Betroffen sind alle Sektoren und Branchen der Gesundheitsbranche. Von der Prävention über die Diagnose bis zur Therapie – die gesamte "Patientenreise" wird durch digitale Werkzeuge und Interaktionen verändert, mit entsprechenden Folgen für Geschäftsmodelle und Marktanteile.
200 Milliarden Umsatz in digitaler Pharmaindustrie
So gehen die Experten der Unternehmensberatung Roland Berger-Experten nach eigenen Angaben davon aus, dass das weltweite Marktvolumen digitaler Anbieter in der Pharmaindustrie etwa bis 2020 bei mehr als 200 Milliarden Euro Umsatz liegen wird. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von mehr als 20 Prozent.
Dies war laut einer Medieninformation der Unternehmensberater Anlass für das Startupbootcamp Digital Health und Roland Berger, den "Digital Health Europe Summit 2016 – Innovation Cultures" im Berliner Digital Hub "Spielfeld“ zu veranstalten. Rund 150 Teilnehmer, Vertreter traditioneller Gesundheitsunternehmen und Start-ups, Experten und Politiker, diskutierten in Workshops Erwartungen und Herausforderungen, die sich durch die digitale Transformation für die Branche ergeben.
Die Bedeutung von "Digital Health" nimmt weiter zu, darin waren sich die Diskutanten laut Presseinfo einig. "Das bietet einerseits neuen Marktteilnehmern die Chance, sich mit ihren Angeboten zu positionieren, und bedroht andererseits die Position der bisherigen Spieler", sagt Thilo Kaltenbach, Partner von Roland Berger und Experte für die Gesundheitsbranche.
Vor allem die zunehmende Menge an gesundheitsbezogenen Daten bringe es mit sich, dass digitalisierte Geschäftsmodelle neuer Marktteilnehmer gefragt seien, die mit Big Data arbeiteten und den Patienten eine personalisierte Medizin anbieten würden. Angebote wie Gesundheitstipps auf Basis der Daten von Wearables, Tele-Gesundheitsberatung oder auch Online-Medikamentierung kämen dabei zunächst ohne die traditionelle Beziehung zum bisherigen Gesundheitssystem aus.
"Die Mitbestimmung und Autonomie des Patienten in der Behandlungsentscheidung werden deutlich zunehmen", sagt Juliane Zielonka, Managing Director des Startupbootcamp Digital Health Berlin. „Damit entstehen neue Behandlungspfade, und die bisherigen Beziehungen zwischen Patient und Arzt oder Krankenversicherung sowie zwischen Arzt oder Apotheke und Pharmaindustrie verändern sich aufgrund der digitalen Transformation.“
Neue Rollenverteilung der Marktspieler
Auch wenn die Digitalisierung noch einige Hürden nehmen müsse, bevor sie in der Gesundheitsbranche durchgehend eingeführt sei, werde sie über kurz oder lang eine Neuordnung der Rollen der Marktspieler und ihrer Geschäftsmodelle bewirken. Insbesondere klassische, etablierte Pharma-Geschäftsmodelle seien von dieser Disruption betroffen. "Die meisten Unternehmen bereiten sich bereits auf die Transformation vor“, sagt Kaltenbach, „etwa indem sie sich mit Wagniskapital an Digital-Health-Start-ups beteiligen oder Partnerschaften eingehen. Doch wie die Transformation tatsächlich ablaufen wird, ist immer noch offen."
Nach Ansicht des Roland Berger-Experten werden strategische Kooperationen immer wichtiger für den Erfolg im digital veränderten Geschäftsfeld Gesundheit – nicht nur unter etablierten Marktteilnehmern, sondern auch zwischen diesen und innovativen erfolgversprechenden Start-ups. „Das war der Grund, weshalb wir den Health Summit ins Leben gerufen haben“, sind sich Kaltenbach und Zielonka von Startupbootcamp Digital Health einig.
"Unser Akzeleratorenprogramm versteht sich als Brückenbauer zwischen klassischen Unternehmen der Gesundheitsindustrie und agilen Start-ups der digitalen Gesundheitswirtschaft", fügt Zielonka hinzu. Vor allem etablierte Marktteilnehmer stehen nach Ansicht der Unternehmensberater aber auch vor einer weiteren Herausforderung: Der Frage, wie sie ihre geschlossenen Strukturen für Innovationen öffnen können. „Das betrifft die Struktur eines Unternehmens genauso wie seine Innovationskultur und seine Prozesse“, sagt Kaltenbach. „Die Spieler im Gesundheitsmarkt müssen die Frage beantworten, wie ihr eigenes ‚Betriebssystem‘ für den digitalen Wandel aussehen soll.“
Startupbootcamp Digital Health
Das 2010 gegründete Startupbootcamp ist ein globales Netzwerk von Industrie bezogenen Akzeleratoren (Beschleunigern), 14 laufenden Programmen in Amsterdam, Barcelona, Berlin, Rom, Istanbul, London, Miami, New York und Singapur, sowie einem Mentor- und Alumninetzwerk in über 30 Ländern. Von den mehr als 300 durch Startupbootcamp betreuten Start-ups haben 72 Prozent eine Finanzierung erhalten. Startupbootcamp Digital Health Berlin ist ein Akzelerator für Start-ups im digitalen Gesundheitswesen, die sich bis 31. August 2016 für das im November beginnende Programm bewerben können. Info unter startupbootcamp.