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Minimal-invasiv zum lebenslangen Zahnerhalt

Kavität

Präparation der Kavität

Im Fokus von Zahnärzten und Patienten stehen heutzutage vermehrt Therapieansätze, die zum Erhalt der natürlichen Zahnhartsubstanz und somit der Zähne selbst beitragen – möglichst ein Leben lang. Entsprechende Erfolge der zahnärztlichen Arbeit hierzulande lassen sich in Zahlen ablesen: So konnte die Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS IV, 2006) [1] einen deutlichen Rückgang von Zahnverlusten bei Erwachsenen feststellen. Einen wesentlichen Beitrag leisten neben der erfolgreichen präventiven Bekämpfung der „Volkskrankheit“ Karies auch die Anwendung non-, mikro- und minimal-invasiver Verfahren sowie moderne adhäsive Restaurationsmaterialien, deren Bedeutung für den Zahnerhalt nachfolgend beleuchtet wird.

Um einen Zahn therapiefähig zu halten, muss sich der Behandler über jeden möglichen Substanzverlust – sei es infolge einer Erkrankung oder im Rahmen der Therapie – im Klaren sein und darauf basierend die korrekten Maßnahmen ableiten. Damit befasst sich die Zahnerhaltung, die neben der Prävention die Parodontal- und Füllungstherapie, die Endodontie und nicht zuletzt die Kariologie einschließt. In Deutschland spiegeln sich die Erfolge auf diesen Feldern unter anderem in den Zahlen der Vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie wider. Zum Zeitpunkt der Untersuchung im Jahr 2005 fehlten einem Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) in Deutschland mit durchschnittlich 2,7 deutlich weniger Zähne als acht Jahre zuvor (4,2 Zähne) [1]. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass im Vergleich zu früher deutlich weniger Zähne aufgrund von Karies extrahiert werden – was mithin nur noch als finale Kariestherapie klassifiziert wird [2].

Kariesbekämpfung an erster Stelle

Wenngleich die Anzahl der Patienten zunimmt, die auch im hohen Alter noch ein karies- und füllungsfreies Gebiss aufweisen können, ist die „Volkskrankheit“ Karies nach wie vor eine wesentliche Ursache für den „Verfall“ eines Zahnes. Der Kariessanierungsgrad erreicht hierzulande ein außerordentlich hohes Niveau: In Gesamtdeutschland sind durchschnittlich 95,6 Prozent der an Karies erkrankten Zähne versorgt [3]. Ob dies in den kommenden Jahren bestätigt oder sogar übertroffen werden kann, werden die Werte der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (Vorstellung der Ergebnisse voraussichtlich im Frühjahr 2016) zeigen [5].

Die zentralen Bausteine einer nachhaltigen Kariestherapie beschränken sich bekanntlich nicht allein auf die Bekämpfung manifester Karies mittels Präparation und Restauration (vom Patienten oft mit „Bohren“ verbunden), sondern umfassen auch die Identifikation des individuellen Kariesrisikos, individuelle Präventionsmaßnahmen sowie planmäßige Recalls; letztgenannte sollten umso engmaschiger angelegt werden, je höher das individuelle Kariesrisiko ist. Das Ziel der heutigen Zahnmedizin ist dabei maximaler Zahnerhalt bei einem (möglichst) minimal-invasiven Vorgehen. Konkret bedeutet dies die Schonung der gesunden Zahnsubstanz während der invasiven Therapie.

Zahnerhalt durch minimal-invasive Füllungstherapie

Sich von der traditionellen Philosophie nach dem Motto „drill & fill“ abkehrend, verfolgt auch die moderne Füllungstherapie mehr und mehr non- und minimal-invasive Ansätze, die versuchen, hartsubstanzopfernde Eingriffe möglichst lange hinauszuzögern; beispielsweise mithilfe präventiver, die Remineralisation fördernder Maßnahmen und/oder der Infiltration von initialkariösen Läsionen [4]. Frühe bis mittlere kariöse Läsionen können zunächst mikro-invasiv mit Versiegelung und Kariesinfiltration behandelt werden. Liegt jedoch eine Kavitation der kariösen Läsion vor, sind ein pulpaschonendes Exkavieren sowie die Füllungsreparatur mittels einer (minimal-invasiven) adhäsiven Restauration zu wählen.

Moderne Therapieansätze, moderne Materialien?

Die Adhäsivtechnik erweitert die Möglichkeiten für die Umsetzung minimal-invasiver Ansätze in der Füllungstherapie deutlich und macht eine defektbezogene Kariesbehandlung möglich, wobei die korrekte Diagnostik das Ausmaß der Karies bestimmt und sich daraus die geeignete Therapieform ableitet. Im Vergleich zu traditionellen Materialien (beispielsweise Amalgam, Gold oder Keramik) muss beim Einsatz vergleichsweise neuer Materialien (zum Beispiel Komposite, Glasionomerzemente) präparationsbedingt weniger gesunde Zahnhartsubstanz entfernt werden [6]. Mithilfe einer Restauration wird zudem die Putzbarkeit des Zahnes wiederhergestellt; insofern ist die Füllungstherapie sehr wohl auch ein essenzieller Teil der präventiven Zahnheilkunde [4].

Glasionomerzemente der neueren Generation: Fluoridabgabe und damit einhergehender kariespräventiver Effekt

Während sich Kompositmaterialien in einem breiten Indikationsspektrum bewährt haben, bieten sich als eine weitere Wahlmöglichkeit vor allem Glasionomerzemente (GIZ) der neueren Generation an. Neben vorteilhaften Eigenschaften, wie etwa der einfachen Verarbeitung sowie einer beschränkten Feuchtigkeitstoleranz, zeichnen sich GIZ im Rahmen der Kariestherapie durch Fluoridabgabe und einen damit einhergehenden kariespräventiven Effekt aus [7]. Moderne Konzepte wiederum kombinieren beide Materialgruppen; beispielsweise in Form einer glasionomerbasierten Füllungskomponente, die mit einem Kompositlack als Coat überzogen wird (beispielsweise Equia, GC, gemäß Gebrauchsanweisung unter anderem anwendbar bei Restaurationen der Klasse I, unbelasteten Restaurationen der Klasse II und kaudruckbelasteten Restaurationen der Klasse II, sofern der Isthmus weniger als die Hälfte des Interkuspidalraums beträgt). Auch bei diesem Restaurationskonzept ist eine Fluoridabgabe nachweisbar, die durch den Coat zwar eingeschränkt, aber nicht komplett verhindert wird [7].

Höhere Leistungsfähigkeit und Ästhetik

Neben den antikariogenen Vorteilen, die bekanntlich auch konventionelle GIZ mitbringen, zeichnen sich Kombinationsprodukte mit Coating im Vergleich zu herkömmlichen GIZ ohne Coat durch eine potenziell höhere Leistungsfähigkeit und Ästhetik aus. Dies kommt nicht nur dem Zahnerhalt zugute, sondern auch dem Erscheinungsbild der Füllung – dieser Faktor ist heutzutage für viele Patienten nicht unwesentlich. Der Kompositüberzug dient jedoch auch weiteren Zwecken: Durch die Infiltration der Oberfläche der Füllungskomponente kann das Coating die Abrasionsbeständigkeit und Bruchfestigkeit der Füllung steigern, wie beispielsweise im Falle von Equia festgestellt werden konnte [8].

Wurzelkaries erheblich angestiegen

Bei Beachtung der Indikationsstellungen sind Glasionomermaterialien demnach bei allen Altersgruppen für minimal-invasive Füllungstechniken geeignet. So kommen sie bevorzugt in der Kinder- und Jugendzahnheilkunde sowie im Rahmen der Erwachsenen- und Seniorenbehandlung bei der immer häufiger angezeigten Wurzelkaries zur Anwendung. Letzteres wird auch in Deutschland zunehmend relevant, da das Vorkommen von Wurzelkaries laut der DMS IV im Zeitraum von acht Jahren (1997 bis 2005) erheblich gestiegen ist – bei Erwachsenen um zirka 10 Prozent, bei Senioren sogar um fast 30 Prozent [3].

Fazit: Gemeinsam zum Behandlungserfolg

Ob non-, mikro- oder minimal-invasiv – jeder der angestrebten Therapieansätze sollte auf die Vorbeugung und Minimierung der zur Kariesbildung förderlichen Bedingungen abzielen beziehungsweise die manifesten Krankheitsbilder beseitigen. Wie aufgezeigt, wird dies ermöglicht durch die Maßnahmen im Rahmen eines modernen Behandlungskonzepts, das im Gegensatz zum traditionellen Ansatz („drill & fill“) eine präventionsorientierte und möglichst minimal intervenierende Behandlung zum Ziel hat; gestützt durch effektive Instrumente (beispielsweise 3-D-Diagnostik, moderne Endodontiesysteme, Interdentalbürsten) sowie Materialien (zum Beispiel fluoridhaltige Zahnpasten, adhäsive fluoridfreisetzende Glasionomermaterialien mit Coatingschutz). Das konsequente Verfolgen dieser modernen Ansätze – mit dem Ziel, den natürlichen Zahn möglichst ein Leben lang zu erhalten – kann dazu beitragen, dass sich die positive Entwicklung hinsichtlich der Bekämpfung von Karies und Zahnverlust in Deutschland auch in Zukunft fortsetzt.

[1] Institut der Deutschen Zahnärzte: Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS IV). 2006:7. Abruf am 30.01.2014 unter: www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/presse/dms/brosch.pdf.

[2] Splieth CH. Non- und minimalinvasive Kariestherapie – ein Paradigmenwechsel. S.12 f. In: Splieth CH. Noninvasive Karies- und minimalinvasive Füllungstherapie. Stuttgart: Spitta2004.

[3] Institut der Deutschen Zahnärzte: Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS IV). 2006: 6. Abruf am 30.01.2014 unter: www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/presse/dms/brosch.pdf.

[4] Kielbassa AM, Muller J, Gernhardt CR. Closing the gap between oral hygiene and minimally invasive dentistry: A review on the resin infiltration technique of incipient (proximal) enamel lesions. Quintessence Int 2009;40:663-681.

[5] Institut der Deutschen Zahnärzte: DMS V - Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie. Die DMS V ist am Start! Abruf am 30.01.2014 unter: www.idz-koeln.de/index.htm

[6] Mount, GJ. Minimal intervention dentistry. Cavity classification & preparation. J Minim Interv Dent 2009;2:150-162.

[7] Mazzaoui SA, Burrow MF, Tyas MJ. Fluoride release from glass ionomer cements and resin composites coated with a dentin adhesive. Dental Mater 2000;16:166-171.

[8] Lohbauer U, Krämer N, Siedschlag G, Schubert E, Lauerer B, Müller F, Petshelt A, Ebert J. Strength and wear resistance of a dental glass-ionomer cement with a novel nanofilled resin coating, Am J Dent 2011;24(2):24-128.

[9] AWMF: Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe. 2013. Abruf am 30.01.2014 unter: www.dgzmk.de/uploads/tx_szdgzmkdocuments/LL-FluoridierungLangUpdate2013.pdf.