PD Dr. Dr. Arwed Ludwig ist der neue wissenschaftliche Leiter des DZOI-Curriculums Implantologie. Im Interview erläutert das Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für orale Implantologie e. V. (DZOI) seine Ziele. Der erfahrene Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg mit eigener Klinik in Kassel will mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fortbildung die Zahn-Implantologie nach vorne denken, über den Tellerrand schauen und kritisch bleiben. Das nächste Curriculum findet vom 4. bis 9. Oktober 2021 im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZMK) der Universitätsmedizin Göttingen statt, Anmeldungen sind noch möglich.
Dr. Ludwig, Sie sind neuer Leiter des Curriculums Implantologie des DZOI. Was wollen Sie anders machen?
Dr. Dr. Arwed Ludwig: Das Curriculum Implantologie des DZOI ist kontinuierlich weiterentwickelt worden und auf dem neuesten Stand. Was vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern besonders gefällt, wissen wir aus erster Hand. Dazu zählt zum einen der sechstägige Blockunterricht, denn dieser ermöglicht Theorie und Praxis inklusive Klausur kompakt in einer knappen Woche anstatt über einen langen Zeitraum und viele Wochenenden verteilt. Zum anderen ist der hohe Praxisanteil der Fortbildung beliebt. Darunter als Höhepunkt die Übungen am Humanpräparat in der Anatomie der Uni Göttingen sowie abschließend die Teilnahme an einer Live-OP in der Zahnarztpraxis Dr. Stefan Möller. Das ist ein Mix, der viele überzeugt.
Was ist Ihnen besonders wichtig in der Ausbildung künftiger Zahn-Implantologen?
Ludwig: Ich arbeite auch in meiner Klinik viel mit jungen Kolleginnen und Kollegen zusammen. In der curricularen Ausbildung sind mir drei Punkte wichtig. Ich will erstens nach vorne denken mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Deshalb haben wir minimal-invasive Verfahren und das Thema Keramikimplantate in das Curriculum integriert. Zweitens finde ich es enorm wichtig, mit den jungen Kolleginnen und Kollegen über den Tellerrand zu schauen. Eine Praxis zu führen ist mehr als Zähne zu implantieren. Da stellt sich zum Beispiel die Frage, wie ich eine Implantation abrechne. Und drittens will ich kritisch bleiben und im Rahmen des Curriculums kontrovers diskutieren: Welche Materialien sind geeignet, welche Erfahrungen liegen zu einzelnen Behandlungsmethoden vor? Da gibt es unterschiedliche Sichtweisen, über die wir uns austauschen möchten.
Warum sollte ein Zahnmediziner heute eine Spezialisierung auf die Implantologie anstreben?
Ludwig: Die Zahn-Implantologie ist ein ungemein komplexes Behandlungsfeld an den Schnittstellen von Chirurgie und Prothetik. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Jede Patientin, jeder Patient braucht eine individuelle Lösung. Das erfordert eine hohe Beratungskompetenz. Auch technisch sind die Anforderungen spannend, erst recht in einem zunehmend digitalisierten Planungs- und Umsetzungsumfeld. Nicht zuletzt ist eine implantologische Spezialisierung eine Chance, sich von Mitbewerbern abzusetzen. Chirurgische Kompetenz ist gefragt.
Haben Sie Pläne für das Curriculum?
Ludwig: Beginnend mit dem nächsten Curriculum Implantologie, das am 4. Oktober losgeht und für das man sich jetzt anmelden kann, möchte ich die Fortbildung zu einem Ausgangspunkt für eine Gruppe von Young Implantologists machen, die sich austauschen, miteinander und voneinander lernen. Auch international.
Zur Person
PD Dr. Dr. Arwed Ludwig praktiziert in der eigenen MGK Medizinischen und Gesichtschirurgischen Klinik in Kassel sowie an zwei weiteren Standorten in Breuna und Höxter. Der 56-Jährige hat Human- und Zahnmedizin studiert und erfüllt Lehraufträge an den Universitäten Göttingen und Marburg. Seit 2015 ist PD Dr. Dr. Arwed Ludwig Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für orale Implantologie e. V. (DZOI). Seit 2021 leitet er das Curriculum des implantologischen Fachverbandes, das jährlich im Oktober in Göttingen stattfindet.