Am 15. und 16. November fand in Hamburg die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) statt. Mut zur aktiven Gestaltung des Gesundheitswesens forderte BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz, Deutschland brauche jetzt Aufbruch statt Abbruch und Mut statt Missmut.
Steuern gegen den Kipppunkt
Zu einem zukunftsgerichteten Gesundheitswesen gehöre der Blick auf die demografische Entwicklung. Es gehe künftig darum, immer knapper werdende Ressourcen zu verteilen. Bürokratie und Komplexität im Gesundheitswesen nähmen zu, der ökonomische Druck auf die Praxen steige. Angesehene Ökonomen empfehlen einen Neustart, laut Prognosen sei der Kipppunkt der Sozial- und Gesundheitssysteme in den 2030er Jahren zu erwarten. Lösungsansätze könnten mehr Prävention, stärkere Eigenverantwortung und weniger Bürokratie sein.
Der amtierende Präsident des Weltzahnärzteverbandes FDI, Dr. Greg Chadwick, betonte in seinem Grußwort die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit der FDI mit der BZÄK. Angesichts vieler drängender Herausforderungen rief Chadwick die deutsche Zahnärzteschaft auf, sich mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen weiter in der FDI zu engagieren.
Patientenversorgung in Gefahr
Die BZÄK-Bundesversammlung verabschiedete die Resolution „Zahnarztpraxen haben Belastungsgrenze erreicht – so geht es nicht weiter!“, in der konstatiert wird, dass Zahnarztpraxen in Deutschland Gefahr laufen, eine geregelte Patientenversorgung nicht mehr gewährleisten zu können.
Forderungen an neue Regierung
Die Bundesversammlung forderte die künftige Bundesregierung in der Resolution auf, Gesundheitspolitik als zentrale Aufgabe zu behandeln und die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitswesens sicherzustellen.
Zu den Kernthemen gehören:
- Stärkung der Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung und Abkehr von einem staatlichen Gesundheitssystem
- Stärkung des ambulanten Sektors und der bewährten wohnortnahen Versorgung
- Investoren-MVZ zum Patientenschutz regulieren
- Bürokratieburnout beenden
- Lösungen zum Fachkräftemangel erarbeiten
- Bekenntnis und Stärkung des dualen Systems in der Krankenversicherung, verbunden mit der angemessenen Honorierung in der GOZ
- Präventive, gesundheitsförderliche Maßnahmen erfolgreich weiterentwickeln
- Praxistaugliche Digitalisierung
Die Delegierten fassten zudem Beschlüsse unter anderem zu folgenden Themen: GOZ, Ausverkauf der Zahnheilkunde an Investoren, Digitalagentur Gesundheit, Neustart der ePA, Fachkräftesicherung, Bürokratieabbau, Sprechende Zahnmedizin sowie zur Änderung der Musterweiterbildungsordnung und der Festlegung einer Delegiertenzahl zur BZÄK-Bundesversammlung.