Für die chirurgische Periimplantitis-Behandlung gibt es viele Methoden, keine erwies sich bisher als überlegen [1]. Empfohlen wird aber in jedem Fall eine gründliche Dekontamination der Implantatoberfläche. Im Rahmen der BDO-Jahrestagung 2016 in Berlin präsentierte Dr. Dr. Norbert Haßfurther (Wettenberg) sein Konzept, das er seit etwa sieben Jahren praktiziert. Es umfasst drei Phasen, eine geschlossene Entzündungshemmung durch Hauszahnarzt und Patient, gefolgt von zwei chirurgischen Eingriffen:
A. Vorbehandlung, zwei bis drei Wochen vor der Defekteröffnung
- Abnahme der Prothetik und Einbringen der Abdeckschrauben durch Hauszahnarzt oder Hauszahnärztin
- Reinigung des periimplantären Sulkus und erreichbarer Implantat-Komponenten alle 2-3 Tage mit CHX und H2O2, Applikation von CHX-Gel
- Patient spült zuhause täglich mit CHX-Lösung und bürstet mit CHX-Gel
- Drei Tage vor dem Eingriff erfolgt systemische Antibiose
B. Defekteröffnung und erste Dekontamination
- Der Chirurg stellt Defekt dar, entfernt Granulationsgewebe mit Handinstrumenten
- Reinigung der Implantatoberfläche mit Airpolishing (zum Beispiel Perioflow) und Titanbürste (zum Beispiel PeriBrush)
- Dekontamination der Implantatoberfläche mit CHX und H2O2
- Konditionierung der Implantatoberfläche mit Zitronensäure
- Reinigung benachbarter Wurzeloberflächen mit Airpolishing
C. Zweite Dekontamination und Augmentation
- Drei bis vier Wochen nach der ersten chirurgischen Dekontamination wiederholt der Chirurg die Schritte unter Punkt B
- Augmentation mit autogenem Knochen, in der Regel aus partikuliertem Knochenzylinder von der Linea obliqua externa mandibulae
- Abdeckung mit titanverstärkter ePTFE-Membran (NeoGen), dichter Wundverschluss (Erfolgsvoraussetzung!), Einheilungsdauer in der Regel 6 Monate, bei Bedarf bis 12 Monate
- Wiedereingliederung der Prothetik zirka zwei Wochen nach Membranentfernung
Kleine Fallserie
MKG-Chirurg Haßfurther hat bis Dezember 2016 sechs Fälle dokumentiert, bei einer Beobachtungsdauer von 4 bis 6,5 Jahren. Erreicht wurden zwischen 80 und knapp mehr als 100 Prozent der ursprünglichen Knochenhöhe (je 6 bis 8 Monate nach Augmentation). Wie er in Berlin anhand von Beispielen zeigte, gelingt die Methode auch in extremen Fällen: „Entscheidend sind ein dichter primärer Wundverschluss und eine erfolgreiche Knochenregeneration, die Weichgewebe heilen dann problemlos.“ Bisher sei kein Rezidiv aufgetreten.
Haßfurther räumte ein, dass seine Methode aufwändig ist. Vorteilhaft sei aber, dass bei Erfolg keine erneute Implantation erforderlich ist und auch die Prothetik erhalten werden kann.
Literatur
DGI, DGZMK. Die Behandlung periimplantärer Infektionen an Zahnimplantaten. S3-Leitlinie (Langversion). AWMF-Registernummer: 083-023, Stand: Mai 2016.
Hinweis
Beiträge in der Rubrik ZahnMedizin kompakt können in keinem Fall die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sind keine Behandlungsempfehlung, sondern sollen – auf der Basis aktueller Literatur – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.