Unter deutschen Laborinhabern rauchen die Köpfe. Denn mit der Entscheidung, ein eigenes Dentallabor in der Schweiz zu eröffnen, wird die Firma Straumann aus der Sicht vieler zum Konkurrenten seiner eigenen Kunden. Dipl.-Betriebswirt Karsten Fuhr, kaufmännischer Geschäftsführer der Kölner Dental-Labor Hans Fuhr GmbH & Co.KG, schildert im Kurzinterview mit DZW-Redakteurin Joanna Cornelsen seine Sicht auf die Neupositionierung des Konzerns.
Die Firma Straumann hat aktuell in der Schweiz ein eigenes Labor eröffnet. Beunruhigt Sie diese Nachricht?
Karsten Fuhr: Im Rückblick hat die Dentalindustrie den zahntechnischen Betrieben ja schon lange Marktanteile in Form von industriell hergestellten Teilleistungen genommen. Wer damals eisern gesagt hat „ich arbeite nicht mit den Firmen, die zahntechnische Teilleistungen am Markt anbieten“ und diese Haltung durchgezogen hat, der hat heute nur noch wenige Möglichkeiten eines innovativen Einkaufs. Diesbezüglich sehen wir die Dentalindustrie heute als Partner, und die Herstellung von industriell hergestellten NEM-Kronen/Brücken sowie individuellen Implantatabutments sind heute täglicher Herstellungsstandard unseres Labors. Wenn die Firma Straumann nun in der Schweiz ein Labor eröffnet, verlässt sie den Pfad des Industriepartners, richtet ihre Angebote direkt an die Zahnärzte und wird somit zum direkten Konkurrenten für zahntechnische Betriebe.
Wie wird es aus Ihrer Sicht weitergehen?
Fuhr: Aktuell und in den kommenden Monaten werden die in Deutschland ansässigen Labore sicherlich keine unmittelbaren Auswirkungen spüren. Die Firma Straumann hat sich diese Entscheidung hoffentlich gut überlegt. Es ist meines Erachtens eine strategische Entscheidung der Geschäftsleitung, und ich befürchte, dass die Schweiz nur ein Testballon für weitere Märkte ist.
Wie sehen Ihre Kollegen in Deutschland diese Entwicklung?
Fuhr: Durch das Internet und soziale Medien hat sich die Nachricht schnell herumgesprochen. Kollegen und Gesprächspartner aus den Laboren, unserer Einkaufsgruppe, der Innung und vom VDZI sind angesichts dieser Nachricht beunruhigt und verurteilen diese Entscheidung auf Schärfste. Die Straumann-Gruppe wird hoffentlich von vielen Marktteilnehmern den notwendigen Gegenwind zu spüren bekommen, um diese Strategie zu korrigieren.
Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile liegt die Stellungnahme von Straumann vor. Diese finden Sie hier.