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Ist der aktuelle Dax-Stand eine Kaufgelegenheit?

DAX

Der Dax ist nicht das alleinige Börsenbarometer – zuletzt kam er ziemlich unter die Räder.

Der deutsche Leitindex ist tief gefallen. Ein Bärenmarkt. Aktien sind jetzt wieder günstig. Aber so einfach ist es nicht. Wenn sich in Deutschland zwei Menschen über Aktien unterhalten, ist ziemlich häufig vom Dax die Rede. Dem „Börsenbarometer“, „unserem Leitindex“, „dem Evergreen“, „dem Leitplankensystem der Börse“.

Zuletzt kam der Dax ziemlich unter die Räder. Seit Jahresbeginn notiert der Index aus gerade einmal 30 Werten tief im Minus. Marktbeobachter riefen bereits den Bärenmarkt aus, weil der Dax zeitweise mehr als 20 Prozent zum Allzeithoch von Anfang des Jahres verlor. Sind Aktien jetzt besonders günstig?

Auch wenn manche „Börsenexperten“ es gerne suggerieren: Diese Frage lässt sich allein mit Blick auf den Punktestand beim Dax natürlich nicht beantworten. Viele vergessen in solchen Fällen offenbar, was der Dax eigentlich ist: ein sogenannter „Performance-Index“, bei dem die Dividenden auf die Kursentwicklung draufgepackt werden. Da die Ausschüttungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind, entwickelte sich auch der Dax prächtig. Ein deutsches Phänomen, weil andere „Leitindizes“, darunter etwa der US-Aktienindex S&P 500, ausschließlich die Kursentwicklung abbilden.

Empfehlenswert: der Blick auf den Kursindex

Wer sich den populären Index einmal genauer anschauen möchte, etwa um zu erfahren, „ob die Kurse wieder runtergekommen sind“, dem sei der Dax-Kursindex empfohlen. Hier werden keine Dividenden eingerechnet. Der Kursindex notiert aktuell bei weniger als 5.000 Punkten. Das ist weniger als beim letzten Höchststand vor der großen Finanzkrise ab dem Jahr 2008.
Auch wenn die reine Kursentwicklung darauf hindeutet – so lässt sich allein damit immer noch nicht beantworten, ob Aktien jetzt teuer oder günstig bewertet sind. Dazu braucht es den Blick auf die Unternehmensgewinne. Bei den Dax-Unternehmen sind sie zwischen 2008 und 2018 um rund 50 Prozent gestiegen.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aller Dax-Aktien liegt heute bei 11,6 – und damit unter dem langjährigen Durchschnitt von knapp 15,0. Von den Bewertungen zur Jahrtausendwende, als die Dax-Konzerne mit dem 30-fachen ihrer erwarteten Jahresgewinne gehandelt wurden, sind wir sehr weit entfernt.

Investoren misstrauen deutschen Aktien

Investoren trauen den Gewinnerwartungen der Unternehmen und Aktienanalysten nicht so recht und verlangen deshalb eine besonders hohe Sicherheitsmarge. Dies bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass in dem niedrigen Kurs- und Bewertungsniveau bereits einiges an Ungemach eingepreist sein dürfte. Grob geschätzt könnten die Gewinne in diesem Jahr, die Erwartungen um mindestens 20 Prozent verfehlen, ohne dass Aktien deshalb heute zu teuer wären. Die darin zum Ausdruck kommende Vorsicht deckt sich mit der skeptischen Stimmung der Anleger zum Jahreswechsel.

Sollten sich einige der dunklen Wolken verziehen, hätte die Bewertung deutscher Aktien Luft nach oben und die Kurse das Potenzial für eine Rallye, wobei die alten Höchststände zunächst außer Reichweite bleiben dürften. Der Konjunkturzyklus ist weit fortgeschritten. Der Handelskonflikt, die Diskussion über eine bevorstehende Rezession und die Politik von US-Notenbank und EZB werden uns das ganze Jahr begleiten. Das Einzige, was man für 2019 als sicher unterstellen darf, ist eine hohe Schwankungsbreite der Kurse.

Der Dax ist nicht die Welt

Wenn Sie gerne breit gestreut in Aktien investieren möchten, dann eignet sich der Dax unseres Erachtens nicht als alleiniges Börsenbarometer. Der Fokus auf ein Land, der konjunkturabhängige Branchenmix und die kleine Zahl der gelisteten Unternehmen machen den Dax sehr speziell. Deshalb taugt er kaum als Indikator für das weltweite Börsengeschehen.
Tipp: Hinterfragen Sie die Indizes. Durchschnittliche Bewertungen sagen nichts aus über die einzelnen Unternehmen, die im Index enthalten sind. In jedem Index gibt es erfolgreiche und weniger erfolgreiche Unternehmen: hoch bewertete und günstige.


Suchen Sie lieber nach einem breit gestreutem Portfolio von Qualitätsaktien beziehungsweise Fonds, nicht nach Dax & Co., und seien Sie diszipliniert, insbesondere in drei Punkten:

  • Die Aktienanlage ist immer ein langfristiges Investment – es gilt die Regel: je länger, desto besser.
  • Breite Diversifikation: Bauen Sie ein eigenes Portfolio mit verschiedenen Fonds beziehungsweise Aktien auf. Das Nucleus Performance Depot umfasst zum Beispiel 14 Investmentfonds, das heißt, das gesamte Depot beinhaltet mehr als 500 Wertpapiere.
  • Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Schwankungen gehören dazu, langfristig werden diese ausgeglichen.

Ralf Seidenstücker, Köln