Egal ob frisch von der Uni kommend oder schon langjährig im Beruf: Craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) stellen viele Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner oft vor eine schwer zu bewältigende Aufgabe. Häufig werden Patientinnen und Patienten, welche typische Symptome aufweisen, als „psychosomatisch“ abgetan und nicht adäquat behandelt. Der zahnärztliche Rat endet nicht selten bei einer alle zwei Jahre zu erneuernden Aufbiss-Schiene. Anhaltende Beschwerden haben häufig einen Ärztemarathon der Patienten zur Folge.
Funktion total, beleuchtet aus allen Blickwinkeln
Damit ist nun Schluss: nach dem erfolgreichen Debut zum Thema Endodontie, widmet sich der zweite IFG Online Kongress genau dieser schwer zugänglichen Thematik – Funktion total, beleuchtet aus allen Blickwinkeln.
Angefangen in gewohnt wissenschaftlich versierter Art erläutert Prof. Türp die Grundlagen der CMD einfach aufgeteilt in die Schädelanatomie, typische Symptome und Risikofaktoren bzw. Ätiologie. Nach kurzer Rekapitulation insbesondere der Kaumuskulatur, welche sicherlich vom ein oder anderen seit dem Anatomietestat nicht mehr genauer beleuchtet wurde, geht es schnell um die klassischen CMD-Symptome wie Muskelschmerzen und eine daraus resultierende schmerzbezogene Diagnostik. Eine klare Definition von Risikofaktoren hilft jedem Praktiker und jeder Praktikerin eine CMD in der Praxis erkennen zu lernen. Wussten Sie zum Beispiel, dass eine Hauptrisikogruppe für eine CMD Frauen im gebärfähigen Alter sind? Falls nicht, erklärt ihnen Prof. Türp gerne die Hintergründe.
Prof. Schmitter führt die Thematik weiter, indem er Möglichkeiten einer effizienten Grunduntersuchung aufzeigt. Eins vorweg: praktische Tipps wie kostenlose Downloads für Bögen zur Funktionsanalyse oder der Appell vor prothetischen Versorgungen eine CMD-Diagnostik durchzuführen, da sonst mögliche rechtliche Schritte drohen könnten, kommen in gewohnter IFG-Manier nicht zu kurz. Denn wie immer gilt der Anspruch der Fortbildungsreihe auch im zahnärztlichen Alltag hilfreich zu sein.
Prof. Bumann erklärt seinen Zuhörerinnen und Zuhörern, welche bildgebenden Verfahren in der Praxis durchführbar sind und welche bei korrekter Indikation besser von einem Spezialisten übernommen werden sollten. Hier wird der Fokus auf die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit von verschiedenen Fachdisziplinen gelegt. Dies unterstreicht auch Prof. Bornstein in seiner Präsentation über mögliche Differentialdiagnosen bei CMD Symptomatik.
Dr. Seeher, ein niedergelassener Kollege, gibt für die Zuhörenden wertvolle Einblicke in die Funktionsanalyse und eine mögliche Behandlungsstrategie in seiner eigenen Praxis. Leicht verständlich werden verschiedene Schienenarten erklärt und einfache Untersuchungsmethoden dargestellt. Der Fokus liegt auf einer korrekten patientenbezogenen Anamnese mit möglichen Beispielen, wie diese in den Praxisalltag mit eingebracht werden können.
Weiter geht es mit Prof. Meyer, der eindrücklich die Michigan-Schiene erklärt, beginnend mit historischen Hintergründen, bis hin zur korrekten Schienenherstellung.
Interdisziplinarität nehmen sich Prof. Egle und Prof. Türp zum Vorbild und bringen ihren Zuschauerinnen und zuschauern in ihren Vorträgen über psychosoziale Einflüsse und Schmerztherapie die Wichtigkeit des Einbeziehens anderer Fachdisziplinen näher. Dr. Derra, Arzt und Psychologe in Berlin, erklärt den Zuschauer Entspannungsverfahren und autogenes Training als erprobte Verfahren bei psychosomatischen Erkrankungen. Neben einer Einführung in verschiedene Verfahren bindet Dr. Derra seine Zuhörer auch aktiv in seine Präsentation mit ein mit einfachen Übungen, die sicherlich jede Person in seinen individuellen Alltag integrieren kann.
Abgeschlossen wird die Vortragsreihe durch die Darstellung möglicher restaurativer Versorgungen und deren Grenzen nach Zahnverschleiß durch PD Ahlers.
Wie auch beim ersten Online-Kongress gibt die Abrechnungsexpertin Sabine Schmidt (DZR) auch in diesem Format wieder Hilfestellung, wenn es um die Wirtschaftlichkeit der CMD-Therapie im Praxisalltag geht.
Auch wenn CMD nicht zum Schwerpunkt der eigenen Tätigkeit gehört, muss man sich vor Augen führen, dass im Schnitt jeder fünfte Patient an CMD leidet. Sie alle haben diese Patienten schon einmal in ihrer Behandlung gesehen. Nach diesem geballten Wissensinput werden sie in der Lage sein, diesen Patienten weiter zu helfen – und sei es nur durch Erkennen der Risikofaktoren, einer Verdachtsdiagnose und der Behandlung solcher Fälle oder der möglicherweise korrekten Überweisung zu einem Spezialisten. Wie auch in der letzten IFG-Online Fortbildung sind alle genannten Sequenzen ca. 45 Minuten lang. Zwei „Doppelfolgen“ sind ebenfalls Teil des Kongresses. Der Zugang erfolgt online und ist in einfacher Handhabung auf jedem Endgerät – auch unterwegs – abrufbar.
Hier finden Sie die Online-Seminare www.ifg-fortbildung.de
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