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Fließfähiges Komposit im Front- und Seitenzahnbereich

Kleine Kavitäten in schwer zugänglichen Bereichen stellen die klassische Indikation für fließfähige Komposite dar. Aber auch Zahnhalsfüllungen sowie ästhetische Frontzahnrestaurationen sind typische Indikationen für Flowables. Wie solche Behandlungen auf dem Stand der Technik vorgenommen werden, sei im Folgenden an zwei Beispielen skizziert.

Für alle Indikationen der Füllungstherapie lässt sich heute ein gut geeignetes Komposit finden. Doch wie wäre es mit einer höheren Erfolgssicherheit, mit einem einfacheren klinischen Vorgehen oder mit Tempogewinn?

Diese Frage stellt sich naturgemäß vor allem in den kniffligen Fällen. Das betrifft beispielsweise wenig zugängliche und schwer einsehbare Regionen im Seitenzahnbereich. Hier verschaffen fließfähige Komposite dem Zahnarzt einen willkommenen Vorteil, indem sie alle Wandflächen und vor allem den Kavitätenboden besonders gut benetzen. Auch bei kleinen Defekten im Seitenzahnbereich haben sich diese Werkstoffe bewährt.

Schnell gelegt oder hochästhetisch?

Doch gilt das gleichermaßen für die schnell gelegte Füllung mit ansprechendem Äußeren wie für die hochästhetische Restauration? Einen Aspekt stellte in der Vergangenheit immer wieder die Transluzenz dar, denn grundsätzlich gilt: „Höhere Transluzenz kann sich bei dunkleren Verfärbungen ästhetisch nachteilig auswirken.“
Daher konnte sich eine Füllung aus fließfähigem und damit transluzenterem Material in einer opaken Umgebung kaum in harmonischer Weise in die Zahnreihe einfügen. Wie es heute dennoch gelingt, zeigen die folgenden Fälle.

Ein Zahn und zwei Anwendungen: Füllungsmaterial und Liner

Eine 66-jährige Patientin stellte sich in der Praxis mit insuffizienten Füllungen und unterminierender Karies an Zahn 44 vor. Distal war eine ausgedehnte Klasse-II-Kavität zu behandeln, mesial eine zweite Klasse-II-Kavität.

Eine fast unsichtbare Restauration

Um sicher zu natürlichen anatomischen Verhältnissen zu kommen, kamen bei der Präparation anatomisch geformte Matrizen in Kombination mit einem Nickel-Titan-Ring zur Anwendung. Die Füllung der mesialen Kavität erfolgte mit einem fließfähigen ästhetischen Komposit (Ceram.x Spectra ST flow, Farbe: A3, Dentsply Sirona).
In der distalen Kavität wurde zunächst ebendieses Material als Liner verwendet und anschließend ein zweites ästhetisches Komposit (Ceram.x universal, heute erhältlich unter dem Namen Ceram.x Spectra ST; in „CLOUD-Farbe“ A3) in drei Inkrementen eingebracht. Das Ergebnis war eine fast unsichtbare Restauration.

Nach der Befeuchtung mit Speichel sind die neuen Füllungen an 44 fast unsichtbar.

Unter Anlegen von anatomisch geformten Matrizen in Kombination mit einem Nickel-Titan-Ring erfolgt die Füllung der mesialen Kavität mit einem fließfähigen ästhetischen Komposit.

Die alten Restaurationen und die unterminierende Karies an Zahn 44 sind entfernt. Nun gilt es, eine ausgedehnte distale Klasse-II-Kavität und dazu eine zweite Klasse-II-Kavität im mesialen Bereich zu füllen.

Mit der Approximalkaries auch Schmelzdefekt beseitigt

Eine 40-jährige Patientin stellt sich in der Praxis mit einer Approximalkaries von geringem Ausmaß mesial an Zahn 22 vor, darüber hinaus mit einem Schmelzdefekt. An dem mesialen Defekt wurde ein Zugang geschaffen, der gerade weit genug für die spätere Applikation eines fließfähigen Komposits war. Zahn 12 wurde mit einem abgetrennten Teilmatrizen-Stück (Contact Matrix, Danville) separiert. Das fließfähige ästhetische Komposit (Ceram.x Spectra ST flow, A2, Dentsply Sirona) wurde in der Total-Ätz-Technik (Phosphorsäure-Gel: Conditioner 36, Universaladhäsiv: Prime&Bond active, beide Dentsply Sirona) befestigt. In beiden Fällen fand die Behandlung ihren Abschluss mit der Ausarbeitung und Politur. Die Patientinnen zeigten sich mit dem Ergebnis voll zufrieden.

Die Patientin stellte sich mit Approximalkaries und einem Schmelzdefekt an Zahn 22 in der Praxis vor.

Nach minimalinvasiver Präparation, Phosphorsäureätzung und Applikation eines Universaladhäsivs wird das fließfähige Komposit aus der praktischen Compula aufgebracht.

Zum Abschluss wird die Restauration finiert und poliert – ein überzeugendes ästhetisches Ergebnis.

Diskussion und Schlussfolgerung

Die Fälle zeigen, wie sehr es auf die Details ankommt. So hat sich die Mit­behandlung des horizon­talen Schmelzdefekts an 22 (über die Kariesbehandlung hinaus) sicherlich positiv auf die Akzeptanz durch die Patientin ausgewirkt. Und die Behandlung zweier Kavitä­ten an einem einzigen Zahn 44 mit leicht un­terschiedlichen Werkstoffen (fließfähiges Komposit und fließfähiges Komposit in Kombi­nation mit einem Universalkomposit) hat sich ebenfalls als erfolgreich erwiesen.

Dabei dürfte sich positiv bemerk­bar machen, dass beide Materialien auf derselben Werkstoffgrundlage basieren. Insgesamt zeigt sich: Das ästhetische Potenzial fließfähiger Komposite geht erheblich über das hinaus, was eine kleinere Zahnhalsfüllung erfordert. Die gute Benetzungsfähigkeit erweist sich auch bei ausgedehnten Klasse-II-Füllungen als Pluspunkt. Ein Material mit einer etwas höheren Opazität im Vergleich zum „typischen Flowable“, wie man es kennt, erweitert das Indikationsspektrum auf ästhetisch anspruchsvolle Fälle unterschiedlichster Art.

Aus dieser Fülle wurden hier zwei Beispiele vorgestellt. Sie zeigen die Anwendung im Front- wie im Seitenzahnbereich. Darüber hinaus geht das dabei verwendete fließfähigen Komposit (Ceram.x Spectra ST flow) in der Füllungstherapie über viele vermeintliche Grenzen, die sich heute noch in einigen Köpfen mit Flowables verbinden mögen. In der klinischen Praxis existieren sie nicht mehr.

Prof. Dr. Claus-Peter Ernst, Mainz