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Prothetik: Umrüstung von locatorgehaltener Totalprothese auf Magnete

Prothetik

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Die Patientin trug im OK eine Totalprothese und hatte im UK eine Restbezahnung von 33 bis 43. Diese Zähne waren parodontal so stark geschädigt, dass sie entfernt werden mussten. Sie trug zu diesem Zeitpunkt im UK keinen Zahnersatz. Da eine ausgeprägte Unterkieferkamm-Atrophie vorlag, plante ich eine Totalprothese, die mit zwei Implantaten über Locator fixiert werden sollte.

Mitte 2015 entschloss sich die Patientin zur Implantation. Zwei Straumann-Implantate (RN, Länge 12 Millimeter [mm], Durchmesser 4,1 mm) wurden interforaminal Regio 33 und 43 inseriert und nach Einheilzeit von vier Monaten mit Straumann-Locator-Aufbauten versorgt. Die Locator-Sekundärteile wurden in die Prothese im direkten Verfahren eingearbeitet.

Probleme beim Finden der korrekten Position

Die Patientin verließ die Praxis mit der Hoffnung einer zuverlässigen Stabilisierung der Prothese. Leider stellte sich im Alltag heraus, dass sie – bedingt durch ihre neuronale Einschränkung beim Heben der Arme – erhebliche Schwierigkeiten hatte, die Prothese ein- und auszugliedern. Das Finden der korrekten Position bereitete ihr Probleme. Auch ein Tausch der Locator-Retentionselemente gegen Elemente mit leichter Retention ergab für sie keine Erleichterung.

Da die Patientin ansonsten ihren Alltag selbstständig bestreiten konnte, wuchs die Unzufriedenheit über den neuen Zahnersatz, den sie sich zur Reinigung nicht mehr herauszunehmen traute. Auf der Suche nach einer Lösung für das Problem bin ich auf die Titanmagnetics der Firma Steco (Hamburg) gestoßen. Ich entschied mich für Magnete der K-Line.

Konische Magnete auch zur seitlichen Stabilisierung der Prothese

Die konische Form erlaubt auch eine seitliche Stabilisierung der Prothese. Da die Implantate weitestgehend parallel gesetzt wurden, ist der 10 Grad Konus kein Problem. Laut Hersteller wären bis 15 Grad Implantadivergenz oder Konvergenz noch problemlos handhabbar. Bei stark geneigten Implantaten können Magnete der Titanmagnetics X-Line verwendet werden, die völlig unabhängig von einer Einschubrichtung verwendet werden, da sie seitlich keine Führung aufweisen.

Prothese

Abb. 1: Basalansicht der Prothese mit Locator-Matritzen

Prothesenbasis

Abb. 2: Linguale Perforation der Prothesenbasis an Position 43

Titanmagnetics ersetzen die Locator-Matrizengehäuse

Zum Einsetzen der Magnete entfernte ich zunächst die Locator-Matrizengehäuse aus der Prothese (Abb. 1) und schliff die Prothese basal zur Aufnahme der Magnete frei. Da die Konusmagnete etwas größer als die Locatormatrize sind, musste ich entsprechend viel Freiraum schaffen, wobei ich die Prothesenbasis lingual an Position 43 perforierte (Abb. 2).

Die Locator-Aufbauten wurden herausgeschraubt und die Implantatlumen nach Spülung mit Chlorhexidindigluconatgel (1-prozentig) aufgefüllt. Mithilfe eines speziellen Ratscheneinsatzes wurden die Titanmagnetics unter Drehmomentkontrolle eingeschraubt (Abb. 3).

StecoTitanmagnetics

Abb. 3: Einschrauben der StecoTitanmagnetics Inserts unter Drehmomentkontrolle

An Position 33 erwies sich das für die Patientin als schmerzhaft, da sich Gingivagewebe zwischen Implantat und Abutment gelegt hatte. Nach Lokalanästhesie konnte ich das Gewebe beim Einschrauben der Magnetabutments entsprechend verschieben, sodass die Aufbauten zuverlässig auf den Implantaten saßen.

Prothesenbasis musste nur moderat verstärkt werden

Die Prothesenmagnete wurden zur Prüfung des passiven Prothesensitzes und der Okklusion aufgesetzt (Abb. 4). Da die Prothese nur wenig resilient auf der Schleimhaut saß, verzichtete ich beim Einbau der Prothesenmagnete auf die Resilienzringe, die beide Magnete auf etwa 0,3 mm Abstand positionieren. Der Bereich rund um die Implantate wird beim Einpolymerisieren durch kleine Silikonmanschetten geschützt (Abb. 5).

Prothesen-Magneten

Abb. 4: Situation mit aufgesetztem Prothesen-Magneten

Positionsmanschetten

Abb. 5: Positionsmanschetten zum Schutz des periimplantären Gewebes

An Position 33 korrigierte ich den Überstand der Silikonmanschette mesial leicht, damit der Kunststoff den Prothesenmagneten zuverlässig umfasst. Nach dem Entfetten der Prothesenmagnete befüllte ich die Kavitäten der Prothesenbasis mit Kunststoff (Palapress Vario, Heraeus Kulzer) und positionierte die Prothese im Mund, anschließend entfernte ich die Überstände und trug nachträglich Kunststoff an, um kleinere Fehlstellen zu beseitigen. Durch die linguale Perforation der Prothesenbasis musste ich die Basis moderat verstärken (Abb. 6).

Prothesenmagneten

Abb. 6: Basalansicht mit fertig eingesetzten Prothesenmagneten

Die Anziehungskraft der Magnete erledigt die Ausrichtung im Mund

Die Patientin war im Anschluss direkt in der Lage, die Prothese selbst im Mund einzugliedern. Durch die Magnete reicht bereits das grobe Ausrichten, den Rest erledigt die Anziehungskraft. Die Patientin war sichtlich erleichtert über das unkomplizierte Handling und kommentierte das so: „Haben Sie den Stein von meinem Herzen fallen hören?“. Nach einer Woche bestellte ich die Patientin zur Kontrolle nochmal ein, sie war sehr zufrieden. Für mich war es die erste Versorgung dieser Art, und ich war positiv von dem unkomplizierten Handling überrascht.

Christian Möhlmann

Der Autor dieses Beitrags, Christian Möhlmann (Jahrgang 1976) machte 2003 sein Staatsexamen an der Freien Universität Berlin, die Approbation erfolgte 2003. Er ist Inhaber der Praxis Nivalis in Bargteheide. Er spezialisierte sich durch das Curriculum Endodontologie (2009 bis 2010, Westfälische Wilhelms-Universität Münster) und ist Inhaber des Zertifikats der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ).