Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW) legt den aktuellen Versorgungsbericht vor.
Danach ist festzuhalten: Die zahnmedizinische Versorgung in Baden-Württemberg ist gut. Strukturelle Entwicklungen werden aktiv begleitet und mittels einer vorausschauenden Versorgungssteuerung gestaltet. Langfristige Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Versorgung sind noch offen. Mit dem erschienenen Versorgungsbericht 2020 der KZV BW wird die aktuelle Situation der Versorgung vor Ort – für jede einzelne Kommune – dargestellt. Dieses Dossier bietet eine umfassende Informationsquelle für Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung. Aktuelle Zahlen sowie strukturelle Entwicklungen im Berufsstand und veränderte Rahmenbedingungen werden beleuchtet. Zudem wird auch die Situation einzelner Zielgruppen von Patientinnen und Patienten dargestellt, wie beispielsweise die Versorgung für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen.
Stabile Versorgung in allen Teilen des Landes
Die Zahlen machen folgendes deutlich: Die zahnmedizinische Versorgung in Baden-Württemberg ist gut. „Es gibt keine unterversorgten Landkreise. Es bestehen allerdings auch in Baden-Württemberg künftig Herausforderungen bezüglich der Sicherstellung, nicht nur durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie“, so die Vorstände der KZV BW Dr. Ute Maier, Ass. jur. Christian Finster und Dipl.-Volkswirt Christoph Besters. Insgesamt versorgen 8.071 Vertragszahnärztinnen und -zahnärzte in 5.130 Praxen die gesetzlich Versicherten im Land. Landesweit hat sich das Betreuungsverhältnis im Vergleich zum Vorjahr nochmals verbessert: 1.371 Einwohner kommen in Baden-Württemberg auf eine Vertragszahnärztin oder einen Vertragszahnarzt. Dies ist ein Spitzenplatz im bundesdeutschen Vergleich. Die wohnortnahe Versorgung ist in allen Teilen des Landes gesichert. Allerdings bestehen regionale Unterschiede. Der im Bericht enthaltene Zahnmedizinische Versorgungsatlas bietet einen Überblick über die jeweilige Versorgung in den einzelnen Stadt- und Landkreisen. Zusätzlich wird die Anzahl der Vertragszahnärztinnen und -zahnärzte in jeder der gut 1.100 Kommunen in Baden-Württemberg benannt.
Massiver finanzieller Einbruch durch Auswirkungen der Pandemie
Erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen durch die Coronakrise stellen die zahnmedizinischen Versorgungsstrukturen vor starke Belastungen. Seit Beginn der Krise sind das Patientenaufkommen und damit auch die Umsätze vieler Zahnarztpraxen in Baden-Württemberg drastisch eingebrochen. Dies kann für Zahnarztpraxen existentiell werden.
Land muss Studienplätze schaffen
Der Bericht beschreibt strukturelle Entwicklungen: Der Trend zu größeren Praxismodellen anstelle zur Einzelpraxis, die wachsende Zahl an Angestelltenverhältnissen sowie eine sinkende durchschnittliche Wochenarbeitszeit stellen die flächendeckende Versorgung vor neue Herausforderungen. Wenn sich die Rahmenbedingungen in den letzten zwanzig Jahren deutlich verändert haben, die Anzahl der Studienplätze de facto allerdings auf gleichem Niveau geblieben ist, dann ist es offensichtlich, dass weniger Kapazitäten für die Versorgung zur Verfügung stehen als früher.
Befragung: „Frauen im Fokus“
Eine Entwicklung wird im Bericht besonders deutlich: Der Zahnarzt der Zukunft ist meist eine Zahnärztin. Seit den 2000er-Jahren ist der Anteil der Studienanfängerinnen der Zahnmedizin stark gestiegen. Teilweise beträgt der Frauenanteil im ersten Semester rund 75 Prozent. Aus diesem Grund nimmt die KZV BW die mögliche Unterstützung von Frauen bei ihrer Berufsausübung besonders in den Fokus, betreibt eine aktive Frauenförderung und schuf unter anderem die Position einer Vorstandsreferentin für Frauen und Angestellte in der Selbstverwaltung.
Der vorliegende Bericht geht hier einen weiteren wichtigen Schritt: Erstmals wurden im Frühjahr 2020 in einer repräsentativen Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut forsa gezielt die Zahnärztinnen in Baden-Württemberg im Auftrag der KZV BW befragt, wie aus deren Sicht der Berufsstand sowie die Arbeits- und Versorgungsstrukturen aussieht. „Wir müssen wissen, was die Frauen in unserem Berufsstand bewegt, damit wir sie bestmöglich vertreten können“, so Dr. Ute Maier, Vorsitzende des Vorstandes der KZV BW. 93 Prozent der befragten Zahnärztinnen gaben an, dass für sie ein Ortswechsel innerhalb Deutschlands nicht infrage komme, es also keine erkennbaren Abwanderungstendenzen gibt. Probleme werden aber durch Bürokratie und den Aufwand für Verwaltung offensichtlich. So geben die befragten niedergelassenen Zahnärztinnen an, rund ein Viertel ihrer Arbeitszeit für Verwaltungstätigkeiten aufwenden zu müssen. Dr. Ute Maier erklärt dazu: „Bei einem derart hohen bürokratischen Aufwand wundert es nicht, dass über die Hälfte der angestellten Zahnärztinnen auch in Zukunft angestellt bleiben möchte und sich gegen eine eigene Praxis entscheiden.“
Die zentralen Ergebnisse der Befragung werden im Versorgungsbericht präsentiert.