Frei von in der Öffentlichkeit ausgetragenen internen Querelen oder gar Skandalen wie bei den Kassenärzten, von versemmelten Reformen wie bei der GOÄ etc., betreiben die Zahnärzte erfolgreich und selbstbewusst Politik auf allen Ebenen.
Erfolgreiche Bilanz für den letzten KZBV-Vorstand
Kein KZBV-Vorstand sei politisch und für die Zahnärzte und Patienten so erfolgreich gewesen wie der letzte (gemeint der seit 2005 hauptamtlich tätige), so der KZBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Eßer im Interiew mit der DZW. Neue Leistungen, Ende der strengen Budgetierung, neue Grundlagen für die Vergütungsverhandlungen sind nur einige Punkte. Nach wie vor ist auch die KZBV die einzige Körperschaft, die das problematische GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetz öffentlich thematisiert und kritisiert.
Jede Menge Selbstbeusstsein – aber auch komplexe Aufgaben
An Selbstbewusstsein mangelt es auch dem neuen KZBV-Vorstand nicht, an komplexen Aufgaben und harten Nüssen allerdings ebenfalls nicht. In den als Kernthemen genannten drei großen D: Demografie, Digitalisierung und Datensicherheit stecken nicht nur Aspekte der Versorgung und Forderungen an die Politik, sondern ganz konkrete Aufgaben, die von den Zahnärzten selbst, in ihrer Selbstverwaltung und in jeder Praxis geleistet werden müssen.
Analysen brauchen Daten – die Praxen müssen sie liefern
Allein das Thema Digitalisierung umfasst eine Fülle von Einzelthemen, die den Kolleginnen und Kollegen in der niedergelassenen Praxis vermittelt und schmackhaft gemacht werden müssen, sollen die politisch erreichten Erfolge tatsächlich langfristig für die Praxen Früchte tragen. Ein Stichwort ist die möglichst breite und zugleich detaillierte Datenbasis und Datenanalyse, die von der KZBV mit dem Datenkoordinierungsausschuss schon vor mehreren Jahren auf den Weg gebracht wurde und die jetzt ins reale Leben kommt. Jetzt ist es an den Praxen, mitzumachen und die nötigen Daten zu liefern. Die Argumente dafür sind zwar einleuchtend, aber wie schwer trotz aller Einsicht tatsächliche Verhaltensänderungen sind, wissen alle aus täglicher Erfahrung mit Patienten.
Nutzen der Telematik und Kampf gegen die Bürokratisierung
Die Zahnärzte müssen jetzt schnell überzeugt werden, die immer als für sie nicht nutzbringend betrachtete Gesundheitstelematik nun doch in ihren Praxen umzusetzen. Da werden leise einige bisher verfochtene Positionen (zwangsweise) pragmatisch geräumt, Stichwort Nutzen der Telematik und Kampf gegen die Bürokratisierung. Wie sich der Demografiefaktor im eigenen Berufsstand – die stärkste Altersgruppe bei den aktiven niedergelassenen Zahnärzten sind immer noch die Babyboomer 50+ – in den kommenden Jahren auf die Versorgung in der Fläche auswirken wird, bleibt ebenfalls spannend. Die nüchterne Aussage ist, dass nicht jede Praxis einen Nachfolger finden wird – und anscheinend mit Blick auf den Sicherstellungsauftrag auch nicht finden muss. Die Gleichung „Sicherstellungsauftrag“ hat mit Z-MVZ, Niederlassungsbereitschaft des Berufsnachwuchses, Praxisstrukturen und Einflussnahme von Politik und Kassen viele Unbekannte und Variablen.
Strukturen und Anforderungen haben sich schleichend, aber sehr wirksam verändert
Die vergleichsweise schnell erreichten Erfolge der vergangenen elf Jahre werden sich so vermutlich nicht fortsetzen lassen – die Strukturen und Anforderungen haben sich schleichend, aber sehr wirksam verändert. Bestes Beispiel ist der Gemeinsame Bundesausschuss mit den vielen neuen Instituten, Fonds und Gremien, in dem der 22a und die Leistungen für die Null- bis Dreijährigen schon „hängen“. Jetzt kommen die Mühen der Ebenen und die langen Strecken für Themen wie das neue PAR-Konzept. Die Chancen, damit weiter auch monetäre Erfolge für die Zahnärzte zu erreichen, sind auf jeden Fall da.