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Gute Nacht

Der Autor: Prof. Dr. Rolf Hinz

Um es vorweg zu sagen: Nicht mein kieferorthopädisches Fachwissen führte mich zur Schlafmedizin, sondern eine erst spät erkannte und durch Tagesmüdigkeit gekennzeichnete Schlafapnoe. Sie wurde durch einen Internisten bei einer Vorsorgeuntersuchung diagnostiziert. Auf die anamnestische Frage, ob ich denn nachts schnarche, antwortete ich mit einem deutlichen „JA“, worauf ich in ein Schlaflabor überwiesen wurde.
Ergebnis: Schlafapnoe mit 25 Atemaussetzern pro Stunde. 
Therapievorschlag: Überdruckbehandlung mit nCPAP-Maske, die ich jede Nacht tragen sollte. Als man mir die Maske zeigte, ich sie anprobierte und mich im Spiegel sah, stand für mich fest, das wollte ich meiner Frau nicht allabendlich zumuten. 
 

Meine alternative medikamentöse Behandlung mit Theophyllin zur Atemstimulation war erfolglos. Deshalb griff ich zur Literatur und fand zu Schlafstörungen den Zungenretainer nach CARTWRITH (1982), der aus Silikon hergestellt war. Da wir in unserem Fachlabor Silikongeräte anfertigten, wurde ein Zungenretainer für mich erstellt. Der Erfolg war verblüffend, doch meine Zunge und das Zungenbändchen hielten das nicht aus!

Als Chefarzt einer Klinik für Psychiatrie und Neurologie errichtete Prof. Meier-Ewert Mitte der 1970er Jahre im Rahmen eines Forschungsauftrages ein Schlaflabor. Er erkannte die Wirkung des ESMARCH HEIDBERGschen-Handgriffs, der bei Ohnmächtigen den Unterkiefer nach vorne zieht, um den Atemweg freizuhalten. Meier-Ewert selbst schnarchte stark und bat seinen Freund, den Zahnarzt Dr. Heinrich Schäfer, ein Gerät anzufertigen, mit dem der Unterkiefer nachts vorne gehalten wird – einem Aktivator ähnlich. Der gewünschte Erfolg blieb nicht aus, sodass nach weiteren Patientenbehandlungen im Jahr 1984 die „Esmarch-Schiene“ erst in Deutschland und bald darauf in den USA vorgestellt wurde.
Die von Meier-Ewert eingeführte Protrusionsschiene ist in modifizierter Form nach nunmehr fast 40 Jahren in Deutschland als kassenzahnärztliche Behandlung gesetzlich versicherter Patienten anerkannt.

Schlafmedizin

Antischnarchgerät nach Hinz und Lyon (1994)

Mit Prof. LYON von der Universität Kentucky (USA) nutzten wir unsere Erfahrungen mit den ELASTO KFO-Geräten auf Basis eines HTV-Silikons. Dieses Material erfüllte am ehesten die Anforderungen an ein Schlaftherapie-Gerät. Das zu fertigende Gerät wurde in Wachs modelliert, ausgebrüht, mit dem Zweikomponenten-Silikon gepresst und in einem einfachen Heißluftofen vulkanisiert. Die klinischen Untersuchungen waren erfolgreich, das Silikon-Basismaterial war unverwüstlich und durch Auskochen sogar sterilisierbar. 

Aufbiss-Schienen mit austauschbaren langen Vorschubstegen

In den Jahren 1996/1997 kamen erstmalig austauschbare lange Vorschubstege mit jeweils einer Kunststoffschiene zur Anwendung, die in unterschiedlicher Länge und stufenweise nachstellbar waren. Verstellbare Vorschubstege regulieren den Unterkiefer-Vorschub. Der durch die Stege nach vorne geführte Unterkiefer ist der Vorläufer aller Unterkieferprotrusionsschienen, die im Jahr 2022 Kassenleistung wurden.

Zwei Hart-weich Schienen, im Hintergrund neu vorne verfärbte alte Schiene

Nachteil des hart/weichen Materials: unvermeidbare Verfärbung

Die dünnen Schienen wurden im Tiefziehverfahren mit sogenannten „hart/weichen Folien“ hergestellt, deren weiche, den Zähnen zugewandte Oberfläche aus Urethan bestand.

Die Elastizität des Urethans machte das Einsetzen und Herausnehmen der Schienen für die Patienten angenehmer. Beim sogenannten LAMItec-Verfahren wird die weiche Urethan-Schicht im Tiefziehvorgang zwischen zwei harten Folien laminiert, um jegliche Verfärbung auszuschließen. Das Verfahren wird bei allen Intraoralen Schlaftherapie-Geräten (IST-Geräten) im Dr. Hinz-Labor angewendet.

1998 wurde im Dr. HINZ-Labor das erste Intraorale Schlaftherapie-Gerät angefertigt, das noch heute – nach fast 24 Jahren – das meist angewendete Therapie-Gerät zur Behandlung der Schlafapnoe und gegen ausgeprägtes Schnarchen eingesetzt wird. Umfangreiche klinische und radiologische Untersuchungen zeigten uns, dass mit der Protrusionsbewegung und der gleichzeitigen Mundöffnung eine unerwünschte Dorsalbewegung des Unterkiefers einherging. Durch Tragen von intermaxillären Gummizügen konnte das vermieden werden.
2009 stellten wir die Befestigungselemente der Vorschubstege um: Im Oberkiefer wurden der Eckzahnbereich und im Unterkiefer der Molarenbereich als Befestigungs- und Drehpunkte gewählt. Das ermöglichte bei Mundöffnung eine weitere Vorschubbewegung und auf Gummizüge konnte verzichtet werden.

Die veränderten Stegbefestigungspunkte führten sowohl zu neuen Stegen als auch zu einer neuen Befestigung: Imbussschrauben, die bei Bedarf nur in der Praxis gelöst werden können, schützen vor unsachgemäßen Verstellungen der Vorschubstege. Die zusätzliche Vorschubbewegung bei Mundöffnung führte zu weiterem Unterkiefer-Vorschub, was auch die Grafik verdeutlicht.
2013 wurde das IST®plus-Gerät vorgestellt, bei dem die Stege und deren Befestigungen interokklusal verlegt wurden. Dieses IST®-Gerät ist vorzugsweise für Patienten indiziert, die bei angespannter Schleimhaut der Wangeninnenseiten zu Druckstellen neigen.

Vita

Prof. Dr. Rolf Hinz ist ein waschechter Berliner: Am Neujahrstag 1928 in Berlin geboren, studierte er Zahnheilkunde und promovierte an der berühmten Humboldt-Universität.

1957 folgten die Anerkennung zum Fachzahnarzt für Kieferorthopädie und die erste Niederlassung in Doberlug-Kirchhain (ehem. DDR). Mit dem Ziel „nie mehr in einem Kohlerevier leben zu wollen“, verließ Rolf Hinz 1960 die DDR – und eröffnete im gleichen Jahr mitten im Ruhrgebiet, in Herne, seine neue Praxis. Neben seiner Leidenschaft für die Kieferorthopädie entdeckte er seine großen Liebe zu schnellen Autos, machte Karriere als Standespolitiker und Unternehmer. Bereits 1967 legte er mit dem Dr. Hinz KFO Fachlabor den Grundstein für die heutigen Dr. Hinz Unternehmen: 1974 gründete er den Zahnärztlichen Fach-Verlag, 1977 das Schulungszentrum „diePRAXIS“ und 2002 die HARANNI ACADEMIE und die HARANNI CLINIC. So ganz nebenbei habilitierte er sich 1987 an der Universität Witten/Herdecke, wurde ein Jahr später zum Universitäts-Professor ernannt und gleichzeitig auf den Lehrstuhl für KFO berufen.

Trotz seiner vielen Aktivitäten stand die Arbeit mit Kindern immer im Mittelpunkt für Prof Hinz. Fasziniert von den Möglichkeiten der zahnmedizinischen Prophylaxe wurde die KFO-Frühbehandlung und -Prävention nicht nur zum Lieblingsthema in seiner Praxis, sondern seine ganz persönliche Herzensangelegenheit. Zu der jetzt übrigens auch die zahnärztliche Schlafmedizin gehört, die natürlich wieder viel mit Prophylaxe zu tun hat.

Als anerkannter Wissenschaftler, erfolgreicher Unternehmer, Fachbuchautor, Verleger, Referent und Hochschullehrer wurde Prof. Hinz 2008 für sein Lebenswerk mit der Goldenen Ehrennadel der deutschen Zahnärzte geehrt.

Seit 1968 ist Prof. Hinz verheiratet. Er hat einen Sohn und zwei Töchter – wie seine Frau Dr. Elisabeth Hinz sind auch die Kinder Kieferorthopäden.

Titelfoto: stock.adobe.com/magann