Das 12. Meisinger Bone-Management-Symposium (gleichzeitig das 14. Euregio-Symposium) Mitte April war laut Veranstalter ein voller Erfolg. Rund 150 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, sich im Hörsaal des St. Josef-Hospitals des Universitätsklinikums Bochum über spannende zahnmedizinische Trends zu informieren und in zwei Workshops aktuelle Bone-Management-Systeme anzuwenden.
Zahlreiche Referenten boten einen Einblick in die zahnärztliche Implantologie und Augmentation. Die Veranstaltung wurde von den Kliniken für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitäten Witten/Herdecke und Aachen organisiert und zählt zu den renommiertesten Fortbildungsveranstaltungen in der Region. Geleitet wurde das Symposium von Prof. Dr. Jochen Jackowski von der Universität Witten/Herdecke. Er begrüßte das Auditorium und versprach, Parallelen und unterschiedliche Ansätze in der Implantologie zwischen Praktikern und Klinikern aufzuzeigen. Zu jedem Themenblock sprach je ein Vertreter aus dem Bereich Praxis und Klinik, sodass der aktuelle wissenschaftliche Forschungsstand und die konkrete Anwendung in der praktischen Arbeit präsentiert wurden.
Bessere Diagnostik durch adäquates Röntgenverfahren
Den Anfang machte Prof. Dr. Dr. Stefan Haßfeld vom Klinikum Dortmund, der sich mit der präimplatologisch-radiologischen Diagnostik befasste. Er plädierte dafür, so viel Information wie nötig mit so geringer Strahlendosis wie möglich für die Diagnostik zu sammeln, und sieht Vorteile beim Einsatz der Digitalen Volumentomographie (DVT) für die Implantologie. „Die Strahlendosis ist beim DVT deutlich geringer als beim CT, weshalb der Einsatz in der Zahnmedizin weiter sinnvoll ist. Bei der Wahl des Röntgenverfahrens sollte aber stets der Nutzen für den Patienten im Vordergrund stehen“, so Haßfeld. Eine gute Planung und fachliche Vorgehensweise befürwortete auch Dr. Bernd Drüke, Zahnarzt aus Münster, der betonte, dass vor jeder implantologischen Behandlung eine ausreichende radiologische Diagnose erforderlich ist, um Komplikationen im Vorfeld zu minimieren.
Wissenschaftliche Dokumentation bei Implantatwahl wichtig
Das Thema Implantatsysteme beleuchtete Prof. Dr. Gerhard Wahl vom Universitätsklinikum Bonn aus klinischer Sicht. Bei aller Systemvielfalt empfahl er, wissenschaftlich gut dokumentierte Systeme zu verwenden. Auch kurze Lieferzeiten, eine transparente Preisgestaltung und die Nutzung von Standardinstrumenten seien wichtige Anforderungskriterien. Laut Dr. Dr. Matthias Kaupe, niedergelassener MKG-Chirurg, tobt auf dem Implantatmarkt ein Verteilungskampf. Er gab einen Überblick über die verschiedenen Implantattypen und -materialien und unterstrich, dass fast jedes gute Implantatsystem jede Indikation abdecken könne.
Zahlreiche Augmentationsmöglichkeiten
Um den Einsatz von autologem Knochen und Knochenersatzmaterialien bei Augmentationsverfahren am atrophen Kiefer ging es im Vortrag von PD Dr. Dr. Bernd Lethaus, leitender Oberarzt der MKG-Klinik in Aachen. Er stellte verschiedene Arten der Knochenmaterialgewinnung vor und brachte Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verfahren anhand von Beispielen aus der Klinik auf den Punkt. Den Blick aus der Praxis lieferte im Anschluss Dr. Hajo Peters, Zahnarzt aus Wien. Auch wenn Augmentation zeitintensiv, teuer und erklärungsbedürftig sei, lohne es sich aus finanzieller Sicht für den Zahnarzt. Er betonte: „Es gibt außerdem Menschen, die eine solche Behandlung benötigen. Für welche Materialien man sich entscheidet, ist patientenabhängig.“
Sinusbodenelevation bei Risikofällen
Was bei der Sinusbodenelevation von Risikopatienten zu beachten ist, erläuterte Dr. Dirk Elvers, MKG-Oberarzt in der Universitätsklinik Aachen. Dabei stellte er verschiedene Risikogruppen vor und wies anschaulich auf Problematiken bei der Operation und der Medikation hin. PD Dr. Dr. Florian Bauer, Kieferchirurg aus Miesbach, betrachtete den Sinuslift aus anatomischer Sicht. Sein Rat für Operateure: „Halten Sie guten Kontakt zu einem HNO-Arzt, um Komplikationen beim Eingriff zu vermeiden.“
Den Bogen zwischen Theorie und Praxis spannte Dr. Ilja Mihatovic, Zahnarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Erkrath und Habilitand an der Universität Düsseldorf. Er wies darauf hin, dass man für das Sammeln von autologem Knochen die größte Knochenviabilität mit der Knochenmühle und dem Knochenschaber erhält.
Hands-On Workshops: Sinuslift und Bone Spreading
Im Anschluss an die Vorträge durften die Teilnehmer in zwei Hands-On Workshops Praxisluft schnuppern. So drehte sich bei Prof. Dr. Jochen Jackowski alles um Bone-Spreading- und Condensing-Techniken. Unter fachkundiger Anleitung dehnten die Teilnehmer den Kieferknochenkamm auf, um Platz für die Implantatinsertion zu schaffen.
Der zweite Workshop unter der Leitung von Oberarzt Peter Dirsch beschäftigte sich mit den Themen Sinuslift und Knochenaufbaumaterialien. Auch bei der abschließenden Insertion des Implantatsystems MyPlant II waren Feingefühl und handwerkliches Können gefragt.
Das nächste Bone-Management-Symposium findet im Februar 2019 in der Universitätsklinik in Aachen statt.
Sascha Gebhardt, Neuss