„Heute Ruhetag“: Einen solchen wünschten sich die Ministerpräsidentenrunde und Kanzlerin Angela Merkel vergangene Woche. Nicht für sich persönlich, sondern für alle, für das ganze Land. Was die einen nach Verkündung dieses mitternächtlich gefassten Masterplans für den 1. April fassungslos machte, den einen oder anderen vielleicht auch freute (kam doch ein freier Tag in Sicht), währte allerdings nicht lange – schon einen Tag später wurde die Idee von der Kanzlerin höchstpersönlich als nicht umsetzbar kassiert. So gesehen eigentlich nichts Überraschendes.
Eingeständnis völliger Plan- und Ideenlosigkeit
Die eigentliche Überraschung folgte dann aber doch noch: Die Kanzlerin bat alle Mitbürger öffentlich um Verzeihung. Oberflächlich gesehen ein respektabler Schritt, insgesamt aber das Eingeständnis völliger Plan- und Ideenlosigkeit.
Man fragt sich ernsthaft, wofür genau denn da um Verzeihung gebeten wurde? Doch letztlich für einen prinzipiell sinnvollen, aber eben in der Kürze kaum durchsetzbaren Vorschlag zur Abbremsung der dritten Corona-Welle. Denn die Idee, ausgerechnet die Osterfeiertage zu nutzen, um die Bremswirkung in der dritten Welle weiter zu erhöhen, ist nicht so falsch, vor allem angesichts der aktuellen Zahlen. Dumm nur, dass der eigentlich vernünftige Plan der Osterruhe auch diesen 1. April miteinbezog. Die Entschuldigung, bezogen auf den einen außerplanmäßigen Ruhetag, bewirkte, dass damit die gesamte „Osterruhe“ gefühlt als sinnlos abgetan wurde. Zu Unrecht, denn zur Verlangsamung der Welle sollte momentan jedes Mittel recht sein.
Impfstoffnachschub und Schnelltests brauchen mehr Geschwindigkeit
Noch viel wichtiger ist es, parallel an anderer Stelle endlich zu beschleunigen. Impfstoffnachschub und Schnelltests brauchen mehr Geschwindigkeit. Bürokratische Hemmnisse müssen auf das allernötigste Minimum reduziert werden.
Es geht darum, im Wettlauf mit einem sehr mutationsfreudigen Virus einen oder wenigstens einige Schritte voraus zu sein, um parallel zur Impfstoffproduktion wertvolle Zeit auch zur Entwicklung von Impfstoff-Varianten gegen kommende Virus- Varianten zu gewinnen.
Etwas mehr Zeit wäre auch hilfreich, um schnellstmöglich Impfstoffe für Kinder und Jugendliche zu entwickeln beziehungsweise die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der vorhandenen Impfstoffe zu testen. Denn aus Kitas und Schulen droht neues Corona-Ungemach. Nicht allein für die Kinder und Jugendlichen, sondern auch für die (noch) nicht geimpften, weil zu jungen Eltern dieser Kinder. So hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz bei den unter 14-Jährigen innerhalb der vergangenen vier Wochen mehr als verdoppelt, immer häufiger wird über schwere Verläufe berichtet. Welches Potenzial darin für die nächste Welle innerhalb der aktuellen Welle steckt, lässt allein die Zahl von drei Millionen Kita-Kindern in Deutschland erahnen.
Beleg für Sinnhaftigkeit der Impfpriorisierung
Immerhin, und das ist die gute Nachricht, sinkt die Zahl hospitalierter, auf Intensivstationen zu versorgender Patienten über 80, was die Sinnhaftigkeit der Impfpriorisierung belegt. Gleichzeitig aber wächst die Zahl jüngerer Patienten mit schweren Krankheitsverläufen. Und das wird sich erst dann ändern, wenn weitere Impffortschritte gemacht werden. Dezentrale Impfungen durch niedergelassene Ärzte (und Zahnärzte) müssen jetzt als Beschleuniger genutzt werden. Das wird nur dann funktionieren, wenn Organisation und Logistik fein aufeinander abgestimmt werden.
Bei aller Kritik an der zu langsamen Impf-Kampagne: Es wird konstant weitergeimpft, nur eben auf viel zu niedrigem Niveau. Beim jetzigen Impftempo bräuchten wir zur Erreichung der Herdenimmunität in Deutschland (sagen wir mit 75 Prozent Durchimpfungsquote) noch 518 Tage!
Solange ist und bleibt die beste Maßnahme, persönliche Kontakte noch etwas länger möglichst einzuschränken, wann immer das möglich ist. In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern ein „ruhiges“ Osterfest.