Prothetik (CAD/CAM- Restauration) sind unbestritten. Häufig erscheint jedoch die Umsetzung im klinischen Alltag schwierig. Konkret: Wie komme ich von den 3-D-Daten zur Navigationsschablone? Was muss der Zahnarzt tun, was der Zahntechniker? Welcher Informationsaustausch ist notwendig und worauf muss geachtet werden? Im Vortrag werden alle Schritte besprochen und mit Live-Videos demonstriert. Am Beispiel eines einfachen Einzelzahnersatzes und eines komplexen, zahnlosen Falls.
Die biologische Orientierung bei Erstellung und Eingliederung von Suprakonstruktionen wurde in der Vergangenheit häufig, teils sogar sträflich, vernachlässigt. Welche Voraussetzungen erachten Sie hier als besonders wichtig?
Bergmann: Die Ausgestaltung des Zahnersatzes mit individuell anatomischen Abutments, CAD/CAM-gefertigt, ist eine wesentliche Voraussetzung. Das Beachten der biologischen Breite, die richtige Dimensionierung und Anpassung an die Mucosa sind ebenso entscheidend wie das Vermeiden von Zementresten im Sulcus als Vorbeugung der Periimplantitis. Auch hier ist die Kommunikation von Zahnarzt und Zahntechniker unerlässlich.
Sie werden Ihre Fallbeispiele mit Live-Videos unterlegen. Können Kollegen nach dem Vortrag dieses Wissen direkt in der eigenen Praxis umsetzen?
Bergmann: Selbstverständlich! Das kochbuchartige, didaktische Aufbereiten der Arbeitsschritte kann unmittelbar in der Praxis umgesetzt werden. Für mich ist dieses Ziel mit am Wichtigsten bei jeder Vortrags- und Weiterbildungsaktivität. Als Präsident der deutschen Gesellschaft für Implantologie darf ich sagen, dass alle unsere Fortbildungsformate und Curricula auf die Bedürfnissen der praktisch tätigen Zahnärzte ausgerichtet sind.
Eine wichtige Rolle für das erfolgreiche orale Implantieren spielen die zahnärztlichen Assistentinnen. Wie wollen Sie diesen in Ihrem zweiten Vortrage die Angst vor der Implantation nehmen?
Bergmann: Die zahnärztliche Assistentin spielt eine entscheidende Rolle im Team. Denken Sie nur an die OP-Vorbereitung, Bereitstellen der Instrumente, OP-Assistenz und Aufbereitung der OP-Kits. Wichtig ist auch die Funktion im Rahmen der Anproben und des Eingliederns der prothetischen Restauration und später in der Nachsorge. All dies sind Dinge, die in der Berufsschule nicht gelehrt werden. Ich werde einen Überblick über die wichtigsten Punkte geben. Die DGOI bietet für Assistentinnen einen dreitägigen Kurs mit Abschluss zur implantologischen Fachassistentin an.
Spaß am Lernen - das ist ebenfalls etwas, was Sie dabei vermitteln wollen. Können Sie ein wenig darüber verraten?
Bergmann: Lernen im Team und sich schnell Wissen aneignen, das sofort in der Praxis umsetzbar ist, führt zu Erfolg und Erfolg gibt Sicherheit und macht Spaß. Die Wissensvermittlung selbst erfolgt interaktiv und auf Augenhöhe. Letztlich kann die Fachassistentin im Team dann viele Aufgaben am Patienten übernehmen, sie ist ein Teil des Behandlerteams, übernimmt Verantwortung und gestaltet mit. Das führt zu mehr Freude an der Arbeit.
Bei der Dental Cruise ist es üblich, dass Referenten auch abseits ihrer Vorträge ihrem Auditorium näherkommen und eventuelle Fachfragen beantworten. Freuen Sie sich darauf?
Bergmann: Dieses Konzept ist großartig! Gemeinsam lernen an einem attraktiven Ort und in einem entspannten Umfeld ist die Idealvoraussetzung für fachliche Gespräche auch außerhalb der Seminarzeiten. Gerade diese Diskussionen führen oft zu höchster Wertschöpfung für die Teilnehmer. Fälle werden besprochen, Probleme diskutiert und ehrliche Erfahrungen ausgetauscht. Das ist bei herkömmlichen Kongressen nicht der Fall. Ich freue mich sehr auf diesen Austausch und darauf, neue Kollegen kennenzulernen.
Haben Sie sich schon mit Schiff und Route beschäftigt? Worauf freuen Sie sich besonders?
Bergmann: Einmal auf das Schiff, die Seetage und das umfangreiche Sport- und Freizeitangebot. Natürlich auch auf die tollen Städte und darauf, Neues zu entdecken. Jede Nacht im selben Bett zu schlafen und jeden Morgen in einer anderen Stadt aufzuwachen ist großartig. Mehrere Länder in einer Woche zu sehen ganz ohne Reisestress - das ist phänomenal.