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„Haben wir nichts Wichtigeres zu regeln?“ Nein, ­haben wir nicht

Verband der ZahnÄrztinnen plus

Verband der ZahnÄrztinnen plus

Mit großem Beifall reagiert der Verband der ZahnÄrztinnen plus auf den Leitartikel: „Wahl oder Nicht-Wahl“, der dzw-Ausgabe vom 26. August 2020.

Stellungnahme

Bei der Frage nach Frauen in der Präsidiumswahl der Bundeszahnärztekammer kommt man in der Tat nur auf eine Antwort: „Fehlanzeige“.
Und nicht nur dort. Nach wie vor sind ZahnÄrztinnen in den Spitzen der zahnärztlichen Selbstverwaltungen nahezu nicht vorhanden, obwohl der praktizierende Anteil der weiblichen Zahnärzteschaft fast 50 Prozent erreicht hat. Schon 2007 zeichnete sich der steigende Frauenanteil in der Zahnmedizin ab, und die Politiker versprachen Förderung und Partizipation. 2018 wurde sogar nach großem Druck aus den Reihen der Bundesregierung eine AG Frauenförderung der KZBV ins Leben gerufen. Doch geändert hat sich bis heute nichts. Förderung sollte auch Folgen für die aktive Mitarbeit in der standespolitischen Arbeit der Kolleginnen haben. Doch die Ergebnisse sind nach Faktenlage gleich null.
Mittlerweile werden auch die ständigen Floskeln der Etablierten, Frauen hätten kein Interesse an Politik, immer unglaubhafter. Verdeutlicht hat dies die Wahlliste des Verbands der ZahnÄrztinnen in Nordrhein, wo sich innerhalb kürzester Zeit eine Wahlliste von 30 ZahnÄrztinnen zusammengefunden hat. Bei der Wahl der sieben Vorstandsmitglieder der Zahnärztekammer Nordrhein wurde die zur Wahl stehende Kandidatin des Verbands der ZahnÄrztinnen trotz der Gepflogenheit der Fraktionsbeteiligung nicht gewählt (Vorstandsverhältnisse 6 m : 1 w). In den sonstigen Gremien, außer den fraktionsgebundenen, sind sie auch nicht vertreten. Die Kammer Westfalen-Lippe hätte endlich die Möglichkeit einer sehr erfahrenen und kompetenten weiblichen Präsidentin gehabt, aber auch hier Fehlanzeige. Sie wurde von der fast ausschließlich männerdominierten Delegiertenversammlung weder unterstützt noch gewählt.
Es wird immer deutlicher, dass das verkrustete System von den Kolleginnen alleine nicht aufzubrechen ist. Es muss endlich Schluss sein mit allgemeingültigen Formulierungen und den Lippenbekenntnissen der Standesvertreter. Die gläserne Decke muss weg – unsere freiberufliche Zukunft braucht gerade jetzt Ideen, Innovation und Motivation. Es müssen gesetzliche Lösungen her. Deshalb fordern wir die Regierung auf, für eine paritätische Besetzung aller Ämter im Gesundheitswesen zu sorgen. Alleine ist der Verband der ZahnÄrztinnen plus mit dieser Forderung nicht. Auch der Deutsche Ärztinnenbund e.V. und SpitzenFrauenGesundheit e. V. setzen sich für Gleichstellung im Gesundheitswesen ein.
Es mögen jetzt einige sagen: „Haben wir nichts Wichtigeres zu regeln?“ Nein, haben wir nicht! Die aktuelle Herausforderung durch die Corona-Pandemie zeigt leider deutlich, dass unsere Berufsgruppe eine stärkere Führung benötigt, die innerhalb der Bundespolitik den systemrelevanten Status der ZahnmedizinerInnen vertritt und nicht einmalige Gelegenheiten verstreichen lässt, um unsere politischen Forderungen durchzusetzen (Schutzschirm). Diese Führungsspitzen unserer Körperschaften benötigen heute umso mehr neuen, vor allem gleichberechtigten weiblichen Input in ihrer Berufsvertretung.

Verband der ZahnÄrztinnen plus