Eine Ära geht zu Ende
Als am 31. März 2022 Professor Dr. Gerhard Handel sein Büro verließ, endete am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) eine Ära. Mit dem Direktor der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik verabschiedet sich der letzte Klinikdirektor aus den Anfängen des UKR in den Ruhestand. Für seinen Nachfolger Professor Dr. Sebastian Hahnel schließt sich hingegen ein Kreis. Er kehrt vom Universitätsklinikum Leipzig zu seiner Alma Mater zurück.
Wissbegier, Einsatz und fachliches Können
„Manchmal ist es im Leben wichtig, dass man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist“, sagt Handel. Das Glück des richtigen Timings, gepaart mit Wissbegier, jeder Menge Einsatz, eiserner Disziplin und fachlichem Können, brachte den gebürtigen Niedersachsen bis auf die Position des Direktors der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik des UKR. „Hätte mir das vor etwa 50 Jahren jemand vorhergesagt, ich hätte es ihm nicht geglaubt.“ Denn der Lebenslauf von Professor Handel liest sich keineswegs so, als sei ihm eine Professorenkarriere vorherbestimmt gewesen.
Qualifizierter Hauptschulabschluss in den Anfängen der 1970er-Jahre, Ausbildung zum Zahntechniker, Mittlere Reife an der Abendrealschule, Gesellenprüfung zum Zahntechniker, allgemeine Hochschulreife an einem Kolleg gegen Ende der 70er-Jahre und schließlich das Studium der Zahnheilkunde an der Medizinischen Hochschule Hannover mit dem Staatsexamen im Jahr 1984. „Eine enorm intensive Zeit, die sich in jedem Fall gelohnt hat. Zumal ich währenddessen auch meine Frau kennenlernen durfte“, sagt der Zahnmediziner über seine Ausbildungszeit.
Über die Stationen als Assistenz- und Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover, samt Habilitation 1991, trat Professor Handel im November 1991 seinen Lehrauftrag für klinische Prothetik an der Universität Regensburg an. Knapp ein Jahr später folgte die Berufung zum Direktor der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, verbunden mit dem zugehörigen Lehrstuhl. „Das war Liebe auf den ersten Blick und das ist es auch bis heute geblieben“, verrät Handel. Während seiner Zeit am UKR und an der Universität war es ihm immer wichtig, seine Mitarbeiter und Studierenden zu fördern. „Ich habe immer versucht, meinem Team die Möglichkeit zu geben, auch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.“
Bis zur Habilitation begleitet
Bei einem seiner Studenten scheint ihm das gut gelungen zu sein. Mit Professor Dr. Sebastian Hahnel folgt ihm ein Zahnmediziner nach, der bereits seine ersten wissenschaftlichen Aktivitäten am UKR unternommen hat. „Es freut mich ungemein, dass Professor Hahnel meine Nachfolge antritt. Ich habe ihn vom ersten Semester an bis zu seiner Habilitation begleiten dürfen. In gewisser Weise schließt sich ein Kreis“, sagt Handel.
Sein Nachfolger freut sich indes auf seine neue, alte Heimat Regensburg „Das UKR und die Stadt sind für mich eine Herzensangelegenheit. Nachdem ich in Regensburg studiert und viele Jahre am UKR gearbeitet habe, freue ich mich nach meiner Zeit in Leipzig riesig auf die neue Aufgabe“, sagt Hahnel. Von der Universitätsklinik in Leipzig führt ihn nun also der Karriereweg wieder zurück zu dem Punkt, an dem mit dem Studium der Zahnmedizin alles begonnen hat.
Studium, Approbation als Zahnarzt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, akademischer Oberrat an der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Forschungsaufenthalt am Trinity College in Dublin, Habilitation, Oberarzt und ab dem Jahr 2015 außerplanmäßiger Professor an der Universität Regensburg. Danach folgte im Jahr 2017 der Ruf an den Lehrstuhl für zahnärztliche Prothetik der Universität Leipzig sowie etwas später auch der Posten als Direktor der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde am Universitätsklinikum Leipzig und jetzt wieder retour.
Neue digitale Behandlungsverfahren etablieren
Konkrete Pläne für sein Schaffen am UKR hat Hahnel auch schon: „Gerne möchte ich neue digitale Behandlungsverfahren etablieren, die Bereiche der Funktionsdiagnostik und -therapie bei Erkrankungen der Kiefergelenke sowie der Alterszahnmedizin weiterentwickeln und die Vernetzung zwischen präklinischer und klinischer zahnärztlicher Forschung weiter ausbauen, was direkt unseren Patienten zugutekommt.“ Auch der Bereich der dentalen Werkstoffe liegt dem Zahnmediziner sehr am Herzen. „Hier existieren sehr viele Berührungspunkte mit anderen Fachbereichen und Disziplinen. Diese gilt es noch enger zu verzahnen, sei es aus klinischer oder wissenschaftlicher Sicht.“
Neben der Patientenversorgung und der wissenschaftlichen Komponente stehen für Hahnel jedoch vor allem auch seine Mitarbeiter im Mittelpunkt: „Ich kenne viele Mitarbeiter noch aus meiner Zeit hier am Haus, was mir sicherlich den Start vereinfacht. Mir ist es darüber hinaus wichtig, dass auch weiterhin die von Professor Handel praktizierte Open-Door-Mentalität herrscht und alle Mitarbeiter jederzeit mit ihren Fragen, Wünschen und Problemen zu mir kommen können. Es geht nur gemeinsam, und dann müssen wir es auch gemeinsam anpacken!“