Notfälle in der zahnärztlichen Praxis sind selten. Mit der Veranstaltung „Ein Notfall in der Zahnarztpraxis – Weniger ist mehr“, die am 25. November in Münster stattfand, wollte das Dentalunternehmen Kulzer rund 45 Teilnehmern die Angst vor dem Notfall nehmen.
Der erfahrene Notfallmediziner und leitende Dozent der Firma reanimed-Notfallfortbildung Dr. med. Michael Hillebrand demonstrierte plastisch und unterhaltsam, wie die Kursteilnehmer den Patienten mit wenigen, einfachen Maßnahmen so lange stabilisieren, bis der Rettungsdienst da ist. „Ich habe beim Notfallkurs fürs Leben gelernt“, so das Fazit von Joachim Ebbing, Zahnarzt aus Steinfurt.
Zu Beginn der Veranstaltung blickte Hillebrand, Chefarzt der interdisziplinären Notaufnahme des Hildesheimer St. Bernward Krankenhauses, auf die wenigen, wesentlichen Maßnahmen, die in den ersten Minuten des Notfalls einzuleiten sind. Denn diese entscheiden über den Gesamtverlauf der Notfallversorgung.
Erstversorgung ohne Risiko
Im Mittelpunkt stand dabei die Stabilisierung der vitalen Funktionen des Patienten – also Bewusstsein, Atmung und Kreislauf. „Bleiben Sie in den ersten hektischen Minuten ruhig, denn nur so behalten Sie den Überblick“, riet Hillebrand. „Es ist fantastisch, wenn Sie rasch einen venösen Zugang legen oder gar sicher intubieren können. Aber solche Zahnärzte sind so selten zu finden wie ein Notarzt, der sich mit der oralen Rehabilitation eines fehlenden Zahnes auskennt.“ Eine Seitenlage in die Tat umzusetzen, die Atemwege frei zu machen, einen Fremdkörper in den Atemwegen zu erkennen und im Extremfall eine Herz-Lungen-Wiederbelebung einzuleiten, müsse dagegen jeder Zahnarzt beherrschen. Ob der Thoraxschmerz des Patienten eine Angina Pectoris oder ein Herzinfarkt ist, könne der Zahnarzt ebenso wenig diagnostizieren wie jeder andere Arzt, dem die entsprechenden Hilfsmittel fehlen. Dass er den Patienten aber mit angehobenem Oberkörper lagert, ihm Sauerstoff verabreicht und umgehend einen Notarzt ruft – dafür sei er verantwortlich.
Weniger ist mehr
Neben den wichtigsten Verhaltensregeln für den Ernstfall und dem Aufbau der Rettungskette gab der Referent wichtige Tipps zum Erkennen des Notfalls, zur Medikation und zur Bestückung des Notfallkoffers. Risikopatienten sollten mit Hilfe von standardisierten Anamnesebögen bereits vor Beginn der Behandlung identifiziert werden. Entsprechende Patientenakten können dann mit einer roten – für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – oder blauen Ecke – für Atemwegserkrankungen – gekennzeichnet werden. Hillebrand ging zudem auf die Symptome und die Behandlung der häufigsten Notfälle in der Zahnarztpraxis ein: vom akuten Coronarsyndrom über Herzinfarkte und hypertone Krisen bis hin zu Asthma bronchiale oder Hypoglykämien bei Diabetes mellitus.
Medikamente sicher einsetzen
„Tun sie mir den Gefallen und schmeißen sie am Montag alle Medikamente und Geräte weg, die sie nicht sicher beherrschen. Und vor allem: Packen sie alle lebenswichtigen Instrumente – wie zum Beispiel den Beatmungsbeutel – in ihrem Notfallkoffer aus“, appellierte Hillebrand. „Damit haben Sie bereits wesentliche Schritte für mehr Sicherheit bei der Notfallversorgung getan.“ Denn den Einsatz von intravenösen Medikamenten hält der Notfallmediziner nur in wenigen Notfällen für sinnvoll: zur Behandlung eines anaphylaktischen Schocks, bei schwerer Atemnot sowie zur Behandlung akuter Herzerkrankungen. Darüber hinaus sollte diese Art der Medikation erfahrenen Notfallmedizinern überlassen werden.
Im Notfall gut vorbereitet
Auch 2018 können sich Interessierte unter www.kulzer.de/zahnarztfortbildungen zu Notfallvorträgen anmelden.
• Samstag, 20. Januar 2018, in Hamburg
• Samstag, 10. März 2018, in Rostock-Warnemünde