Die hormonellen Veränderungen von Frauen während der Wechseljahre haben Auswirkungen auf den ganzen Körper. Ein Schauplatz wird dabei leider oft übersehen: der Mund.
Viele Frauen betreiben intensivere Zahnpflege als Männer. Das ist gut, schließlich werden sie mit besonderen biologischen Herausforderungen konfrontiert. In Pubertät und Schwangerschaft sind die Zusammenhänge zwischen hormoneller Umstellung und Mundgesundheit bekannt. Oft vernachlässigt aber ist der Blick auf die Wechseljahre: Denn auch sie sind ein Risiko für die Gesundheit von Zahnfleisch und Zähnen.
Sinkender Östrogenspiegel verursacht empfindliches Zahnfleisch
Immerhin zehn bis 15 Jahre dauern die Wechseljahre durchschnittlich. Sie beginnen einige Jahre vor der letzten Regelblutung, der Menopause, und finden meist im Alter ab 45 statt. Dabei verändert sich der Hormonhaushalt; vor allem der sinkende Östrogenspiegel sorgt für Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen. Hinzu kommen aber weitaus subtilere Veränderungen: empfindlicheres, weicheres Zahnfleisch, eine erhöhte Anfälligkeit für Zahnfleischblutungen, Schwellungen und eine veränderte Bakterienbesiedlung im Mundraum. Der Grund: In der Wangenschleimhaut sitzen Hormonrezeptoren. Hormonelle Schwankungen wirken sich daher direkt auf die Zahn- und Mundgesundheit aus. Zudem verfügen Frauen oft über eine verminderte Speichelmenge. Ein weiterer Risikofaktor, denn Speichel hat eine wichtige Reinigungs-, Mineralisierungs- und Schutzfunktion im Mund. Osteoporose, die natürlich auch die Kiefer betreffen kann, oder Vitamin-D-Mangel sind Risiken für den festen Halt der Zähne im Knochen. Zungenbrennen und Geschmacksstörungen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und kommen ebenfalls besonders oft bei Frauen vor.
Zahngesundheit ist keine Selbstverständlichkeit in den Wechseljahren
Dr. Ralf Seltmann, Zahnmediziner beim schwedischen UnternehmenTePe, ist mit dem Thema vertraut: „Die hormonellen Umstellungen der Wechseljahre haben auch Auswirkungen auf Zahnfleisch und Kieferknochen. Bei Abwehrschwäche oder mangelhafter Mundhygiene kommt es dann schneller zu Entzündungen – besser bekannt ist das von der hormonellen Schwangerschaftsgingivitis. In jedem Fall sind die Behandlung der Entzündung und eine gründliche Zahnpflege sehr wichtig, um der Erkrankung des Knochens vorzubeugen. Denn Knochenabbau im Kiefer führt unbehandelt zu Zahnlockerung, manchmal auch zum Verlust.“ Deshalb sollten schon die ersten Symptome nicht ignoriert werden. „Weniger putzen, weil das Zahnfleisch schmerzt, ist keine Lösung. Dann bildet sich noch mehr bakterielle Plaque, die alles verschlimmert. Nur eine tägliche, sanfte und gründliche Reinigung hilft. Dabei können besonders weiche Zahnbürsten helfen. Und für den Zahnzwischenraum sind Interdentalbürsten die erste Wahl.“
Doch der wichtigste Rat: „Zahngesundheit ist leider keine Selbstverständlichkeit in den Wechseljahren. Eine gute Prophylaxe in der Zahnarztpraxis, vor allem aber die eigene Aufmerksamkeit für die Mundgesundheit und eine gründliche tägliche Pflege und Reinigung sind wichtig. Auch zwischen den Zähnen, wo die Zahnbürste nicht hinkommt: Das ist die beste Vorsorge, um mundgesund zu bleiben!“