In Teil 1 zu Mehrkosten bei Füllungen gab es grundsätzliche Informationen was bei der Abrechnung von im wesentlichen beachtet werden sollte.
Aus der Praxis für die Praxis
Aufbaufüllungen zur Aufnahme einer Krone sind alltägliche Behandlungen. Um gut sitzenden Zahnersatz zu gewährleisten muss der „Unterbau“ dafür entsprechend vorbereitet sein. Es ist eine Tatsache, dass weder mit der Bewertung im BEMA noch in der GOZ ein ausreichendes Honorar für die aufwendige Leistung erzielt werden kann. ZMV+ und die DZW zeigen ihnen Möglichkeiten auf, wie eine wirtschaftliche Abrechnung trotz allem möglich ist.
Grundsätzliches zur Aufbaufüllung
Aufbaufüllungen dienen zur Aufnahme einer Krone, Teilkrone oder Teleskopkrone. Sie dienen entweder der Rekonstruktion des Zahnstumpfes, oder zur Befestigung von Zahnersatz. Die Hauptfunktionen sind:
- Die Stabilisierung der verbliebenen Zahnhartsubstanz
- Das Schaffen von Retentionsflächen und -rillen
- Die Versiegelung von vorhandenen Dentinwunden
Die Vereinfachung und Erleichterung der Präparation und Abformung
Bei kleinen Defekten ist es nicht unüblich diese mit verschiedenen Zementen oder mit einfachen Kompomeren zu Füllen. Oft sind die Substanzdefekte jedoch so groß, dass diese nur durch eine aufwändige und geschichtete Stumpfrekonstruktion mit einem hochwertigen Komposit aufgebaut werden können. Hier kommt die Dentinadhäsivtechnik zum Tragen.
Bema vs. GOZ
Im Bema heißt es, das Vorbereiten eines zerstörten Zahnes zur Aufnahme einer Krone ist nach Bema Nr. 13a oder Nr. 13b abzurechnen.
Sind ausnahmsweise zwei Aufbaufüllungen an einem zu überkronenden Zahn erforderlich, so können die Bema Nr. 13a und Nr. 13b auch zweimal beziehungsweise nebeneinander abgerechnet werden. Die Füllungen müssen bei der Abrechnung als Aufbaufüllung mit Ziffer 5=Versorgung mit Zahnersatz und Zahnkronen gekennzeichnet sein. Das erreichbare Honorar liegt, je nach Krankenkasse, bei circa 37 Euro - 45 Euro. Bei mehreren Aufbaufüllungen an einem Zahn ist somit ein Honorar von ca. 82 Euro möglich.
In der GOZ wird die GOZ Nr. 2180 als Vorbereitung eines zerstörten Zahnes mit plastischem Aufbaumaterial zur Aufnahme einer Krone beschrieben.
Diese Berechnung ist einmal je Zahn möglich, egal wie viele Aufbaufüllungen an dem Zahn notwendig sind. Die GOZ Nr. 2180 ist bei Faktor 2,3 mit 19,40 Euro bewertet. Sollte die Füllung dentinadhäsiv befestigt werden kann die GOZ Nr. 2197 dazu berechnet werden (Faktor 2,3 =16,82 Euro). Selbst bei einer Steigerung der Faktoren auf 3,5 ist lediglich ein Honorar von 55,12 Euro zu erzielen.
Wie die Aufbaufüllung wirtschaftlich berechnen?
Leider wurde bei der Neuauslegung der GOZ 2012 die mehrschichtige Aufbaufüllung nicht berücksichtigt, sondern ist im Wortlaut gleichgeblieben. Und das obwohl es bereits mit der GOZ 1988 üblich, sowie in der Rechtsprechung (AG Frankfurt/M., Urteil vom 11.07.07, Az.: 29 C 2147/03-21) anerkannt war, diese analog zu berechnen.
Wird die Aufbaufüllung in aufwändiger Dentinadhäsivtechnik gemacht bleiben zwei Möglichkeiten für die korrekte und wirtschaftliche Berechnung.
Zum einen kann die Berechnung mit der GOZ Nr. 2180 in Verbindung mit der GOZ Nr. 2197 mit einer Faktorsteigerung oberhalb von 3,5 nach Paragraf 2 Abs. 1 und 2 GOZ berechnet werden.
Häufig kommt es hier zu Absenkungen seitens der Privaten Versicherungen auf Faktor 3,5, sodass der Patienten das über den 3,5fachen Satz hinaus berechnete Honorar selbst tragen muss.
Der von ZMV+ empfohlene Weg ist die analoge Berechnung nach Paragraf 6 Abs. 1 GOZ. Denn auch die Bundeszahnärztekammer hat in ihrem Katalog selbstständiger zahnärztlicher gemäß Paragraf 6 Abs. 1 GOZ analog zu berechnender Leistungen im Abschnitt C den mehrschichtigen Aufbau verlorengegangener Zahnhartsubstanz mit Kompositmaterial in Adhäsivtechnik einschließlich Lichthärtung als Vorbereitung zur Aufnahme einer Krone, aufgenommen.
Auch wenn sich Versicherungen mit der Erstattung immer noch schwertun und Analogleistungen streichen oder in diesem Zusammenhang auf die GOZ Nr. 2180 in Verbindung mit GOZ-Nr. 2197 verweisen, steht die Rechtsprechung mit weiteren Urteilen auf der Seite der Zahnärzte (LG Stuttgart, Urteil vom 02.03.2018, Az.: 220 171/16 und AG Weinheim, Urteil vom 10.01.2019; Az.: 1C 140/17).
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Die korrekte Vereinbarung:
Sowohl bei einer Berechnung nach GOZ Nr. 2180 und Nr. 2197, als auch bei einer analogen Berechnung kann eine Mehrkostenvereinbarung nach Paragraf 28 SGB V mit dem Patienten vereinbart und die Bema Nr. 13a oder Nr. 13b in Abzug gebracht werden.
Achtung: Hier ist nur eine Füllung abrechenbar, da durch den Wortlaut der Analogposition beziehungsweise der GOZ Nr. 2180 je Zahn berechnet wird. Es kann keine zweite Bema Nr. 13a oder Nr. 13b in Abzug oder zusätzlich berechnet werden.
Wichtig bei der Berechnung oberhalb von Faktor 3,5 ist, dass eine zusätzliche Vereinbarung nach Paragraf 2 Abs. 1 und 2 GOZ getroffen wird. Diese ist nicht nur bei gesetzlich Versicherten Patienten wichtig, sondern auch bei Privatpatienten. Die meisten Versicherungstarife schließen eine Erstattung oberhalb von Faktor 3,5 aus.
Die analoge Berechnung muss zwar als Mehrkostenvereinbarung nach Paragraf 28 SGB V mit dem gesetzlich versicherten Patienten getroffen werden, jedoch entfällt eine zusätzliche Vereinbarung mit dem Privatpatienten nach Paragraf 6 Abs. 1 GOZ.
Unser Praxistipp
Entscheiden Sie sich für die Berechnung nach GOZ Nr. 2180 und Nr. 2197 mit einer entsprechenden Faktorsteigerung beachten Sie die Aufklärungspflichten und die zusätzliche Vereinbarung mit oben beschriebenen Formular nach Paragraf 2 Abs. 1 und 2 GOZ.
Entscheiden Sie sich für die analoge Berechnung, suchen Sie sich eine entsprechende GOZ Nr., die Ihrem Aufwand und den entstehenden Kosten gerecht wird und legen diese in Ihrer Software an. Auch hier sollten die Patienten im Vorfeld auf eine mögliche Problematik der Kostenerstattung hingewiesen werden. Eine Dokumentation des Aufklärungsgesprächs ist wichtig, um die erfolgte Aufklärung zu belegen.
Weitere Anregungen und Abrechnungshinweise zu einzelnen Gebührennummern und Dokumentationshilfen finden Sie unter abrechnung dental
Titelfoto: adobestock.com - drubig-photo
Susanne Reichelt
Susanne Reichelt ist Mitglied des Abrechnungsteams von ZMV+. Im Unternehmen fungiert sie mit ihrem umfänglichen Wissen als Software Teamleitung. Als ZFA und Fachwirtin für zahnärztliches Praxismanagement bildet sie die perfekte Schnittstelle zwischen Zahnarztpraxis und Abrechnungsteam. Mit ihrer dualen Erfahrung steht sie für die Abrechnungsqualität im Unternehmen ZMV+. Sie ist Referentin und Autorin unserer Apollonia Fortbildungsakademie.
Kontakt: ZMV+
www.zmvplus.de
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Tel: 08034 90978 10