Paragraf 14 MPG, MDR, Dokumentationspflicht, Abfalldokumentation und sauber abgeschriebene Berichtshefte – Ist es das, was zählen sollte? Was darüber entscheidet, ob Du einen Meistertitel tragen darfst oder nicht?
Ein Zwischenruf von ZTM Matthias Schenk
Friktion durch bohren? Dass ich nicht lache. Das Verhältnis von Nullen zu Einsen im Richtigen Verhältnis, Basics der Maschinensprache. Das sollten Zahntechniker lehr(n)en, nicht etwa das kunstvolle Formen von edlen Materialien, das geschickte Bearbeiten von raffinierten Werkstoffen. Die Funktion der Zähne auf das µ genau verstehen? Was soll’s – wird doch eh eingeschliffen. Ob das jetzt eine A2 oder eine A3,5 ist, das ist doch wirklich nicht kriegsentscheidend … Finden Sie solche Aussagen etwa gut?
Nein! Aber die Ausbildung der Zahnis beinhaltete das Löten von Blechdosen. Dabei durfte zum Ermitteln des Kreisbogens für die Basis keine Zirkel eingesetzt werden. Ja, das ist wohl tatsächlich eine gute Übung, um zu lernen, Ringdeckelkronen zu löten. Aber die habe selbst ich noch nie gemacht.
Jedes Kind möchte etwas mit seinen Händen machen, bis die Eltern es auf die richtige Fährte setzen und ihm eine gehobene Laufbahn ans Herz legen. Und wer möchte schon seine Eltern enttäuschen oder auf ein luxuriöses Leben verzichten? Ist es da verständlich, dass ein Mensch, der Arzt werden will, konkret Zahnarzt, dann mit Handwerk gequält wird? Dass dieser zu bemitleidende junge Student demotiviert wird, ja sogar einen Hass auf alles, was mit Zahntechnik zu tun hat, entwickelt. Ja, es ist verständlich und es ist Zeit, dass sich einiges zum Wohl der Patienten ändert.
Brückenbauer dürfen Brücken bauen, von Mensch zu Menschen, und Gewerke verbinden, die zusammen gehören. Sie sollten nicht nur Lückenfüller und Zahnklempner sein. Wir gemeinsam für den Patienten. Gegen Billig, gegen ökonomische Zwänge eines reformbedürftigen Gesundheitssystem, gegen korrupte Interessenskonflikte, für die Erfüllung im Beruf im Leben, für das Leben, für den Patienten und für eine geniale zahnmedizinische Versorgung, unauffällig, hygienisch, langlebig. So entsteht echte Freude.
Gott sei dank werden die Zahnis nicht mehr mit Zahntechnik gequält. Ihre Begabung liegt im medizinischen und meistens nicht im handwerklichen – oder bekommen sie so vielleicht schon wieder ein Feindbild gegenüber der Zahntechnik angeschult? Viele ältere Zahnärzte bemängeln ja die nun fehlende Ausbildung im prothetischen Bereich – hm.
Aber, wie oben beschrieben, sollten dann nicht vielleicht die Zahntechniker ihre Ausbildung von einem dualen System in den Betrieben und in der Berufsschule eher auf einen Studiengang mit akademischem Abschluss ausrichten, ganz ohne praktische Erfahrungen zu sammeln. Einfach Bang! Dreieinhalb Jahre Hochschulausbildung und dann kannst Du die Finger wackeln lassen … Ja okay, dann machen wir eben noch sechs Monate Praktikum, aber sonst hauptsächlich Zahlen, Daten, Fakten, ohne direkten Zusammenhang. Hochschulbildung halt …
Die Kluft zwischen den beiden Professionen würde so deutlich kleiner werden, hätte dies einen Nutzen? Wohl kaum. Also dann, worauf warten wir? Wir sind die Lückenfüller, also füllen wir die Lücken. Gehen wir auf unsere Kunden zu und bringen uns ein. Große Labore lehnen sich all zu oft bequem zurück: „Ja Herr Doktor, natürlich Frau Doktor, sie haben Recht, wir können natürlich die Kronen machen, sicher werden Sie sie einsetzen, ja, ganz gut wird das sein.“
Seien wir doch mal ehrlich, auch der beste Zahntechniker stößt an die Grenzen der Naturgesetze – und das darf man dann ja wohl auch sagen. Die Frage ist, wie sage ich es und wann habe ich überhaupt Gelegenheit dazu. Gerade hier haben viele, zuweilen meist introvertierte Zahntechniker, ihre zum Teil antrainierten Defizite. Aber das kann man ändern. Wir schließen die Lücke, wir wollen echte Teamarbeit auf Augenhöhe, denn nur so macht es allen Spaß. Wenn jemand nur für das Geld arbeitet, dann sollte er lieber vom Bürgergeld leben, denn mit Widerwillen zu seiner Arbeit vergiftet er letztlich sein Werk. Das Leben ist zu Kurz, um sich zu ärgern.
Don’t worry, be happy :-)
Titelbild: Mattias Schenk